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Sphair


Christoph Mangold

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Christoph Mangold

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http://www.sphair.ch

 

Viele Fragen zu SPHAIR wurden in diesem Forum schon gestellt. Nachdem ich nun das ganze Programm absolviert habe, werde ich in diesem Thread versuchen, euch allen und insbesondere denjenigen, die das Screening oder den Kurs noch vor sich haben, einen Überblick zu verschaffen, von meinen Erlebnissen zu erzählen und Fragen zu beantworten.

 

Eher zögernd meldete ich mich im letzten Quartal 2004 für das Screening vom 17. Januar 2005 an. Zögernd, da ich mich schon länger mit dem Gedanken an das Screening beschäftigte, aber an mir selbst zweifelte. Langsam musste ich mich jedoch entscheiden, da mir die Zeit davonlief und so meldete ich mich an.

Im Vorfeld trainierte ich recht intensiv mit zwei Kollegen von mir (bzw. sie trainierten mich), die beide bereits Screening und Kurs erfolgreich bestanden hatten. Ein Freund und PP-Pilot lieh mir ausserdem ein Buch mit Software zur Vorbereitung auf den ATPL-Eintrittstest bei der Lufthansa aus.

Einmal traf ich mich auch noch mit Ivan Coray und wir übten während einem Nachmittag.

Je mehr ich trainierte, desto sicherer wurde ich.

 

Ich wusste schon recht genau, was mich beim Screening erwarten würde, da ich meine Freunde mit Fragen nur so gelöchert habe, und konnte mich so effizient vorbereiten.

Mein Motto war, lieber zu viel als zu wenig zu trainieren (wie die Marathonläufer, die im Gebirge trainieren, um in tieferen Gefilden mehr Sauerstoff aufnehmen zu können :D)

 

Die Tests gliedern sich in drei Gruppen:

-Englischtest

-Leistungstests

-Persönlichkeitstest

 

 

 

Englisch

Ich meldete mich vor etwa eineinhalb Jahren zum „First Certificate“ an, welches an unserer Schule angeboten wird. Das hat mir viel genützt.

 

Am Screening gibt es verschiedene Arten von Aufgaben: Grammatik, Synonyme und Redewendungen. Am besten repetiert man nochmals die wichtigsten grammatikalischen Regeln (Konjugieren, Zeiten) und schaut sich die wichtigsten Redewendungen mit den häufigsten Verben (have, take, usw.) an.

In manchem Übungen muss man ein bestimmtes Wort durch ein Synonym ersetzen. Wenn man das Wort nicht kennt, kann man manchmal anhand der Vorsilbe den Sinn erahnen (z.B. ob-, in- etc.) und dementsprechend eine Antwort geben.

 

 

Kopfrechnen

Ich schrieb mir die Quadratzahlen bis und mit 20 auf und lernte sie. Addieren, Subtrahieren und Dividieren vierstelliger Zahlen, sowie das Multiplizieren zweistelliger Zahlen in einem bestimmten zeitlichen Rahmen übte ich mit Hilfe des Diktiergerätes. Ivan Coray gab mir schliesslich kurz vor dem Screening am Telefon noch den letzten Schliff.

 

Die Hälfte der 24 Aufgaben beim Screening wird visuell, die andere akkustisch gestellt. Man hat genug Zeit, die Antwort zu geben. Fünf Sekunden vor Schluss ertönt allenfalls ein Piepston.

 

 

Raumorientierung

Auf http://www.sphair.ch , unter „Explore your Talent“, „Raumorientierung“, könnt ihr sehen, wie dieser Test abläuft. Einen markanten Unterschied zu den Übungen im Internet gibt es jedoch beim Screening:

 

Die Anweisungen erfolgen ausschliesslich akkustisch, das heisst über Kopfhörer. Deshalb sprach ich zum Üben einerseits Anweisungen auf ein Diktiergerät, um sie dann anzuhören und später zu überprüfen, ob ich die Aufgaben richtig gelöst hatte. Andererseits trainierte ich auch mit den Kollegen. Sie gaben mir zahlreiche Kommandos und das ziemlich schnell (und an den unmöglichsten Orten, z.B. im Restaurant, wo man richtig abgelenkt ist :D).

Im Screening ertönen sechs Kommandos pro Aufgabe, die Geschwindigkeit erhöht sich im Laufe des Tests sprunghaft. Es hat mir viel genützt, auch mal 15 oder 20 Anweisungen so schnell als möglich zu trainieren.

 

Konzentration (Dreiecke)

Diesen Test übte ich zwei, drei Male im Internet, da ich wusste, dass er in unveränderter Form Bestandteil des Screenings sein würde.

 

Und so war es dann auch.

 

Optische Wahrnehmung

Den OWT übte ich auf der Sphair-Seite. Es ist übrigens praktisch unmöglich, im Teil zwei mehr als drei Instrumente zu lesen (manchmal auch nur zwei, also nicht beirren lassen)!

Ich legte mir eine vorgehensweise zurecht: Sich zunächst mit einem ehrer „unscharfen“ Blick einen Überblick verschaffen und danach zügig, aber nicht überstürzt, von oben links nach unten rechts die betreffenden Zahlen einprägen.

 

Im Screening fehlen bei den Instrumenten jeweils zahlreiche Ziffern, jedoch ist pro Aufgabe die Nummerierung bei den Instrumenten gleich, das heisst die Ziffernblätter sind bei allen neun Instrumenten auf die gleiche Weise nummeriert.

 

 

 

Buchstabentrackling

Den Test, bei welchem man einzelne Buchstaben in einer Folge suchen muss, übte ich ein paar mal im Internet sowie auf der ATPL-Software.

 

Er erfolgt auch im Screening nur visuell und entspricht etwa der gleichen Schwierigkeitsstufe wie die Tests im Internet.

 

Physik

Im Übungsbuch zum ATPL-Eintrittstest und auf der SPHAIR-Page löste ich einige Aufgaben, ausserdem schaute ich mir an, wie z.B. ein Motor oder ein Triebwerk inetwa funktioniert.

 

Beim Screening sind Aufgaben aus verschiedenen Gebieten zu lösen. Meist kann man mit logischem Denken der Antwort auf die Schliche kommen, es gibt jedoch auch Fragen, bei denen man die Antwort weiss oder nicht.

 

Mathematik

Ich schrieb mir die wichtigsten Methoden zur Lösung der Aufgaben, die am Screening zu erwarten waren, auf, also vor allem Dreisätze, antiproportionale Dreisätze und Zeit-Weg-Aufgaben.

 

Im Screening löst man die Aufgaben auf Blättern und gibt das Resultat per Touchscreen ein. Die Blätter werden ohne eingesehen zu werden anschliessend vernichtet.

 

 

Koordinationstest

Der Koordinationstest war der letzte Leistungstest. Es müssen mehrere Instrumente überwacht und Abweichungen von bestimmten Werten mittels Joystick ausgeglichen werden. Ein konsequentes Scanning, das heisst das Wandern des Auges von Instrument zu Instrument ist hier der Schlüssel.

 

Persönlichkeitstest

Im Persönlichkeitstest wollen die Prüfer ein Bild von euch, von eurer Person erhalten. In 143 Fragen wird der Charakter auf bestimmte Eigenschaften hin, die von einem Pilot verlangt werden, untersucht.

Es empfiehlt sich, einfach ganz ehrlich zu sein und sich nicht zu verstellen! Manchmal werden gleiche oder ähnliche Fragen mehrmals gestellt, um zu überprüfen, ob der Kandidat sich verstellt oder nicht.

 

Die Tests erfolgen soweit ich das noch in Erinnerung habe in obiger Reihenfolge.

 

Und nun mein kleiner Erfahrungsbericht zum Screening:

Da ich es von Davos her nicht rechtzeitig zum Screening geschafft hätte, übernachtete ich bei meinem Cousin in Zollikon, wo ich sehr gut schlief.

Ich nahm am Montag Morgen frühzeitig die S-Bahn nach Dübendorf. Während der Zugfahrt hörte ich Musik, um ein wenig Aggresivität aufzubauen :D. Nach einem kleinen Irrweg in Dübendorf kam ich schliesslich 50 Minuten zu früh beim FAI als erster an. Mit einer Zeitschrift unterhielt ich mich ein wenig. Etwa 15 Minuten später begannen nach und nach auch die anderen Kandidaten einzutrudeln.

Wir unterhielten uns ein wenig und vertrieben uns so die Zeit.

Gegen 9 Uhr 20 wurden wir gebeten, uns in das zweite Stockwerk zu begeben. Dort steht eine Art Lobby mit Tisch und Zeitschriften. Um halb Zehn dann betraten wir schliesslich den Raum, in welchem das Screening stattfand:

 

Der Raum ist sehr hell. Zehn Tische mit Touchscreens, Headsets und Joysticks sind in ihm angeordnet. Links und rechts durchflutet Licht die grossen Fenster.

Uns wurde erklärt, wie und in welcher Reihenfolge die Tests ablaufen. Danach startete das Englischprogramm. Auf dem PC wurde der Ablauf des Tests usw. erklärt.

Nachdem alle Fragen beantwortet worden waren, startete die Testphase. Danach erfolgten jeweils die Instruktionen und Übungsphasen für den Kopfrechen- und den Raumorientierungstest.

Die Serie wurde mit einer Pause abgeschlossen. Ich merkte, dass ich die Tests als einfach empfand, da ich sehr viel trainiert hatte, während andere ziemlich Mühe zu haben schienen, weil sie die Tests kaum geübt hatten.

 

Es folgten die drei nächsten Tests.

 

Nach einer Mittagspause ging es dann weiter (siehe oben), bis alle Tests um ca. 16 Uhr beendet waren.

Das Klima im Raum ist sehr angenehm, es wird viel gelüftet, der Instruktor war sehr freundlich und hilfsbereit.

Bei manchen Tests kann man jederzeit nochmals alle gegebenen Antworten einsehen und allenfalls korrigieren, während in anderen die Antwort nicht mehr verändert werden kann.

In manchen Tests gibt es eine fixe Anzahl Aufgaben, in anderen muss man möglichst viele Aufgaben pro Zeit lösen.

Ihr werden darüber genau instruiert und könnt auch Fragen stellen.

 

Nachdem ich die Tests absolviert hatte, traf ich mich mit Bruno Kunz aus dem Forum am Flughafen Zürich. Nach einem Zwischenstopp bei meinem Onkel in Bassersdorf ging es dann per Zug wieder zurück nach Davos. Ich traf mich noch mit einem Freund im Restaurant, bevor ich mich müde aber glücklich auf den Nachhauseweg machte.

 

Am nächsten Tag tigerte ich Stunde um Stunde zum PC in der Schulbibliothek, um nachzusehen, ob ich bestanden hatte oder nicht. Der Balken wollte und wollte einfach nicht grün werden. Ich konnte mich während den Schulstunden kaum konzentrieren.

Tags darauf, beim zweiten Anlauf, war der Balken dann endlich grün und ein grosses Glücksgefühl stellte sich ein.

 

Die erste Hürde war genommen...

 

 

Nun ging es darum, einen geeigneten Kurstermin und Flugplatz zu finden.

Mein Primärziel ist, Militärpilot zu werden. Da der Termin meiner Aushebung auf den 30. Mai angesetzt ist und man das Zertifikat des SPHAIR-Kurses dann mitbringen muss, kam für mich nur noch der Termin im Frühling in Frage. Jedoch deckten sich die Termine für mögliche SPHAIR-Kurse und mein Ferienplan nicht. Was also tun? Die Aushebung verschieben? Es muss eine Frist von drei Monaten von der Aushebung zur Rekrutenschule eingehalten werden, was im Falle einer Verschiebung nicht mehr möglich gewesen wäre, ohne nicht auch die RS zu verschieben. Schulfrei nehmen? Zwei Monate vor der Matur zwei Wochen freinehmen? Eine schwierige Frage.

Ich informierte mich bei allen Stellen, suchte nach der besten Möglichkeit. Und dann erhielt ich ein E-Mail, wonach die 18 monatige Frist, innert welcher die SPHAIR durchlaufen sein müsse, in drei Monaten ablaufe. Kurz rechnen, puh, drei Monate – das ist eine Woche vor dem Termin im Sommer.

Der Fall war klar. Keine fünf Minuten später meldete ich mich für den Termin im Frühling an – Schule hin, Schule her. Fliegen ist für mich wichtiger. Da Grenchen – mein Wunschflugplatz- bereits ausgebucht war, schrieb ich mich für den Kurs vom 27.3. in Locarno ein. Dann schrieb ich das Gesuch für eine zweiwöchige Dispensierung und bangte. Meine verständnisvolle Abteilungsbetreuerin erlöste mich dann tags darauf nach einer Sondersitzung! Ein riesiger Stein fiel mir vom Herzen...

Manchmal muss man konsequent und bedingungslos für ein Ziel kämpfen, koste es, was es wolle!

 

Etwa zwei Wochen später erfuhr ich in einem E-Mail von SPHAIR, dass Locarno nicht genügend ausgelastet und ich nach Grenchen umgebucht worden war, was mich sehr freute.

Drei Wochen vor Kursbeginn erhielt ich alle benötigen Unterlagen, um mich auf den Kurs vorzubereiten: Checklisten, Geographie, Grundlagen und Verfahren der Fliegerei mussten vorbereitet und zum Teil auswendig gelernt werden.

Ich nahm mir viel Zeit, um alles sauber zu lernen, damit ich dann vom Kurs auch möglichst viel profitieren konnte.

 

Am 26. März um 4:10 Uhr hiess es dann aufstehen: Der Sternflug stand auf dem Programm. Um es kurz zu machen: Ein Super Tag, nochmals besten Dank an alle, die diesen Event ermöglicht und so geil gemacht haben, und natürlich an Heinz Richner, unseren Piloten!

Der Kurs

Am Samstag Abend dann bezog ich das Zimmer, welches in den nächsten zwei Wochen mein Zuhause sein würde. Am Sonntag büffelte ich noch einige Stunden und spazierte ein wenig auf dem Flugplatzareal herum.

Abends dann um 18:00 versammelte sich das Team, bestehend aus sechs Mitgliedern, beim Sekretariat der Flugschule Grenchen. Die Namen der Teilnehmerliste erhielten Gesichter...

Es folgte der „Eintrittstest“, bei dem die zentralsten Dinge, die man gelernt haben sollte, abgefragt wurden. Gleich wurde uns das Du mit den Fluglehrern angeboten.

Dann bezogen auch die anderen das Zimmer: Drei Kajütenbetter pro Zimmer. Die Unterkunft wirklich toll: Fernseher, Mikrowelle, Kühlschrank, Teekocher usw.

Wir unterhielten uns ein wenig, Kleider etc. wurden in den Kleiderkästen verstaut.

 

Montag, 28.3.2005 / ANGEWÖHNUNGSFLUG

Am nächsten Morgen, also am Montag, 28.3.05 startete der Tag um 7:00 Uhr mit dem Frühstück, um 8:00 Uhr ging es los mit der Theorie. Von zwölf bis zwei gab es eine Mittagspause, danach wiederum Theorie bis sechs, ausserdem wurde uns die Infrastruktur des Flughafens etc. gezeigt. Es folgte das Abendessen, danach die Vorbereitung für den nächsten Tag, an welchem bereits die ersten beiden Flüge auf dem Programm standen.

 

Dienstag, 29.3.2005 / FOUR FUNDAMENTALS

Uns wurde unser Baby, genannt „ROBIN DR 40“ vorgestellt, der Outsidecheck und das Draining gezeigt und erklärt, wie man den Flieger richtig zieht und ehe man sich versah, sass man mit laufendem Motor im Flieger, links, versteht sich :D.

 

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Und bereits ging es los:

Den ersten Start führte der Flight Instructor, in meinem Fall Willi Dysli, durch, wir hatten jedoch die Hände bereits an den Controls, um die Bewegungen mitzufühlen.

Nach dem Start von der RWY 25 ging es westwärts, in Richtung Arbeitsraum Whiskey, outbound via Whiskey. Willi erklärte die Funktionen der Steuer und der Trimmung.

Eindrücklich erklärte er, was passiert, wenn man das Flugzeug vertrimmt fliegt: Ich hatte die Aufgabe, die Fluglage zu halten, während er die Trimmung bis an den Anschlag nach vorne drehte. „Was würd denn passiere, wenn du de Knüppel losla würsch?“, fragte Willi. „Ds Flugzeug würd in en steile Sinkflug ga“, antwortete ich. „Guet, denn la mal los“. Und das tat ich dann auch. Tja, mein Herz und meine Niere waren sich noch nie näher :D

Die Landung lief wieder wie der Start ab, Hände an den Controls, Fluglehrer PF.

 

Nachmittags stieg ich dann wieder in den Flieger, diesmal aber als Pax. Ich filmte und fotografierte, während mein Fliegerkollege Nicolas flog. Nach dem Flug bei schönem Wetter und anschliessender Landung hiess es an diesem Tag nochmals, als Pilot in die Maschine zu steigen.

Der Turn Coordinator „meines“ Flugzeuges, der HB-KBV, hatte während der Flüge jedoch Störgeräusche im Intercom erzeugt, weshalb das Flugzeug erst einmal in die Maintenance geschickt wurde. Nach ca. 45 Minuten war alles wieder in Ordnung, jedoch hatte mein Fluglehrer einen wichtigen Termin. Währenddessen zog schlechtes Wetter auf. Ich sollte, nachdem ich morgens als erster gestartet war, nun als letzter mit einem anderen Fluglehrer, nämlich Mario Richard, der zu diesem Zeitpunkt bereits sechs Flüge gemacht hatte, nochmals in die Luft. Unter diesem Druck wurde ich nervös und fühlte mich auf diesem Flug nicht ganz wohl. Der Flug verlief dann jedoch, nachdem ich meine Nervosität ablegen konnte und realisierte, dass Mario sehr geduldig und ruhig ist, gut. Bereits bei diesem zweiten Flug erfolgten Start und Landung weitestgehend durch den Flugschüler und ich hatte sogar die Möglichkeit, bereits das erste Mal zu funken, als ich den Meldepunkt Whiskey passierte.

Der erste, ereignisreiche Flugtag war überstanden und ich hatte bereits eine riesige Freude am Fliegen.

 

Mit „four fundamentals“ sind übrigens Horizontal-, Steig-, Sink-, und Kurvenflug gemeint.

 

Mittwoch, 30.3.2005/FOUR FUNDAMENTALS

Nach Theorie von acht bis zwölf Uhr und der Flugvorbereitung hob ich als zweiter der Gruppe um 15 Uhr ab. Der Start wurde nun vollumfänglich selbst durchgeführt.

Die sechs Teammitglieder waden anfangs in zwei Teams à drei Mitgliedern auf die beiden Flugzeuge HB-KBV (FI: Willi Dysli) und HB-KDV (FI: Mario Richard) zugeteilt worden. Innerhalb der Dreiergruppen wurde jeweils von Flug zu Flug rotiert. Nachdem ich also Montags für Flug 1 als erster und für Flug 2 als letzter gestartet war, war ich nun Nummer zwei.

Der fantastische Flug fand wiederum über dem Bielersee statt. Die Quellwolken luden einen ein, Entscheidungen zu treffen. Wenn man beispielsweise die Anweisung erhielt, einen 360° Rechts zu fliegen, eine Quellwolke aber den Weg versperrte, so antwortete man halt, dass die Anweisung infolge Bewölkung noch nicht ausgeführt werden könne. Ein Ziel von SPHAIR ist , die Flugschüler hinsichtlich Entscheidungsfindung bereits zu schulen, oder wie es heisst „Chefs zu machen“. Die Frage „Wär isch dä Chef?“ hörte ich im Verlaufe des Kurses immer weniger :D.

Als Fernrichtpunkte konnte ich wunderbar Quellwolkenformationen verwenden, oder die Kondensstreifen von Airlinern einige tausend Fuss über uns (unsere Flughöhe betrug, soweit ich das noch in Erinnerung habe, 8500 ft).

 

Donnerstag, 31.3.2005/FOUR FUNDAMENTALS

Am Donnerstag sollte es erstmals in den Übungsraum SIERRA gehen. Das Wetter war an diesem Tag nicht so besonders. Unser Auftrag war es, den Luftraum den Checkpoints entlang abzufliegen: Koppigen – Sumiswald – Trubschachen – Schüpfheim – Huttwil – Herzogenbuchsee- Koppigen.

Tiefliegende Bewölkung machte diesen Flug zu einem ganz besonderen Erlebnis, da die Bewegungen immer auch mit dem Wetter und dem Gelände koordiniert werden mussten, was mir nebst anderen Punkten nicht immer gelang (dementsprechend fiel auch das Debriefing eher schlecht aus). Der Rückflug erfolgte via Koppigen und Outercircuit RWY 25.

 

Freitag, 1.4.2005/FOUR FUNDAMENTALS

Der letzte Flug der ersten Woche. Der Flugauftrag: Outbound via Whiskey, Climb nach Ins auf 7000 ft, simulierte Landeanflüge auf einer Achse Chasseral – Windkraftwerk.

 

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Für jeden Flug, der im Rahmen von SPHAIR durchgeführt wird, gibt es ein Thema, drei Ziele und einen bestimmten Ablauf. Ausserdem ist beschrieben, in welcher Flugphase die „Testphase“ stattfindet. Die Testphase ist jedoch nicht eine Prüfungsphase im eigentlichen Sinne, wie man vermuten würde (der ganze Flug, ja die ganzen zwei Wochen sind eine Testphase), sondern ein Zeitraum, während dem der Fluglehrer, falls die Safety nicht tangiert wird, nichts sagt.

 

Die Ziele dieses Fluges gemäss SPHAIR-Sheet lauteten:

1. Sie teilen Ihre Absichten und Überlegungen kurz und verständlich mit

2. Sie führen das Scanning mit der nötigen Systematik durch, so dass das Einhalten von Fluglage und Richtung immer gewährleistet ist.

3. Sie können den ersten Funkaufruf am Boden selbstständig durchführen

 

Es gilt während den Flügen jeweils, diese Ziele zu erfüllen. Die Fluglehrer erklären, wie diese Ziele erreicht werden können und was gegebenenfalls zu beachten ist.

 

Nach dem Wegflug drehten wir kurz vor dem Erreichen Ins` in Richtung Nord ab. Auf einer gedachten Achse Chasseral – Windkraftwerk führten wir einen Landeanflug aus. Bedingt durch die Bise musste aufgekreuzt werden, um den Flugweg einhalten zu können.

 

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Die Achse musste sowohl horizontal (Chasseral und Windkraftwerk hintereinander), als auch vertikal (Spitz des Chasserals zeigt auf Sockel des Windkraftwerks) gehalten werden. Am Ende des Approaches hiess es dann vom Fluglehrer „GO AROUND!“, was mit einem „GO AROUND“ unsererseits bestätigt wurde. Es folgtend die Calls „Throttle Full Open“, „Carburator Heat OFF“ und „Speed above SIX ZERO knots, Flaps up“. Während der Beschleunigungsphase musste durch Einsatz des rechten Fusses der Slipstreameffekt kompensiert werden, und der Blick sollte konsequent auf dem Richtpunkt liegen, was mir anfangs nicht gelang: Der Flieger drehte nach links weg. Nach einem simulierten Circuit, denn ich zu hoch und ohne klare Richtpunkte zu definieren, flog, folgte ein zweiter Approach. Die Planung der Circuits hatte ich nicht gut vorbereitet, sodass dieser Flug eher schlecht ausfiel.

Dem Circuit noch hinterherdenkend meldete ich mich über der St. Petersinsel mit „HBV, Erlach“. Was sich der Lotse wohl dachte, als er diesen Funkaufruf hörte?

 

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Willi fragte mich, was denn diese Meldung solle. Richtig hätte es geheissen: „Grenchen Tower, HB-KBV, St. Petersinsel, 6500 ft with Information Juliette for Landing“. Tja, der Spruch „sobald der Propeller läuft ist man noch halb so schlau“ hat sich bei mir manchmal wirklich schneller bewahrheitet als mir lieb war...

 

Dementsprechend viel auch das Debriefing eher schlecht als recht aus, ich erhielt ein „unterer Standard“.

Es gibt übrigens vier Bewertungskriterien:

-Above Standard

-Standard

-Below Standard

-Well Below Standard

 

Es folgte das Wochenende. Was in diesem Text nicht so gut spürbar ist: Die Tage sind intensive, sogar sehr intensiv, und so war ich nach einer Woche doch ziemlich ausgepowert (Beni, Jenni und Wilko können das gerne bezeugen). Mit dreieinhalb Zugfahrstunden von Grenchen am weitesten entfernt, entschied ich mich, das Wochenende in Grenchen zu verbringen und mich so gut als möglich zu erholen. Samstag um 13 Uhr erhielt ich von Heinz Richner ein SMS und wir trafen uns. Heinz merkte, wie erschöpft ich war und verzichtete extra auf den Flug nach Lugano. Ein Flugbegeisterter wie ich hat keine Lust auf einen Flug nach Lugano in einer Turbo Arrow – so erschöpft war ich :D

Heinz fuhr mich noch nach Grenchen und zurück, wo ich mich mit Früchten und Fruchtsäften sowie Mineralwasser eindeckte, um meinen Akku zu laden. Bei den Essen im Restaurant hatte ich zwar täglich viel Salat gegessen, aber zu wenig getrunken und keine Vitamine „getankt“. Dies wollte ich ändern.

Samstags ging ich dann früh schlafen und lernte sonntags so viel wie möglich. Bruno Kunz kam mich besuchen und wir verbrachten den Nachmittag zusammen. Abends kamen dann meine Kollegen wieder „heim“. Wir besichtigten kurz den Tower und gingen anschliessend essen.

 

Montag, 4.4.2005/ANWENDUG DER FOUR FUNDAMENTALS AUF SIMULIERTEN PLATZRUNDEN

Der Flug glich demjenigen vom Freitag, nur, dass wir uns mittlerweile die Procedures und Checks für die Circuits angeeignet hatten: Mario Richard hatte uns empfohlen, Circuits auf dem Boden abzulaufen und dabei die jeweiligen Checks durchzuführen. Unglaublich, wie schnell die Zeit dabei vergeht, obwohl man sich nur sehr langsam bewegt. Man ist voll gefordert und das bereits am Boden, wo man ja die Fluglage nicht im Raum halten muss.

Nach einigem Üben ging der Ablauf jedoch immer besser.

Um 13:45 hoben wir vom Boden ab und machten uns wiederum Richtung Chasseral auf. Der Ablauf erfolgte viel flüssiger als am Freitag, ich flog selbstständiger und sicherer. Dementsprechend fiel auch das Debriefing nach der Landung um 14:45 etwas besser aus.

 

Dienstag, 5.4.2005/STALL UND STEEPTURNS

Heute stand eine Art Gefahreneinweisung auf dem Programm, nämlich das Steuern während des Stalls und in Steilkurven.

Die Ziele waren ein ruhiges und systematisches ausleiten der Stallphase, das Fliegen der Steepturns innerhalb der Toleranzen sowie das Durchführen des Anfluges (inkl. Aller Checks und komplettem Approachbriefing).

 

Als Stall bezeichnet man einen Strömungsabriss, das heisst, es strömt keine Luft mehr über den Flügel und der Flieger kippt ab. Dieser Zustand wurde herbeigeführt, indem die Speed mehr und mehr bis unter 55 KIAS reduziert wurde. Die über den Flügeln erzeugten Luftwirbel prallen dabei auf das Höhenleitwerk, wodurch das Flugzeug zu schütteln beginnt, gleichzeitig ertönt die Stallwarnung. Schliesslich kippt der Flieger nach vorne ab und geht in einen Sinkflug über. Er wird darin unterstüzt, indem der Stick in die Abkipprichtung gehalten und Schub gegeben wird. Danach wird der Flieger wieder abgefangen und das war`s auch schon. Unsere Robin reagierte sehr gutmütig, vor allem, da mit nur zwei Insassen der Schwerpunkt weit vorne lag.

 

Als Steepturns bezeichnet man eine Kurve mit einem Angle of Bank von mehr als dreissig Grad. Nach einigen 45° 360`s folgten noch Turn mit 60° AOB, bei welchen man den Stick ziemlich ziehen muss, damit der Flieger nicht sinkt. Dies, da sowohl Schwerkraft als auch Zentrifugalkraft mit dem Auftrieb kompensiert werden müssen und die Zentrifugalkraft mit mehr Bank mehr und mehr zunimmt. Immerhin erfährt der Körper hier bereits eine Beschleunigung von zwei G.

 

Die im SPHAIR-Sheet beschriebenen Evolutionen konnten mit der Robin nicht durchgeführt werden, da dieses Flugzeug dafür nicht zertifiziert ist.

 

Während die Übungen relativ gut von statten gingen, patzte ich beim Approach auf alle nur erdenklichen Arten (Funk, Briefing, Höhe, Routing), weshalb ich einen Below-Standard Flug hatte.

Ich fühlte mich nach dem Flug ziemlich schlecht, da ich es hätte besser machen müssen. In solchen Momenten kommt das Team erst richtig zum tragen und man wird aufgebaut, während man in anderen Momenten versucht, die Teammitglieder zu pushen. Ein Geben und Nehmen also.

 

Mittwoch, 6.4.2005/Navigationsflug

Ziel dieses Fluges war eine Einführung in die Navigation. Geplant war folgende Route für den Hinflug:

Grenchen – Whiskey – Täuffelen – Fribourg – Vevey – Yverdon

 

Und für den Rückflug:

Yverdon – Bulles – Thun – Burgdorf – Grenchen

 

Eine Tief über Schottland und ein Hoch über der Nordsee verursachten jedoch Höhenwinde von 40 Knoten, sodass der Flug in Richtung Westen nur sehr harzig verlief. Kurzerhand beschloss Willi, Vevey zu canceln und stattdessen gleich von Fribourg nach Yverdon zu fliegen.

Im Vorfeld des NAV-Fluges hatten wir die jeweiligen Distanzen und Headings sowie die Flugzeit mithilfe der ICAO-Karte bestimmt und eine Tabelle mit voraussichtlichen Flug- und Ankunftszeiten erstellt und diese während des Fluges jeweils mit den aktuellen Daten gefüttert.

 

Die Landung in Yverdon wird mir in Erinnerung bleiben. Das Flugzeug wurde von Wind kräftig geschoben. Ein Hammergefühl wenn man Richtung der Flugzeuglänsachse und Flugrichtung vergleicht und so den Wind erahnen kann!

 

Vom Rückflug wird mir vor allem Thun in Erinnerung bleiben, wie man aus 6500 AGL die Boote auf dem See sieht, einfach herrlich! Wiederum hatte ich jedoch beim Anflug insbesondere bei den sogenannten Höhengates (Höhen, bei welchen eine bestimmte Handlung erfolgen muss, z.B. das Ausschalten des Transponders bei 7000 ft) gepatzt, sodass die Wertung wieder below standard war.

 

Meine Leistungskurve begann sich also abzuflachen, was natürlich nicht der Fall sein sollte. In der zweiten Woche lernte ich, dass man einen Flug zuerst verarbeiten muss, sich über die eigenen Stärken und Schwächen bewusst werden, deren Ursachen zu finden und daraus Konsequenzen ziehen muss, bevor man sich an die Vorbereitung des Fluges machen kann. Denn während des Fliegens hat man dafür keine Kapazitäten.

Und so kam es, dass ich manchmal ein, zwei Stunden einfach Zeit für mich brauchte, Zeit, nachzudenken, bevor ich mich an die Planung des nächsten Fluges machen konnte.

Dies sind Dinge, die man in der Schule nicht lernt, Dinge, die einem persönlich viel bringen und einem die eigenen Grenzen zeigen. Man lernt, sich besser einzuschätzen und Fortschritt zu erzielen.

 

 

 

 

 

 

Donnerstag, 7.4.2005 / CIRCUITS

 

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Tiefhängende Wolken verhinderten das Vorhaben, vier Outer- und vier Innercircuits zu fliegen. Kurz bevor ich in die Wolken einflog, übernahm Willi das Flugzeug mit einem „MY CONTROLS“ und flog es in Richtung Meldepunkt Whiskey, von wo aus wir acht Inner Circuits flogen. Nachdem ich anfangs Mühe hatte, zeigte Willi mir, wie man es richtig macht. Danach erfolgte der Ablauf immer besser und flüssiger und ich war vom Niveau her wieder auf einem guten Standard.

 

 

Freitag, 8.4.2005 / Kontrollflug

Heute stand der Kontrollflug durch den P + S FI (oder kurz „Inspektor“) auf dem Programm, in meinem Fall Fredy Ramseier, ehemaliger Patrouille Suisse Leader und Tigerpilot.

Das Wetter war sehr schlecht und wir warteten stundenlang, bis eine eingeschobene Luftmasse eine kurze Besserung versprach.

 

Die Ziele des Fluges:

1. Sie teilen Ihre Absichten und Überlegungen kurz und verständlich mit

2. Sie führen den Flug unter Anwendung der erlernten Elemente und innerhalb der Toleranzen selbstständig durch

3. Sie erstellen ein aussagekräftiges Debriefing.

 

Und dieser Flug gelang mir wieder richtig gut! Ich wollte unbedingt zeigen, was in mir steckt. Nachdem der Flugauftrag wegen schlechten Wetters ziemlich gekürzt und geändert worden war, machten wir uns in Richtung Whiskey auf. Bei 3500 ft ging es einfach nicht mehr höher, da die Wolkenbasis sehr tief hing. Also machte ich einen Leveloff und begann mit den Übungen: 360`s mit 30° und 45°, Halten von 80KIAS mit Flaps 1

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, und -um die angestrebte True Flight Time, welche ich noch benötigte, zu erreichen- noch vier Steep Turns mit 60°, die ich einfach genoss. Ich schaute über den Flügel nach unten, wie sich das Wasser des Bielersees im Wind kräuselte, wie wir über die Bäume drehten, einfach nur geil!

Es folgte das Abhören des ATIS, das Approachbriefing, Approachcheck, Einflug Downwind RWY 25, Touch and Go, Innercurcuit, Go Around, Inner Circuit, Fullstopp. Im Final für die letzte Landung sagte ich zu “Rämsi” (so sein Rufname), dies werde meine letzte Landung für lange Zeit sein. „Denn müend Sie die aber au sanft mache“, entgegnete er und dies tat ich dann auch! Ich setzte mein Baby so sanft auf wie noch die, gleich nach dem Aufsezten verabschiedete sich der Motor infolge Vergaservereisung, worauf Herr Ramseier die Kiste wieder zum laufen brachte. Kurz die Brakes checken und wegtaxeln, dabei den After Landing Check machen und die HBV zur Tankstelle fahren.

Endlich hatte ich wieder einen genialen Flug, der mir noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird!

 

Das war der letzte Flug für lange Zeit und Wehmut machte sich breit. Einerseits wusste ich, dass mich bald der Alltag wiederhaben würde.

Während der zwei Wochen gab es keines Sekunde, in der ich nicht aufpasste, was Mario Richard oder Willi Dysli erklärten oder mir wünschte, woanders zu sein, wie es während Schulstunden öfters der Fall ist. Dies alles würde nun wieder durch die Tristesse des Alltags, durch acht Prüfungen in fünf Tagen, zwei Wochen Schulstoff repetieren, die bald anstehende Matur abgelöst.

Ich hatte soviel erlebt, gelernt, musste dies zuerst einmal verarbeiten.

Die Frage, ob es für die Empfehlung zum Militärpiloten reichen würde, quälte mich. Ich hatte zwei Wochen frei genommen, versucht, alles zu geben, mich nur auf das Fliegen konzentriert.

Ich hatte manchmal bis um elf Uhr abends gebüffelt, gelernt.

Würde es reichen?

 

Wir besammelten uns abends gegen neun Uhr. Wir waren mit dem Programm infolge schlechten Wetters in Verzug, deshalb dieser späte Termin. Ich war der letzte, der erfuhr, ob er es geschafft hatte oder nicht.

Ich betrat den Raum und verzog vor Anspannung keine Mine, worauf Willi gleich fragte, weshalb ich so ernst aussehe. „Das erste Mal seit zwei Wochen kann ich nichts mehr tun, bin dem Schicksal ausgeliefert. Entweder es reicht, oder nicht“, antwortete ich.

Und dann die Erlösung: Ich erhielt die Empfehlung als Militärpilot!

Willi und Herr Ramseier gaben mir wichtige Tipps mit auf den weiteren Weg. Ich weiss nun, woran ich noch arbeiten muss, aber auch, was meine Stärken sind

Ein Lächeln stellte sich ein, das ich einfach nicht mehr loskriegte. Ich ging überglücklich zurück zu meinem Team. Ich rief alle Kollegen an, die mitgefiebert hatten und wir freuten uns zusammen.

 

Am nächsten Tag reiste ich nach Davos zurück. Während der Zugfahrt schossen mir tausende Impressionen, Sätze und Bilder durch den Kopf. Ich freute mich wahnsinnig nach Hause.

Dort angekommen, schlief ich zunächst stunenlang. Als ich aufwachte, war es sieben Uhr. Um halb acht ging es zu einer Party auf dem Jakobshorn, wo ich meine Freunde traf. Es war ein unbschreibliches Gefühl, wie ich es noch nie in meinem Leben erlebt habe!

Drei Kolleginnen sagten mir, sie hätten mich noch nie mit „somene Smile gseh“, ich war der glücklichste Mensch auf Erden. Noch nie war der Ausgang dermassen geil!

Um viertel nach drei fiel ich ins Bett, schlief bis halb zwei und bin seit sechs Uhr mehr oder weniger an diesem Bericht. Und morgen die erste Lektion startet die Woche gleich mit einer Wirtschaftsprüfung ;-)

 

Was ich bis anhin noch nicht erwähnt habe sind die zahlreichen Erlebnisse im Umfeld des Kurses.

 

Eines Abends beispielsweise, es war 22:10, lernte ich gerade am „Computer Based Trainer“ die Theorie der Gefahreneinweisung, als ein grosser Lärm, der nach Heli klang, meine Aufmerksamkeit erregte. Ich rannte zu den Parking Positions, wo ich einen Super Puma beim Taxying sah. Der Wind des Helis, die feuchte Luft und ich im Pullover. Hinter mir stand ein Mercedes S-Klasse und zwei Männer in Anzügen. Die Türde des Helis ging auf und Samuel Schmid ging an mir vorbei. Ich schaute ihn an und nickte nur, da der Helikopter sehr laut war. Er bemerkte mich vermutlich nicht und ging an mir vorbei, einen Fotografen im Schlepptau, der ihn ablichtete. Ich schaute weiterhin zum Super Puma, dessen Start ich nicht verpassen wollte, als ich plötzlich mit einem „Grüessech“ angesprochen wurde und Herr Bundesrat Schmid mir die Hand gab.

 

Oder die Geschichte mit dem Türbolzen des Super Pumas, der sich beim Start gelöst hatte:

Während der Grenchner Stadtpräsident Boris Banga im Super Puma sass, löste sich ein Bolzen und die Türe knickte nach unten hin weg. So ging Herr Banga einen Kaffee trinken, während ein zweiter Heli von Alpnach her unterwegs war.

Fredy Ramseier erreichte schnell, dass uns SPHAIR-Schülern kurz der Heli gezeigt wurde und wir kurz Platz nehmen und einen Blick ins Cockpit werfen durften. Danach wurde Herr Banga mit dem Ersatzheli an den Zielort gebracht und vorbei war die Geschichte...

...nicht ganz, wie sich herausstellen sollte. Einen Tag später stehe ich im Bahnhofrestaurant in Grenchen, da mein Zug erst in 40 Minuten kommen wird. Einige andere Gäste erzählen „Hesch das vom Banga mit em Super Puma im Blick scho gläsä?“. Ich werde hellhörig und frage verdutzt, was denn darin zu lesen sei und kaufe mir kurzerhand gleich selbst den Blick.

Tja, und auf Seite 18 kippt mir der Rollladen dann vollends runter. Was lese ich denn da?

Herr Banga schlachtet das Malheur politisch aus...

 

Tja, während der zwei Wochen habe ich Höhen und Tiefen durchlebt, mich besser kennengelernt, aber auch nur das geniale Gefühl des Fliegens kennen gelernt. Die Tatsache, dass wir ein Team waren, dass man sich gegenseitig geholfen hat, war wirklich bereichernd.

 

Als nächstes werde ich mich nun bei meiner Aushebung am 30. Mai als Militärpilotenanwärter melden, es werden zig weitere Schritte und Selektionen (http://www.airforcepilot.ch) folgen, an denen ich entweder scheitere oder die ich wiederum meistere. Ich werde hier sicher weiter berichten und stehe für Fragen gerne bereit.

 

Ich hoffe, es hat ein wenig Spass gemacht, diesen Bericht zu lesen. Falls Ihr Fragen oder Anmerkungen habt, Informationen benötigt oder was auch immer, nur zu!

Es ist halt nicht möglich, alles, was man während der Zeit erlebt hat, niederzuschreiben.

 

Ich danke der Flugschule Grenchen für die geniale Zeit, den Fluglehrern Willi Dysli und Mario Richard, die das Feuer der Fliegerei an uns weitergegeben haben, meiner Abteilungsbetreuerin für die Bewilligung des Gesuches und Heinz und Bruno, dass sie mich besucht haben. Und euch allen danke ich für die Zeit, die ihr zum lesen aufgewendet habt.

 

Den Bericht möchte ich mit einigen Impressionen abrunden.

Freundliche Grüsse, Christoph Mangold

 

 

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