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Heja Schweinchen, HB-PIG goes North, Teil 2, (ESGA - LSZI)


Niggi Moos

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Hier ist er, der zweite Teil. Um den Anschluss und den roten Faden an den ersten Teil nicht zu verlieren, hier noch das letzte Bild von Teil 1:

 

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Ja, PIGgy entschwindet Richtung Westen von wo die nächste Front bereits im Anmarsch ist. Wir wissen und wir sehen das und ihr auch. Die Front bewegt sich schnell gegen uns zu. Sie wird aber sicher nicht so schnell vorankommen wie unser treues Schweinchen, wenn wir gegen Osten davonfliegen. So ist's auch geplant. Wir werden allerdings bei unseren Zwischenstopps nicht jede Zeit haben - sonst werden wir eingeholt. Der Schreiberling selber fliegt diesen Leg. Auf dem rechten Sitz Michi. Albi schlägt sich auf dem Hintersitz mit Karten Kameras und Stativen herum.

 

Da die Front noch einige Distanz von der Küste entfernt ist, werden wir der imposanten Küstenlinie noch etwa eine halbe Stunde nach Norden entlangfliegen, bevor wir dann definitiv auf Ostkurs gehen werden. Unser geplanter Nightstop wird gleichzeitig auch der östlichste Teil unserer Rundreise sein, nämlich Visby auf der Insel Gotland. Gotland, eine ziemlich grosse Insel zwischen Schweden und Finnland ist bei den Schweden und auch bei anderen Touristen recht beliebt. Dass sie genau in der Woche unseres Fluges und der drauffolgenden Woche besonders beliebt ist, war eigentlich der einzige wirkliche Planungsfehler unseres Fluges - aber dazu später ...

 

Wir fliegen also von Tomas' Haus direkt an die Küste (etwa 5 Minuten):

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Inseln, Inseln und nochmals Inseln - verbunden mit Brücken

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Die nahende Front ist nun schon ziemlich deutlich auszumachen:

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Hübsche Häuschen, Ortschafen und kleine Städte (sogar mit Sportplätzen) tauchen auf. Sie wären am Boden sicher auch noch eine Besichtigung wert. Überall Boote und Fähren. Nicht umsonst sagt man ja, jeder Schwede besitze irgenwo ein Ferienhaus und ein Boot (natürlich auch Volvos und Saabs :009:)

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Ich intercepte eine virtuelle GPS Auffanglinie ESTF (Fjällbacka), einem privaten Grasplatz mit 800 m Pistenlänge (06/24) und Heading 091 (sieht man auf dem GNS430) und drehe auf das Heading ein.

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Wir sind nun Kurs Ost und fliegen der Front davon. Nächster Stop ist inmitten des riesigen Vätternsees auf der Insel Visingsö.

 

Viele Seen, Wälder und Agrarflächen prägen die liebliche Landschaft. Hier erreichen wir den grössten der südschwedischen Seen den Vänernsee. Wir erreichen den See am Kap von Mellerud. Viele TMA's kommen in dieser Gegend zusammen. Praktisch alle können unterflogen werden, da wir eine Höhe von ca. 2500 ft einhalten und die jeweiligen Untergrenzen 4500 ft sind. Wir sind aber trotzdem immer mit Sweden Control (FIR) in Verbindung. Unsere bisherige Erfahrung in Skandinavien hat nämlich gezeigt, dass man praktisch jede Zone, auch militärische Zonen problemlos durchfliegen darf - man muss nur fragen.

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Hier mal nicht beim Schreiben, Filmen, Fotografieren oder Biertrinken, nein beim Fliegen und das mitten über dem Vänernsee ;-)

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Bald darauf überfliegen wir Skövde, erkennbar an der grossen geraden doppelspurigen Bahnlinie die hindurch führt. Offenbar haben die Schweden die Strassenkreisel auch schon entdeckt...

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Etwa 10 Minuten später erreichen wir das Ufer - oder noch besser - die Küste des Vätternsees

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Unser nächstes Ziel, die Insel Visingsö mit ihrem Golf/Flugplatz (ESSI) kommt in Sicht. Das GPS zeigt anschaulich, wo wir uns derzeit befinden. Ich habe bereits den Sinkflug eingeleitet.

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Ein Überflug zur Orientierung, denn niemand gibt am Funk Antwort. ESSI hat ein "windgetriebenes" Lande - T.

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Um das Ganze noch etwas anschaulicher zu gestalten, hier noch der entsprechende Videoclip (as usual :005:)

 

WMV Clip Visingsö, 25MB

DivX Clip Visingsö, Full Size, 74MB

 

Ein gepflegter Rasen und eine Umgebung die Ferienstimmung aufkommen lässt. Es ist sogar noch jemand da! Die Archer, die vor PIGgy auf dem schönen Rasen abgestellt ist, gehört einem sympathischen schwedischen Kollegen, der ein kleines Lufttaxi Unternehmen besitzt. Ich komme mit ihm ins Gespräch, während Albi, der nächste PIC, seinen Flug nach Oskarshamn vorbereitet. Der Kollege stellt sich sofort mit Vornamen vor. Er ist im Sommer öfters hier und wartet auf Rundflugpassagiere. Daneben besitzt er noch eine Beech Baron, mit der er regelmässig Taxiflüge von und nach Norddeutschland und Dänemark durchführt (I need a rugged and stable plane. We often have hail and such nasty things ...) Ja, das kann ich mir bildlich vorstellen. Für Visingsö wäre die Baron aber definitiv eine Nummer zu gross.

 

Man könnte hier übrigens auch Fahrräder mieten.

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Die Landegebühr hält sich sehr in Grenzen - SEK 40.-- (ca. CHF 6.--). Visingsö ist privat und deshalb nicht mit der Wochenkarte abgegolten. Mit dem Betrag kann man aber gut leben.

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Leider lässt die wieder aufholende Front kein längeres Verbleiben mehr zu, schade. Wir hopsen wieder in unser Schweinchen und ziehen ostwärts. Der nächste Fixpunkt wird Okarshamn sein, bevor wir zum Sprung nach Öland - Gotland ansetzen (Schwimmwesten anziehen). Osharhamn (ESMO) liegt an der Ostküste, etwa auf gleicher Höhe wie die Nordspitze Ölands. Eine 1140m lange Hartbelagpiste, Pistenlichter mit der AFIS Frequenz einschaltbar etc. etc. - nur: Niemand da. Zuständig ist Malmö Control (127.75).

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Natürlich gibts auch von diesem Anflug einen Videoclip:

 

WMV Clip Oskarshamn, 15MB

DivX Clip Oskarshamn, Full Size, 44MB

 

Wir treffen auf dem Flugplatz doch noch jemanden. Ein paar junge schwedische Kollegen vom örtlichen Aeroclub, die einen Kunstflugtrainer aus dem Hangar gezogen haben um damit etwas zu trainieren. Sie erzählen uns, dass um diese Jahreszeit kaum etwas los sei auf dem Flugplatz. Natürlich optimal um ein bisschen zu turnen :cool:

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Wir wollen und müssen weiter. Durch die nahende Front wird es dunkler, obwohl es erst kurz nach 15:30 LT ist. PIC ist diesmal Michi und ich markiere Präsenz als Copi. Auch hier an der Ostküste gibt es viele Inselchen, die der Küste vorgelagert sind.

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Als nächsten Waypoint nehmen wir KINTI ins GPS. KINTI ist ein Meldepunkt auf der See an der TMA Grenze von Visby (ESSV, Insel Gotland)

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Bald kommt die Nordspitze Ölands in Sicht. Nicht weit vom sichtbaren Einschnitt (Fjord) der Nordspitze wäre auch noch ein Flugplatz (Ölanda, ESZM, das freie Feld ist sichtbar), aber unsere 200 Rösslis schnurren zufrieden vor sich hin.

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Mittlerweile breite ich die Karte auf meinen Knien aus, um für den Anflug auf Visby gewappnet zu sein. Wir sind der Front wieder etwas davongeflogen und der Himmel wird wieder blauer - schööön ...

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Gotland taucht am Horizont auf. Wir erreichen bald KINTI und rufen Visby Tower auf.

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Visby Tower lässt uns problemlos einfliegen ( ...continue your approach and check righthand downwind RWY 21...). Dort gibts übrigens noch ein VFR Holding "West".

Im Hafen liegen noch die beiden Hochgeschwindigkeitsfähren der Gotland Line. Eine ist soeben eingefahren - man sieht es am immer noch bestehenden Kielwasser

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Flugplatz vor der Nase:

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...und wir drehen in die righthand Base 21 ein

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Geschafft, aber jetzt fängt das Abenteuer erst an ...

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Natürlich noch das Ganze bewegt, als Videoclip:

 

WMV Clip Visby, 43MB

WMV Clip Visby, Full Size, 129MB

 

Wir bestellen ein Taxi und lassen uns ins Städtchen fahren, zum städtischen Tourist Office. Wirklich sehr hübsch, dieser Ort. Visby ist bekannt für seine gepflegte Erscheinung. Eine intakte Stadtmauer, schöne alte, toprenovierte Häuser, schöne Parkanlagen etc. Es ist eine der bevorzugten Feriendestinationen der Schweden - auch der reichen Schweden. Ein Saint Tropez des Nordens, was man auch am schönen Yachthafen und an dessen Inhalt sehen kann. Offenbar bleibt, trotz der ziemlich gehobenen Steuersätze in Schweden, doch noch was übrig ...

 

Und jetzt, der Haken an der Geschichte (für uns): Eine der hübschen und netten schwedischen Girls im Tourist Office nahm sich unser an: "You would like to have a room? Gosh, it's the worst time during the year - this week and the next one ..." Gemäss dem Online Booking System war alles besetzt. Sie telefonierte noch etwas herum und sagte dann "no chance...", gab uns noch einige Adressen, wo wir probieren könnten. Ich ergriff mein Handy und probierte die Nummern durch. Nun, 2 Zimmer waren noch zu haben: Eines für SEK 8'000.-- und eines für SEK 6'000.-- / pro Nacht! (~ CHF 1'160.-- und 870.--). Autsch, was nun? Meine Kreditkarte hätte das zwar noch weggesteckt, aber ein schlechtes Gefühl hätte ich trotzdem gehabt... Wir bekamen noch den Hinweis, dass einige 100 Meter von hier noch ein grösseres Ferienzentrum sei, eine Art Jugendherberge. Dort bestünde die Möglichkeit, dass reservierte Zimmer nicht bezogen würden.

 

Also, Gepäck gepackt (hat wenigstens teilweise Röllelis) und losmarschiert. Gross, modern und hell hat sich das Zentrum präsentiert. Wir waren schon ziemlich verschwitzt als wir ankamen (ja, es ist auch in Schweden Sommer). Einer der freundlichen jungen Herren beim Empfang schaute stirnrunzelnd in seinen Monitor - "no chance..." "Wonna go to the jail?" Hä, Jail, was haben wir den angestellt, ausser dass wir Schweizer sind? Ein Grinsen von unserem Gegenüber. Ja, das alte Stadtgefängnis sei umfunktioniert worden - man könne dort Zellen mieten, inklusive Mobiliar...

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Ja warum eigentlich nicht. Leute die heutzutage Flugzeuge bewegen, sind sowieso schon zu 50% im Gefängnis. Wir waren bereits auf dem Weg vom Tourist Office dort vorbeigekommen und haben uns gefragt, was das wohl sei.

 

Also zurück (Rölleli auf dem Kopfsteinpflaster nerven...). Beim Jail angekommen trete ich durch die hohe Türe. Die ältere "Gefängniswärterin" sass gerade rechts neben dem Eingang. Sie war eigentlich recht symphatisch - "Very sorry about, we are fully booked ...". Nach einer Pause: "But, ..." Ja, genau, auf dieses "But" habe ich gewartet. Sie erzählte uns, dass eine Strasse weiter oben so ein "etwas komischer Kauz" wohne. Je nach Laune und Leuten vermiete er hin und wieder Privatzimmer.

 

Jaa, ein Versuch ist es zumindest wert. Natürlich gehts bergauf (roller, roller ,roller). Vor dem kleinen Häuschen angekommen, klopfe ich mal beherzt an. Ein älterer weisshaariger Mann mit Vollbart öffnet die Türe und mustert uns kritisch von oben bis unten. Ich versuch's mal mit Englisch - mann, der kann ja sogar Englisch. Ich erkläre ihm, dass wir von Switzerland kommen würden, es uns bei den Schweden sehr gut gefallen würde und dass wir auf der Durchreise seien - Pause ... "Three persons, one night, SEK 800.-- for all three - ok.?" Na, das tönt doch schon viel besser. "Please, follow me ..."

 

Unser zugegeben etwas kleines aber recht sauberes 3-er Zimmer im Obergeschoss hat freien Blick ins Grüne und auch Richtung Hafen. In ein paar Schritten sind wir an der Uferpromenade oder im Städtchen, duschen können wir auch, das reicht uns doch.

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Nach dem wir uns etwas recycliert haben, stechen wir den Hügel hinunter. Der Magen braucht ja auch etwas. Der Yachthafen:

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Auch die Uferpromenade ist nicht weit

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Der naheliegende Park:

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Inzwischen ist es dunkel geworden und eine der Fähren läuft ein - recht imposant (ja, ich weiss, die Kamera war schon ruhig, aber die Fähre ist gefahren...)

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Falls unser Schweinchen morgen nicht anspringen sollte, nehmen wir den - der hat sicher auch GPS an Bord :009:

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Wir geniessen ein ausgezeichnetes Nachtessen in einem gedeckten Gartenrestaurant an der Hafenpromenade mit Live Musik. Preise, trotz Visby - Zuschlag, durchaus im Rahmen. Kursbereinigt erscheint es uns günstiger wie in Dänemark, vielleicht etwa schweizer Niveau. Da hier die offenen Restaurantgärten über Wärmestrahler verfügen, können wir ruhig noch für ein gutes schwedisches Öl* sitzenbleiben und der Musik zuhören. *Bier :cool:

 

Anschliessend begeben wir uns zu unserer nicht sehr weit entfernten Bleibe - wir sind ziemlich müde.

 

Am nächsten Morgen ein Blick aus dem Fenster - eigentlich richtig schön hier.

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Das gemütliche Innere des Häuschens. Offenbar hat der Besitzer und seine Frau einen grünen Daumen. Jedenfalls sieht auch der Garten so aus.

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Wir wollen heute wieder südwärts. Die Meteo wird uns einige Stunden Zeit lassen, bis uns die nächste Front tangieren wird. Wir werden heute die längste Offshore Strecke unserer Reise in Angriff nehmen und der bekannten Insel Bornholm, mitten in der Ostsee einen Besuch abstatten. Bornholm, obwohl näher an der schwedischen Küste, ist bereits dänisch. Um nicht allzu lange über der offenen See fliegen zu müssen (~2h), wählen wir ein Routing, welches uns zuerst an die Nordspitze Ölands bringen wird (ca. 47 NM offshore), dann fliegen wir der ganzen Küste von Öland entlang (immerhin etwas über 70 Nautical Miles lang) um dann von der Südspitze direkten Kurs auf Bornholm zu nehmen. Das gibt dann von dort noch eine Distanz über See von gut 100 NM, Windkomponente berücksichtigt gibt das über den Daumen gepeilt etwa 2h reine Flugzeit.

 

Als PIC rüttle ich heute am Gestänge, Michael wird die See nach alfälligen Schiffen absuchen, Albi wird sie fotografieren, falls welche auftauchen :009:. Aber bevor wir unsere Schwimmwesten anziehen können, müssen wir noch einige Zeit auf dem Flugplatz warten bis die letzten Reste der vorhergehenden Störung vorbei sind und auch der Seenebel etwas zurückgegangen ist. Also via AroWeb den Flugplan aufgeben, noch etwas vom süchtig machenden, blauen Affengas in die Tanks gurgeln lassen und das Schweinchen satteln.

 

Nach einem angeordneten "Short right turnout after takeoff" sind wir bereits über der See. Der Seenebel hat sich zwar von der Küste entfernt, ist aber weiter aussen immer noch vorhanden. Ich schaue über die Schulter und rufe dem diensthabenden Fotografen "Föteli!" zu. Ja, ein interessandes Bild ergibt sich: Eine Seenebelschicht ist ja normalerweise nicht sehr dick - vielleicht etwa so dick wie ein grösseres Hochseeschiff hoch ist. Tatsächlich bewegt sich eine der Fähren auf den Hafen von Visby zu, durch den Nebel! Wer sieht sie ? Vermutlich haben wir die bessere Sicht wie der Kapitän der Fähre ...

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Öland ist erreicht. Eine interessante Bewölkung zeigt sich. Wir folgen der Küste südwärts. Wir sind unter der Obhut von Sweden Control und werden etwa auf der Höhe von Kalmar vorübergehend an Kalmar Approach übergeben. Wir haben den guten Eindruck, dass unsere Position jederzeit überwacht wird, denn wir werden jeweils mit "HIG, you are identified" begrüsst. Kennen die das Flightforum etwa auch ?:D:D

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Wir erreichen die Südspitze Ölands und drehen nun auf den direkten Kurs nach Bornholm. Schaut man an den Horizont, kommt man sich ziemlich einsam vor. Es zeigen sich auch interessante Wolkenformationen, eine art Lenti. Wahrscheinlich schiebt sich die schon gut sichtbare nächste Warmfront (Cirren) über die immer noch kältere Luft über der See. Es ist sehr ruhige Luft hier oben, wir werden ausnahmsweise mal nicht durchgeschüttelt und der IO-360-C1C6 brummt zufrieden vor sich hin. Trotzdem, alle Anwesenden schauen sich nach Schiffen um. Es hat einige grosse Pötte unterwegs (ist gut für die Psyche).

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Wir nähern uns langsam Bornholm. Ich spanne mal das Anflugkärtchen ein und Michi hat die Karte bereit. Es wird etwas diesiger und die Sicht wird ein bisschen schlechter. Wir sehen noch nichts von unserer Insel. Irgendwann müsste das Miniinselchen Christiansö, mit einer Festung drauf, auftauchen. Christiansö ist etwa 10NM von der Küste Bornholms entfernt und sollte eigentlich fast direkt auf unserem Kursstrich liegen. Und siehe da, da taucht das Inselchen tatsächlich auf, auch wenn es immer diesiger wird.

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Wir melden uns bei Sweden Control ab und rufen Rönne auf (EKRN). Die TMA von Rönne beginnt etwa in der Mitte zwischen Christiansö und der Küste von Bornholm. Wir erreichen die Küste von Bornholm. Es ist nun deutlich diesiger geworden. Der freundliche Controller gibt uns einen Direct Approach via den Meldepunkt HASLE (tönt heimisch) auf RWY 11

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Blick im Cockpit: Wiederum bläst uns ein kräftiger Wind entgegen. Man sieht's an der GS auf dem GPS (64 kts), während die IAS hier etwa 80 kts anzeigt. Warum muss uns eigentlich der Wind immer entgegen kommen auf dieser Reise? Ich komme mir vor wie auf dem Velo (Fahrrad)

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Blick aus dem Cockpit:

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Nach 2:03h reiner Flugzeit quitschen die Schweinchenräder wieder auf dänischem Boden - nicht schlecht geschätzt.

Wir parkieren und vertäuen PIGgy auf dem geräumigen GA Overnight Parkfeld. Neben uns eine dänische Partenavia, auch ein hübsches Fliegerchen. Wenn sie noch Einziehfahrwerk hätte, wäre sie noch viel hübscher.

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Der Himmel wird dunkler und dunkler. Bald setzt Regen ein. Ich denke, die Zeitplanung war offensichtlich nicht schlecht.

Nun, wir sitzen wieder einmal auf einer Insel und das während der Hauptferienzeit. Die nette Crew vom AIS gibt sich wirklich Mühe und versorgt uns mit Unterlagen über mögliche Hotels und Unterkünfte. Der Schreiber greift wieder mal zum Handy. Ein Hotel, etwas ausserhalb von Rönne, im Wald und nur etwa 100m vom Sandstrand enfernt und auch noch mit moderaten Preisen gefällt mir. Ja, sie hätten noch 2 Zimmer, allerdings ohne Nachtessen. Das müsse man jeweils am Morgen bestellen. Die sehr nette Chefin entschuldigt sich für diesen Umstand und gibt uns am Telefon schon die Zimmernummern durch. Sie sei vermutlich nicht dort, wenn wir eintreffen aber die Zimmer würden bereit sein. Ja, mit dem können wir leben, wenn der Rest stimmt. So war es dann auch wirklich.

 

Taxi bestellt und los. Der junge Taxifahrer, auch ziemlich gesprächig (gutes Englisch), fährt aus Rönne raus und nach einiger Zeit biegt er in eine schöne Waldstrasse ab, eine ziemlich lange Waldstrasse wie uns scheint. Am Ende eine Lichtung entlang eines Baches mit älteren einstöckigen Häuschen und einem etwas grösseren Zentralhaus. Das war unser Hotel. Die einstöckigen Häuschen entpuppten sich als die Zimmer. Jedes Haus enthält etwa 3 - 4 Zimmer mit jeweils einem grosszügigen, dazugehörenden eingehagten Garten, Sitzplatz, Liegestühlen und einer grossen Türe in den Garten. Innen ziemlich neu, sauber und modern mit separatem Badezimmer. Ja, da würde man notfalls auch noch einen Tag wetterbedingtes Grounding aushalten. Mittlerweile hat es aber aufgehört zu regnen.

 

Wir beziehen die Zimmer und treffen uns etwas später. Albert hat mittlerweile schon die Gegend erkundet und war am Strand. Nun ja, zweimal Duschen dauert nun halt ein wenig länger wie nur einmal. Albi scheint hungrig. Wir marschieren ein kuzes Stück durch den Wald dem Bach entlang und sind schon am Sandstrand. Taxi oder marschieren, das ist hier die Frage. Wir wollen nach Rönne. Eine militäriche Daumensprungschätzung meinerseits dem Strand entlang Richtung Häuser von Rönne ergibt maximal 3km. Wir marschieren!

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Los gehts!

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Nach etwa 800m im weichen Sandstrand hängt uns schon die Zunge raus. Wir klettern die Düne hoch und diverten in den Wald. Auf dem parallelen Waldweg geht's doch schon viel leichter.

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Zurück zum meinem kühnen Daumensprung: Die geschätzte Distanz war gar nicht so schlecht. Nur, leider waren das nur die ersten Häuser. Bis ins Zentrum von Rönne waren es dann nochmals sehr gute 2km. Übrigens auch ein sehr hübsches Städtchen.

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Mit nun gutem Gewissen (Sport!) drangen wir in ein uns sympathisch wirkendes Restaurant mit durchaus noch moderaten Preisen ein. Die Speiseauswahl machte einen soliden und leckeren Eindruck, z.B. ein schönes gefülltes, saftiges Rindssteak im Kartoffelstockring überbacken auf Holzbrettchen. Dazu ein feines dunkles Carlsberg - ja! Albi kam mit seinen Fischgelüsten ebenfalls auf seine Rechnung.

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Nach dem Verlassen des Restauants beginnt es wieder zu regnen. Diesmal bestimmen wir einstimmig, dass wir das Taxi zurück nehmen!

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Am nächsten Morgen drückt die Sonne tatsächlich durch. Die Bewölkung lockert sich auf, Frontrückseite! Wir machen noch einige Fotos von unserem hübschen Hotel und seiner Umgebung und geniessen wieder ein feines "Gesetzliches Frühstück" (ein sehr vielseitiges Buffet) im wohnlichen Frühstücksraum des Hotels. Mir war aufgefallen, dass im Frühstücksraum eine ganze Reihe verschiedener Saiteninstrumente aufgehängt waren, auch eine hierzulande eher seltene schwedische Nyckelharpa. Auch eine kleine Bühne mit kompletter Verstärkeranlage und Beleuchtung war vorhanden. Die nette, noch relativ junge Hotelchefin, die übrigens ein fast British tönendes Englisch sprach, hat als Hobby die Musik. Sie trete öfters am Abend auf, auch mit Kollegen. Auch im Garten ist eine kleine gedeckte Bühne vorhanden. Wäre sicher noch nett, da mal dabei zu sein. Ich plaudere mit ihr noch über Nordische Sprachen, Dialekte etc. (interessiert mich). Beispielsweise sei das Dänisch, welches in Bornholm native gesprochen wird dem Schwedischen recht ähnlich. Auch würden sie die Norweger ziemlich gut verstehen, während die Schweden da eher Schwierigkeiten hätten etc., etc. Leider müssen wir jetzt los. Das Taxi ist in der Anfahrt.

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Ein anderes Fliegerchen auf unserem Sitzplatztisch ...

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Nächstes Ziel: die Insel Rügen. Lange Zeit eine Domäne der DDR Elite, mittlerweile ziemlich gut in die neuzeitliche Bundesrepublik integriert. Wir fahren mit dem Taxi auf den Flugplatz. Das Wetter sieht hier in Bornholm derzeit eigentlich ganz gut aus. Rügen wird wahrscheinlich noch relativ tiefe Restbewölkung haben, sollte aber kein Problem sein. Tendenz: Eher besser werdend.

 

Ein weiterer etwa 48NM langer Trip über die offene See steht uns bevor. Albi wird PIC sein und ich Copi. Im AroWeb den Flugplan aufgeben und auf den Security Officer warten. Er hat die Aufgabe, uns kontrolliert auf das Vorfeld zu begleiten. Der ältere Herr macht das sehr unkompliziert und humorvoll. Es erscheint mir sowieso, dass die gesamte Flugplatzcrew hier in EKRN sehr aufgestellt ist. Landegebühr, oder eben Startgebühr plus Overnight Parking kosten zusammen DKK 102.-- (ca. CHF 21.--) ein sehr guter Preis für den gebotenen Service! Man hat in Skandinavien generell nie den Eindruck, dass man willkürlich über den Tisch gezogen wird - im Gegensatz zu gewissen südlichen Ländern.

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Auch hier gibt es einen Videoclip, der den Start in Bornholm und die Landung in Rügen (EDCG) zeigt. Wetter wie erwartet.

 

WMV Clip Bornholm-Rügen, 26.5MB

DivX Clip Bornholm-Rügen, Full Size, 79MB

 

Das ganze aus fotografischer Sicht;

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Ein durchaus moderner und gemütlicher Flugplatz mit einem guten Restaurant mit Garten und Wintergarten erwartet uns. Das Restaurant hat gute und preiswerte Gerichte - besonders für Schweizer, die gerade aus Skandinavien zurückgekommen sind. Wir schlagen zu. Leider müssen wir mit dem deutschen Bier noch etwas warten. Aber heute Abend gibt es bestimmt eines.

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Mit gefüllten Bäuchen lässt's sich gut fliegen ... Den nächsten Leg fliegt wieder Michael. Wir wollen via Peenemünde fliegen (Deutsches Raketenversuchsgelände im 2. Weltkrieg, V-1, V-2, Wernher von Braun, etc.). Uns interessiert es, wie das eigentlich etwa ausgesehen hat und ob man noch Reste der alten Einrichtungen aus der Luft sieht. Von Rügen bis Peenemünde ist es nur ein kurzer Übersee-Hop von etwa 20 NM. Hier der Flugplatz Peenemünde (EDCP). Schwierig zu sagen, was aus der DDR Zeit stammt und was noch vom alten Testgelände übrig ist.

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Auf der anderen Seite der Mündung die Stadt Wolgast mit einer grossen Werft. Offenbar hat es hier neben vielen neuen Häusern immer noch die berühmten Plattenbauten aus der sozialistischen Vergangenheit. Wir sehen das immer wieder bei unserem weiteren Flug über ehemaliges DDR Gebiet

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Was jetzt folgt ist einer der anstrengenderen Teile unseres Fluges was den Funkverkehr anbetrifft. Wir wollen nämlich via VOR Friedland (FLD) und VOR Löwenberg (LWB) direkt nach Berlin reinfliegen. Albi war letztes Jahr nochmals in Berlin Tempelhof gelandet und wusste noch von der ehemaligen VFR Route, die nicht mehr publiziert ist. Als Ziel für den nächsten Stopp haben wir Berlin Schönhagen vorgesehen (EDAZ). Tief Luft holen und aufrufen. Kurze Zeit später taucht Berlin Tegel (EDDT) vor der Nase von PIGgy auf. Am Funk geht es zwar rund aber durchaus gesittet zu. Man muss jeweils schnell eine Sprechpause ausnutzen um dazwischen zu kommen.

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Offenbar tönen wir sicher genug (Michi macht den Funk!) Jedenfalls werden wir von Tegel Approach an Tegel Tower durchgereicht. Ja, sie lassen uns durch! Bedingung ist allerdings genau mitten über den Platz und exakt auf 2'500 ft. ein grandioses Bild zeigt sich. 2'500 ft unter uns startet gerade eine 737 und ein anderer Jet ist im Anflug. Zuviel fotografieren und Filmen können wir hier nicht. Wir sind zu sehr mit aviatischen Dingen und dem Aufpassen am Funk beschäftigt ...

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Nach dem Passieren von Tegel legt sich die Spannung ein bisschen. Wir haben nun mehr Zeit, das Berliner Panorama zu geniessen.

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Der Wannsee und der Fernsehturm

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Schon bald taucht der Flugplatz Schönhagen auf

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Bereits gelandet - wir sind noch am täxelen - überlegen wir uns immer noch ob wir bleiben wollen (Nightstop) oder ob wir noch einen Leg anhängen. Da mir die dunkle Wand, die ziemlich schnell auf uns zukommt suspekt vorkommt, schlage ich vor, zu bleiben. Das war eine gute Entscheidung - in jeglicher Beziehung. Eine ausgezeichnete und moderne Infrastruktur und eine sehr gut geführtes Restaurant erwartet uns in EDAZ, direkt am Platz, über dem C-Büro (Café - Restaurant Lindbergh).

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Wir fragen, ob wir bleiben könnten und binden PIGgy für die Nacht an.

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Kurz darauf öffnet Petrus donnernd die Schleusen. Es hat gerade gereicht!

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Natürlich gibts vom Start in Rügen und von der Landung in EDAZ den obligaten Videoclip:

 

WMV Clip Rügen-Schönhagen, 28MB

DivX Clip Rügen-Schönhagen, Full Size, 82MB

 

Wir fragen im C-Büro ob es hier irgendwelche Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Ja, es gibt hier am Flugplatz Gästezimmer. Die Vermietung geschieht über das Restaurant. Die symphatische Chefin bestätigt uns, dass sie noch Zimmer hätten. Vielleicht 500m vom Hauptgebäude entfernt (Tower, AIS und Restaurant) gibt es ein modernes Gästehaus, gebaut für die Schüler der ortsansässigen Flugschule(n) und für Gäste. Offenbar kann man hier eine komplette ATPL Schulung machen inklusive Simulatortraining, praktisches Training und die zugehörigen Checkrides. Grosse Werkstattbetriebe und z.B auch die deutsche Vertretung von Cirrus sind hier angesiedelt.

 

Wir nehmen die Zimmerschlüssel in Empfang und begeben uns zum Gästehaus - und sind sehr angenehm überrascht. Geräumige, helle und moderne Zimmer mit eigenem Badezimmer etc. finden wir vor. Und das zu einem sehr guten Preis (Potenzen günstiger wie in Visby ...). Die Betten mit Begrüssungspäckli! Wir sind sehr angetan von den Einrichtungen und können EDAZ nur empfehlen. (Ausser man will das Nachtleben in Berlin geniessen, dann ist man defintiv zu weit in der Provinz)

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Nach dem inneren Dienst begeben wir uns zurück zum Restaurant. Wir haben Hunger und Durst! Einige jüngere Herren sitzen auch schon an einem Tisch und diskutieren über ziemlich aviatische Themen, es scheint über Checkrides, Prüfungen und Zubehör. Den Akzentfärbungen nach aus ganz Europa :cool:. Und was höre ich da heraus? Ja, da hört man schweizer Akzent heraus. Ich spreche den Kandidaten an: "Ja klar ..." Es stellt sich heraus, dass es sich offenbar um CPL-IR /ATPL Studenten handelt, die gerade kürzlich ihren Prüfungsflug hinter sich gebracht hatten und jetzt am Kursende angelangt sind. Der zuerst angesprochene heisst ebenfalls Michael. Er war bis jetzt Sek. Lehrer, irgendwo in der Umgebung von Zürich - und er ist Flightforum Mitglied! Die FFler treffen sich halt überall :008:

 

Nach dem ausgezeichneten und günstigen Essen setzen wir uns zu ihnen und haben zusammen einen gemütlichen Abend mit angeregten Diskussionen, der sich noch länger hinzieht ... (Gutes deutsches Bier gab es übrigens auch noch). Die aufgestellte und sehr sympathische junge Serviererin hat dazu sicher auch beigetragen.

 

Nach einer ziemlich regnerischen Nacht wollen wir ins Restaurant zum Frühstück. Wir warten eine Regenpause ab, um die 500m ins Restaurant zurückzulegen. Leider hat der Regen nur kurz Luft geholt (auch Aviatiker können sich verschätzen:o ) Wir sind mittendrin als es wieder richtig loslegt. Jedenfalls kommen wir bis auf die letzte Faser durchnässt im Restaurant an - obwohl wir doch gerade geduscht hatten.

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Aufgrund des noch andauernden Regenfalls und tiefer Wolkenbasis warten wir noch etwas mit Flieger packen. Der Regen müsste gelegentlich aufhören. Bald wird es auch heller und wir machen alles bereit. Schweinchen bekommt auch noch etwas AVGAS in seine Tanks. Dies gibt uns noch ein wenig Zeit, um uns auf dem Vorfeld umzusehen. Dabei entdecken wir diesen schönen, hochglanzpolierten Oldtimer - eine Ercoupe. Ich wusste, dass die Ercoupes keine Seitensteuerpedale haben, sondern nur ein Bremspedal - wie ein Amerikanerwagen! Jetzt konnte ich mich mal persönlich davon überzeugen; es stimmt tatsächlich! Das Flugzeug war in den 40er Jahren mit dem Ziel entwickelt worden, das Fliegen so einfach wie Autofahren zu machen. Die Seitenruder sind mit dem Querruder gekoppelt und nicht separat ansteuerbar.

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Ich frage mich, wie man so eine korrekt geflogene Seitenwindlandung hinbekommt ...

Ercoupe_Interior.jpg

 

Wir verabschieden uns von Schönhagen. Dieser Leg wird uns über die Bundesländer Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Bayern führen (Dessau - Halle - Weimar nach Coburg (EDQC). Turnusmässig bin ich diesmal als PIC an der Reihe, Michi assistiert.

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Hier wieder ein kurzer Videoclip:

 

WMV Clip Schönhagen-Coburg, 6.5MB

DivX Clip Schönhagen-Coburg, Full Size, 19MB

 

Wir legen unser Routing via Dessau, dem ehemaligen Heim - und Werkflugplatz von Junkers. Man sieht noch die ursprüngliche ziemlich lange Piste. Die gegenwärtige Piste (der letzte Teil) ist wesentlich kürzer. In Dessau gibts auch noch das Technikmuseum "Hugo Junkers" .

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Tagbau in der Gegend von Halle (Amsdorf)

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Ein UFO?

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Bereits wieder Gewitteraktivität

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Ehemalige Raketenstellungen während der DDR Zeit?

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Wir passieren Weimar (Goethe, Weimarer Republik, etc, etc.)

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...und erreichen schliesslich den Flugplatz Coburg - Brandsteinsebene (EDQC).

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Coburg (EDQC) ist ein sehr schön gelegener, gepflegter freundlicher kleiner Platz mit guter Infrastruktur (hat ein nettes Restaurant mit Garten direkt an einem Taxiway). Imposant ist die immer gegenwärtige Veste Coburg. Der Flugplatz liegt auf einem Hochplateau über dem Städtchen Coburg (ca. 42'000 Einwohner).

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Ein reizvoller Ausblick auf die Coburg beim Start

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Den nächsten Leg nach Heubach (EDTH), wo wir den EU Ausgangszoll machen werden, fliegt wieder Albi. Ich assistiere ihm. Im folgenden und auch letzten Clip sieht man die malerische Kulisse beim Start an der Festung vorbei. Die Luft ist sehr labil und es bilden sich immer mehr gewittrige Schauer. Wir wissen aber, je näher wir gegen die Schweizer Grenze kommen, desto stabiler wird die Lage werden. Es ist der zweitletzte Trip dieser Reise und das Wetter wird immer besser. Gemäss Bottlang ist die Zollanmeldefrist für EDTH 1 Stunde. Wir haben von Coburg her angerufen. Das wäre genau aufgegangen (Flugzeit EDQC - EDTH 59'). Im Deutschen AIP, dass uns der Flugdienstleiter von EDTH präsentiert, steht nun aber 2 Stunden - und das ist massgebend. ALso immer verifizieren, wenn man eine Möglichkeit dazu hat... Flugplan nach LSZI aufgeben (Landesgrenze) und gleichzeitig die Zollanmeldung für LSZI per Telefon aktivieren lassen.

 

WMV Clip Coburg-Heubach, 38MB

DivX Clip Coburg-Heubach, Full Size, 113MB

 

Der Tower von Heubach

Schweden_09 (206).jpg

 

Neben PIGgy steht da noch eine sehr schöne Bonanza und ein relativ seltener Vogel, eine Beech Skipper - leider etwas weniger gepflegt.

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Die Ehre des letzten Legs gebührt unserem jüngsten Crewmember, nämlich Michi. Ich werde assistieren. Albert quetscht sich als Backseatdriver zwischen Kamerastativ, Karten, Bottlangs, Kniebretter, Crewbags etc.

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Michael stellt Schweinchens Nase in den Wind und schiebt zügig alle Hebel auf "laut". Das Wetter hat sich wie erwartet mittlerweile deutlich gebessert.

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Eine kleine Hochebene von Nasca? Keine Ahnung was das ist.

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Wir passieren das schwäbische Segelflugzentrum Klippeneck

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Über die Flügelspitze gezielt, sieht man bereits den Schluchsee. Die Schweizer Grenze kommt uns mit ca. 130 kts entgegen.

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Heimatliche Gefielde kommen in Sicht. Wir schliessen unseren Flugplan kurz vor der Landung per Funk bei Ryanair- äh Zurich Information...

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Auf dem Tarmac von LSZI gibt es noch ein Föteli der glücklichen Crew bevor wir aussteigen. Ab jetzt gibt's halt wieder Fricktaler Bier (das mit dem Schlösschen drauf ...)

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Das treue Schweinchen hat uns keinen Moment im Stich gelassen. Zum Dank dafür wird es jetzt aussen und innen geputzt, bevor wir es im heimatlichen Hangar wieder auf seinen Lift stellen.

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So kommt eine wirklich interessante und schöne Reise zum Abschluss - mit einem der legendären Sonnenuntergänge in LSZI, gesehen von der Terrasse unseres Flugplatzrestaurants Airpick.

Schweden_09 (216).jpg

 

... natürlich zelebriert mit einem Mass eben jenes im Fricktal gebrauten Getränkes mit dem Schlösschen auf dem Label

Schweden_09 (217).jpg

 

Nun hoffen wir doch, dass Ihr während dem Lesen meines Berichtes nicht völlig eingeschlafen seid. Ich liefere bei meinen Berichten halt gerne einige Hintergrundinformationen mit. Das macht das Ganze ein klein wenig persönlicher und der Leser fühlt sich vielleicht etwas näher dabei. Das wäre eigentlich das Ziel. Wird halt dann etwas länger :008:

 

So long, und bis zum nächsten Mal

 

E Gruess vom Freakdaal

 

- niggi

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Speedbird_reloaded

Schweden_09%20(210).jpg

 

Das ist der ehemalige Truppenübungsplatz Münsingen. Er soll zu einem Naturreservat werden. Bis vor ein paar Jahren gab es noch eine ED-R dazu.

Schade, dass ihr kein Video von der Landung in "Cobuich" habt.

Ein genialer Bericht von euch !

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Sali Niggi

 

Auch der zweite Teil ist sehr gut gelungen, besten Dank für Deine Arbeit!

 

Die Ercoupes ist eine interessante Konstruktion, ein Wunder, dass die glänzende Blechhaut noch keine Falten hat! Wie man einen solchen 2,5-Achs Flieger bei Seitenwind zu Boden bringt ist mir allerdings auch ein Rätsel...

 

Gruess

Niggi

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Vielen Dank fürs mitnehmen und den tollen Bildern!

Ein wunderbarer Ein- und Draufblick auf wunderbare Landschaften!

Kleine Geschichtliche Anmerkungen und deswegen:

[erklärbär- und schlaumeiermodus on]

Rügen war mitnichten für die DDR Elite, hier konnte jeder hin. Insbesondere die Campingplätze an der Ostküste bei Sellin und Göhren waren für die Jugend von damals ein Muss! Die Insel Vilm, nahe Rügen, war damals nur für Honecker und Konsorten reserviert.

Im dem Wannseebild ist nicht DER FERNSEHTURM zu sehen, sondern nur ein TV Umsetzer. Der echte Berliner Fernsehturm auch "Telespargel" ist auf dem Berliner Panoramabild ziemlich gut auszumachen!

DDR Rakentenstellungen?? Musste etwas schmunzeln dabei, weil ich zwischen 1986- 1989 in selbigen meinen NVA Dienst versah. Etwaige Raketenstellungen, wenn sie denn so aussahen, waren nicht so öffentlich auszumachen und schon garnicht auf freien Feld anzutreffen! Es sei denn, der umliegende Wald wurde hier gerodet! Die NVA hatte aber überwiegend mobile Stellungen.

[erklärbär- und schlaumeiermodus off]

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Schweden_09 (103).jpg

 

Ich intercepte eine virtuelle GPS Auffanglinie ESTF (Fjällbacka), einem privaten Grasplatz mit 800 m Pistenlänge (06/24) und Heading 091 (sieht man auf dem GNS430)

 

Tolles Reise! Und ein toller Bericht!

 

War mir sicher Dein obiges Bild zeige Fjällbacka, aber im Moment bin ich mir nicht mehr so sicher :-)

 

Zu Fjällbacka: ESTF ist wie Du schon gesagt hast ein kleiner Grasplatz, interessant zwischen Felshügeln, fast in einer Art Canyon gelegen. Im Anflug 06 liegt ebenfalls ein Golfplatz. Der einzige Rollweg führ ziemlich steil bergauf. Der Betreiber ist ein ehemaliger Fluglehrer, heute Landwirt. Es gibt einen kleinen Clubcontainer und Kaffee, wenn Besitzer anwesend ist. Der Zustand der Piste war sehr gut Mitte September (wir haben etwa eine Woche vor Euch die Plätze an an der Westküste abgegrast).

 

Backamo:

Ganz nahe bei Backamo (Uddevalla Backamo, ESGA) gibt es ein weiteres kleines Flugfeld, Uddevalla Rörrkärr (ESGU) , leicht zu finden aufgrund seiner Lage (Hauptstrasse, grosser Mast in der Nähe) und inmitten eines Golfplatzes gelegen. Hier lohnt es sich beim PPR-Anruf nach dem Pistenzustand zu fragen, eventuell kann der Platz sehr nass sein (wie bei unserem Besuch). Im Gegensatz dazu war ESGU knochentrocken.

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Hallo zusammen

 

Wenn wir so weitermachen, haben wir bald eine Nordlandflieger Wiki :D:D

 

Danke für Eure Kommentare und Erläuterungen.

 

@Simon: Habe mir fast sowas gedacht, mit dem Truppenübungsplatz.

 

@Burkhard: Danke für die Hinweise :005: Die Berliner Telespargel habe ich jetzt auch erblickt (hab' noch andere Bilder von Berlin, aber ich musste halt eine strikte Auswahl treffen für einen solchen Bericht). Bei den "Raketenstellungen" hätte es mich aber doch noch interessiert was das wirklich einmal war. Wenn man die Foto genau anschaut, sieht man bei einigen der Plätze so etwas wie ein Schild. Das nächste Mal halt ewas tiefer fliegen und den Feldstecher mitnehmen :D

 

@Armin: Fjällbacka? Gruss in den Norden! Wir kommen sicher wieder.

Fjaellbacka.jpg

 

E Gruess vom Freakdaal

 

- niggi

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Hallo Niggi,

super Fortsetzung eines tollen Berichts!!

 

Ich habe als (realtiver) Anfänger noch eine Frage: Du erwähnst die TMA von verschiedenen Flugplätzen. Auch habe ich schon andere Schweizer in diesem Forum gelesen, die den TMAs große Wichtigkeit zuordnen.

 

TMA heißt doch eigentlich nur Transponder Mandetory Area, oder? D.h. ich muss einen Transponder Mode S an Bord und eingeschaltet haben, oder? Das ist doch an sich kein Problem...

Liege ich mit meiner Vermutung richtig, dass bei euch die TMAs gleichzusetzen mit unseren deutschen C (unter FL100) oder D Lufträumen sind? Oder hat das einen anderen Hintergrund?

Für Aufklärung wäre ich dankbar :)

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Hallo Niggi,

super Fortsetzung eines tollen Berichts!!

 

Ich habe als (realtiver) Anfänger noch eine Frage: Du erwähnst die TMA von verschiedenen Flugplätzen. Auch habe ich schon andere Schweizer in diesem Forum gelesen, die den TMAs große Wichtigkeit zuordnen.

 

TMA heißt doch eigentlich nur Transponder Mandetory Area, oder? D.h. ich muss einen Transponder Mode S an Bord und eingeschaltet haben, oder? Das ist doch an sich kein Problem...

Liege ich mit meiner Vermutung richtig, dass bei euch die TMAs gleichzusetzen mit unseren deutschen C (unter FL100) oder D Lufträumen sind? Oder hat das einen anderen Hintergrund?

Für Aufklärung wäre ich dankbar :)

TMA = Terminal Control Area (Nahverkehrsbereich). Auf den Bildern weiter oben mit der schwedischen ICAO Karte im Anflug auf Gotland, sowie auf der VAC Karte im Anflug auf Bornholm siehst du gut die jeweilige Luftraumstruktur mit TMA und CTR (mit der Vorstellung des kontrolliertes Luftraum um einen Flugplatz als Pilz: der Stiel ist die CTR, geht von GND bis xxx, darüber als 'Hut' die TMA von xxx-yyy).

Keine Ahnung warum die Bezeichnung TMA z.B. auf den deutschen Jeppesen Karten (und auch im AIP) nicht in Gebrauch ist.

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Hallo Kjeld

 

Danke, Armin, für die Erläuterung und die entsprechenden Links. Ich möchte hier vielleicht noch etwas präzisieren.

 

TMA steht für Terminal Manoeuvring Area oder das Synonym TCA für Terminal Control Area, wie Armin bereits geschrieben hat. Beide Begriffe bedeuten dasselbe. TMA's sind Zonen um grosse Flugplätze, die den an-und abfliegenden Verkehr eines Flugplatzes vom Transitverkehr schützen sollen. Sie haben eine publizierte Unter- und Obergrenze, können also, sofern Wetter und Geographie zulassen, unterflogen werden. Überfliegen geht meist auch. In der Schweiz und auch in Skandinavien sind TMA's Luftraum "C" oder "D".

 

Die TMA's können auch in Sektoren aufgeteilt sein, die verschiedene Unter-und Obergrenzen haben. Ein Einfliegen ist nur mit Erlaubnis der entsprechenden ATC Stelle möglich und der Flieger muss Transponder equipped sein, heute meist sogar mit Mode S.

 

Also unbedingt aufpassen und aktuelles Kartenmaterial verwenden! Ein Einfliegen, sei es nun von unten, der Seite oder von oben, auch unbeabsichtigt, ohne die entsprechende ATC Clearance löst - dank Mode S - heute sehr schnell einen ATIR („Air Traffic Incident Report“) aus. Das heisst, es kann ziemlich teuer werden, oder sogar die Lizenz kosten. Als Spesen kommen dann eventuell noch die Kosten eines Airbus Durchstarts oder eines Airbus Holdings dazu!

 

Mich selber hat es bisher noch nie "erwischt", aber ich weiss von mehreren Fällen in der näheren Umgebung. Die Handhabung dieser Fälle wurde in letzter Zeit sehr viel restriktiver gehandhabt - zumindest in der Schweiz.

 

Warum der Ausdruck in Deutschland nicht verwendet wird, kann ich auch nicht sagen.

 

E Gruess vom Freakdaal

 

- niggi

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Hallo zusammen und natürlich erstmal schöne Weihnachtsgrüße an alle in diesem Forum.

Vielen Dank Niggi und Armin für diese tolle Erlebnisreise ! Super Bilder und Videos. Als Ludwigsfelder kenne ich natürlich den Flughafen Schönhagen ( nur 20 min. von meinem Wohnort entfernt ) ganz gut. Nach der Schließung von Berlin -Tempelhof hat der Flugverkehr dort stark zugenommen und am weiteren Ausbau wird weiter gearbeitet.

Schöne Grüße

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Schöner Bericht, Danke! Auf einem Bild kann ich sogar unser Wohngebiet sehen. ;-)

 

BTW: Viele der Plattenbauten sind übrigens besser als ihr Ruf. Seit 2001 wohne ich selbst in einem solchen und möchte eigentlich nicht wieder weg.

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  • 1 Jahr später...

Hallo zusammen

 

Toller Bericht auch der zweite Teil ist absolut fesselnd, von wegen einschlafen, das war spannender als ein Krimi.

 

Gruess us Seuzi und Danke

 

Rainer

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