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Rundflug mit N473DC


alter Hase

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Hallo allerseits

 

ZRH wurde letzte Woche von der N473DC der Dakota Heritage Inc. fast dominiert (jedenfalls war es nicht nur für Spotter ein Hingucker). Obwohl ich bereits zwei Rundflüge mit einer C-47 machen durfte (1986 und 1996), ergriff ich kurzfristig die Gelegenheit, einen Flug mitzumachen. Ob ich ohne allzu viel Aufwand wieder mit einer DC-3 resp. C-47 werde fliegen können, steht in den Sternen, deshalb nichts wie los!

 

Am Vorabend machte ich in meiner Dienstpause ein paar Stimmungsbilder

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Am nächsten Tag war es dann soweit. Gleich gegenüber der Einstiegstüre prangte eine Tafel mit etwas Geschichte (mehr Geschichte am Schluss)

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Stauraum für Handgepäck? Fehlanzeige! Inflight Entertainment? Rausschauen und den Motoren zuhören! Nostalgie pur!

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Wunderschön, die Karte mit den Sicherheitshinweisen

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Eingang zum Cockpit mit einigen Hinweisen

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Am 6. Juni 1944 um 00:46 Uhr sprangen 18 Fallschirmjäger des 2nd Batallion, 502nd Parachute Infantry Regiment, 101st Airborne Division über der «Dropzone A» nahe St. Mère Église ab.

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Ein Bild der Originalcrew, aufgenommen im Mai 1944

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Die Startvorbereitungen waren im vollem Gang, deshalb mussten wir uns hinsetzen, durften aber während des Fluges nach Herzenslust herumlungern und fotografieren. Los geht’s!

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Nach dem Start war dann auch mal etwas Platz, meine Kamera in's Cockpit zu halten…

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Vorbei am KKW Gösgen

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Geflogen wurde relativ tief

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Über dem Bielersee und der St. Petersinsel machten wir kehrt

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Im Bild ist Seengen am Hallwilersee

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Nach einem Lowpass (richtig tief) über Piste 10 und einer steilen Kurve landeten wir nach 68 Minuten Flugzeit auf der 28. Zürich hatte uns wieder!

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Vier Tage später posierte die C-47A-75-DL mit Konstruktionsnummer 19345 für meine Kamera.

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Ich hoffe, der kleine Rundflug hat euch etwas gefallen! Wer nicht an Geschichte interessiert ist, kann jetzt zum nächsten Beitrag wechseln. Für alle anderen hier der Werdegang der N473DC:

 

Am 28. Dezember 1943 wurde das Flugzeug als 42-100882 mit Code 3X-P an die United States Army Air Force ausgeliefert. Eingeteilt in die 87th Troop Carrier Squadron, 438th Troop Carrier Group war es in Greenham Common (bei Newbury, westlich Heathrow, heute geschlossen) stationiert. Rückflüge von Verwundeten in die Heimat sowie Treibstofftransporte für General Patton’s Panzer in Frankreich gehörten zum Aufgabenbereich. Einmal bekam der heute 93-jährige Pilot Orlando Bill Allin als Dank eine Kiste Champagner und Cognac von Patton. Die Dakota wurde bald mit einer Winde (Model 80 Glider Pickup Equipment) zur Bergung von Lastenseglern ausgerüstet. Bill Allin gab seinem Flugzeug den Namen «Drag ‘em oot» (Slang für «drag them out»), welcher von der damaligen Hauptaufgabe zeugt. Die Royal Air Force war sehr daran interessiert, ihre an und hinter der Front gelandeten Lastensegler wiederzuverwenden und am 2. September 1944 ging die 42-100882 an die RAF über und wurde als TS422 bei der Number 1 Heavy Glider Servicing Unit, 38 Group RAF unter anderem auch in der Operation Market Garden und der Operation Varsity eingesetzt. Während der Operation Market Garden musste ein Frontalangriff eines deutschen Jägers stattgefunden haben, denn 12 Einschusslöcher wurden in Nase und Cockpit gefunden. Ein Geschoss steckt noch heute in der Rückenlehne des Pilotensitzes! Bis heute wurden weitere Reparaturen von Schäden durch Fliegerabwehrgeschosse gefunden. Nach der Reparatur wurde TS422 im August 1945 an die Kanadier überstellt (435 RCAF Squadron), wo sie als Trainer, Transporter und, mit Skis und Jato-Raketen ausgerüstet, als Such- und Rettungsflugzeug in der kanadischen Arktis eingesetzt wurde.

 

Nach dem aktiven Service erwarb Keir Air Transport das Flugzeug und liess es als CF-KAZ in’s zivile Register eintragen. Trans-Provincial Airlines, Laurentian Air Services, Pacific Coastal Airlines, Superior Airways, Bearskin Lake Air Services und Soundair setzten die mittlerweile auf C-FKAZ umregistrierte Maschine innerhalb Kanadas ein, bevor sie Ende Februar 1982 als N5831B in die USA exportiert wurde. Nach dem Einsatz bei McNeely Charter Service wurde die N5831B durch John und Susie Johnson gekauft und sie begannen, das Flugzeug zu restaurieren. Patrick «Paddy» Green, Direktor von Dakota Heritage Ltd., hörte davon und entsandte einige Techniker für einen genaueren Augenschein. Am 30. Juni 2004 wurde die N5831B an Dakota Heritage verkauft und verliess die USA am 24. Mai 2005. Der Flug nach Liverpool ging über Great Falls, Saskatoon, Churchill, Iqaluit, Kangerlussuaq, Reykjavik und Wick in Schottland, wo die Maschine nach gut 34 Stunden Flug am 1. Juni 2005 ankam. Im Mai 2006 wurden in Leeds East Airport Church Fenton die damaligen D-Day-Farben angebracht und am 14. Juni 2006 wurde die «Drag ‘em oot» als N473DC eingetragen. Beheimatet ist sie in Liverpool.

 

Möge sie noch lange unfallfrei fliegen!

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Hallo Rolf, 

 

Besten Dank für den tollen Bericht, geniale Bilder und danke auch für die Hintergrundinfos zum Flugzeug. Echt spanende Sache. 

 

Gruss Stefan 

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Super... ich hab's mir lange überlegt, ob ich mich da auch reisnetzten soll. Jetzt bin ich froh, kann ich wenigstens deine Fotos betrachten :-) 

 

Wie viele Passagiere (auf Sitzen) gingen da eigentlich rein?

Bearbeitet von kuno
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Cool! 

 

Auch von der Avionik (für europäische Verhältnisse) ein Leckerbissen: Das Teil hat einen Northstar M3 GPS-Navigator. Eines der ersten Approach-fähigen GPS-Systeme, das kurz nach der Freigabe von GPS für zivile Anwendungen auf den Markt kam. War in den USA weit verbreitet, da es ein plug in replacement für das verbreitete M1 LORAN System darstellte. 

 

Leider sieht man daran auch, wie "schnelllebig" heutige Avionik ist: Nachdem Jeppesen keine Datenbank-Updates mehr anbietet ist es nur noch ein Stück Elektroschrott - auch wenn es noch tadellos funktionieren würde...

 

Soviel nur am Rande,

Florian

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Super... ich hab's mir lange überlegt, ob ich mich da auch reisnetzten soll. Jetzt bin ich froh, kann ich wenigstens deine Fotos betrachten :-) 

 

Wie viele Passagiere (auf Sitzen) gingen da eigentlich rein?

 

Kuno, die Konfiguration kann verändert werden. Für die Rundflüge ab ZRH waren jeweils 12 Sitze installiert, für die Absprungflüge waren es deren 6 in engerer Anordnung, um für die Fallschirmspringer samt Ausrüstung mehr offenen Platz zu bieten (die meisten sind wohl auf dem Boden gesessen für den Start). Hier ein Bild, wie die Kabine drei Tage später ausgesehen hat.

 

N473DC_20160813_parachute-config_zpslwax

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