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Untersuchung bei Crews bezügl. Thrombosegefährdung?


petra

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Mich würde interessieren, ob Crews (insbesondere Piloten) sich beim Medical einer Untersuchung bezügl. Thrombosegefährdung unterziehen müssen. Neben der allgemeinen Gefahr bei Langstreckenflügen gibt es ja noch eine familiär bzw. erblich bedingte Gefährdung, die bei einer Blutuntersuchung festgestellt werden kann.

Flugbegleiter sind auf Langstrecken ja fast ständig in Bewegung, aber Piloten sitzen Stunden im Cockpit... Eigentlich müsste zumindest bei ihnen ein Test gemacht werden, um zumindest das erblich bedingte Thromboserisiko auszuschließen?!

Ist dies ein Grund für Piloten, nicht die Flugtauglichkeit zu bekommen? Können ja schließlich nicht vor jedem Flug Heparin spritzen!?

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Hallo Petra

 

Nein, meines Wissens machen die Medizinmänner und - frauen mit uns keine Untersuchungen bezüglich Thrombose.

Das heisst natürlich nicht, dass sich die Verantwortlichen in unserer Firma nicht um das Wohl von uns Flugzeugführern kümmert.

 

Diverse Programme wurden in der Vergangenheit eingeführt, um den Gesundheitszustand von Piloten im Allgemeinen und Langstreckenpiloten im Speziellen zu verbessern.

 

 

Crewbunk A340

 

Obwohl die harte Unterlage anfangs unter den Besatzungen für Reklamationen gesorgt hat, sind die meisten der Luftkutscher heute von den angenehmen Nebenwirkungen der Nonstop-Akkupressur überzeugt und begeistert. Gerade die im Nierenbereich drückende Sicherheitsgurte regt die Tätigkeit des malträtierten Organes an und sorgt dafür, dass man alle 45 Minuten Wasser lösen kann.

Auch auf FL380 gelten die Gesetze von Murphy und so ist die Toilette in der Regel durch ein sich schminkendes F/A besetzt. Die mindestens 15 minütige Wartezeit kann durch ein abwechslungsreiches Hüpfen vom linken auf den rechten Fuss verkürzt werden was wiederum einen positiven Effekt auf die Thromboseprävention hat.

 

Weiter neigen Piloten zu einer hypermobilen Nackenmuskulatur. Einerseits kommt das vom vielen Umdrehen beim Öffnen der Sicherheitstüre und andererseits vom Umschauen nach hübschen Frauen im Nightstop.

Auch hier ist die Firma mit einer rettenden Idee zur Hilfe geeilt. Neuerdings wird für 3 Piloten nur noch ein dünnes Kissen abgegeben, was wesentlich zur Wiederversteifung der besagten Nackenmuskulatur beigetragen hat.

 

Auch die Haut leidet unter den unnatürlichen klimatischen Verhältnissen in der Blechröhre. Passagiere der ersten Klasse pflegen sich ihr Leder mit einer Crème auf der Basis von Kaviar, während wir eine wesentlich effizientere und kostengünstigere Variante anwenden.

Dank der lange Evaluationszeit, konnte für den Crewbunk eine Decke mit einmaliger Beschaffenheit besorgt werden. Die rauhe Oberfläche sorgt für ein in der Qualität unnerreichtes Peeling.

Den Mimosen unter den Piloten wurde ein Seidenschlafsack auf der Basis von PE abgegeben (mit grünem Punkt!).

 

 

Verpflegung

 

 

Als Langstreckenpilot kann ich mich wirklich nicht beklagen. Dank der Völlerei in der ersten Klasse und den damit verbundenen Essensresten, kann ich in der Regel die offizielle Verpflegung auslassen und die von den Passagieren nicht angetaseten Menues verdrücken. Das hat leider einen negativen Einfluss auf meinen BMI - wobei wir wieder beim gestiegenen Thromboserisiko wären.

Offiziell verdrücken wir Zwischenmahlzeiten von Nestlé. Kitkat fehlt genauso wenig wie das LC1 Joghurt. Früchte wurden wegen den eingesetzten Schädlingsbekämpfungsmitteln auf ein Minimum reduziert und dafür Fertigsuppen aus dem Hause Knorr eingeführt.

Wie jedes Kind weiss, soll der Passagier und das Besatzungsmitglied viel Trinken. Wasser ohne Kohlensäure ist da die ideale Variante. Da Kohlensäure bläht, ist der Einsatz von Sprudel in einem 2-Mann Cockpit nicht ideal. Im 3-Mann Cockpit spielte dies wiederum keine Rolle - da konnte man die dem Arsche entschwundenen Winde immer noch einem anderen anhängen.

Zuviel trinken ist aber auch nicht das Gelbe vom Ei. Mineralstoffe und Vitamine könnten in zu grossen Mengen aus dem Körper geschwemmt werden und die Piloten wären an der Destination noch müder als sie eh schon sind.

Darum werden seit geraumer Zeit dem Cockpit Produkte von den Phillipinen serviert. Dieses entkeimte und gefilterte Wasser ist für uns im Wasserschloss Europas lebenden Eidgenossen gelinde gesagt eine geschmackliche Zumutung, aber bekanntlich soll ja gute Medizin bitter schmecken.

All diese Massnahmen haben aber leider den Nebeneffekt, dass man nicht mehr weiss, ob der Dünnpfiff von der Mangoeiskrem (schreibt ihr glaub ich so in Deutschland) in Bombay oder von den Bakterienkulturen im Joghurt kommt.

 

 

Arbeitsplatzergonomie

 

Der Tisch im Cockpit muss als Erstes erwähnt werden. Endlich sind wir Piloten den Flight Engineers gleichgestellt und können mit Stil speisen. Danke Airbus.

 

Im Cockpit fehlt es etwas an Ablagefläche, was bei einer 'paperless cockpit philosophie' auch nicht notwendig wäre. Noch nicht ganz paperless ist die Informationspolitik von oben. Aufgrund der vielen Bulletins (aus Spargründen doppelseitig und mit Schriftgrösse 4pt. bedruckt), muss der Papierkrieg gut organisiert werden. Das wiederum fördert die Aktivität was wiederum positiv für die Thromboseprävention ist.

 

Einen enormen Fortschritt bezüglich der Gesundheitsvorsorge wurde bei der Entwicklung des Toilettenstandortes geleistet. Ist beim A330 das stille Örtchen unmittelbar neben der Cockpittüre, wurde dieses beim A340 zwei Meter weiter hinten platziert. Das ergibt pro Toilettengang vier Meter mehr Bewegung - unnötig zu sagen, wie positiv das sich auf die Thromboseverhütung auswirkt!

 

Auch auf die zahlreich auftretenden Krankheiten wird umgehend reagiert. Nach der Maul- und Klauenseuche wurde gehandelt und auf den Einbau von bequemen, flauschigen Lammfellen auf den Sitzen verzichtet.

Auch diese Massnahme stiess anfangs auf Widerstand im Corps. Doch heute sind sich praktisch alle einig, dass der Hitzestau im Rücken eine angenehme Abwechslung zu der chronisch unterkühlten Schulter ist.

 

Leider hat die schusssichere Cockpittüre so manche gut gemeinte Aktion zunichte gemacht. Es ist erwiesen, dass die Mobilität der Besatzungen im Flugzeug seit der Einführung des 'war against terrorism tool' markant abgenommen hat. Gerade für Cockpitbesatzungen wirkt sich das äusserst negativ aus.

Neben dem Bewegungsmangel wurde aufgrund der stark abnehmenden Cockpitsbesuche vereinzelt ein Einsamkeitssyndrom beobachtet. Um die Sozialkompetenz zu steigern und die Kommunikation im Cockpit anzuregen, haben die Airbusstrippenzieher zusammen mit dieversen pädagogischen Hochschulen ein Konzept erarbeitet.

Neuerdings kommentieren wir unsere Handlungen während der Checklistenarbeit 'aileron left - aileron right - neutral' und damit es nicht bei Selbstgesprächen bleibt, darf der Kamerad im Cockpit das Ganze mit einem lauten und deutlichen 'checked' bestätigen.

Da die Massnahme noch relativ jung ist, kann über eine gesteigerte Kommunikationstätigkeit im Cockpit noch nichts genaueres gesagt werden.

 

Petra, wie du siehst, sind wir Flugzeugführer bei unseren Medizinmännern in guten Händen.

Ich hoffe Dich genügend informiert zu haben und verbleibe.

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Hallo Peter.......einfach köstlich......ich hoffe Du hast uns hier schon ein neues Kapitel zum Besten gegeben...........ansonsten bitte unbedingt in 1:1 zu Deinem Blog "adden".

 

Peter.....was ich noch sagen wollte........Dein Buch werde ich mir mit Sicherheit kaufen, nur möchte ich gerne noch ein Autogramm von Dir dazu haben.

 

Mach weiter so......es macht mir Freude Deine Schriften zu lesen und spendet angenehme und wissenswerte Unterhaltung.

 

Gruß

Roberto

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@Roberto

 

Danke für die Blumen!

Würde mein Buch gerne publizieren, finde aber einfach keinen Verleger :002:

Wenn sich mal ein Verlag meldet und wenn das Buch gedruckt wird, dann bist Du der Erste der es kriegt!

Autogramme gebe ich keine, ich trinke lieber Biere :005:

 

Gruss

 

nff v/o Peter

 

---> so, jetzt werden weitere Kapitel publiziert!

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  • 4 Wochen später...

@Peter: Köslich geschrieben:D.

 

Eine Frage habe ich aber dennoch, bzgl. Trombose aber leicht Off-Topic.

 

Du sagtest:

"Es ist erwiesen, dass die Mobilität der Besatzungen im Flugzeug seit der Einführung des 'war against terrorism tool' markant abgenommen hat"

 

Heißt das jetzt, dass ihr euch Inflight nicht mehr in der Kabine bewegen dürft bzw nur zwischen Flight Deck und Crew Rest schlendert??

Ich habe bei United-auch auf einem Langstreckenflug- schon beobachtet, dass der Captain durch die gesamte Kabine gegangen ist und sich mit den Passagieren unterhielt(auch in der ECO).

Ich mein, dass liegt 2 Jahre zurück möglicherweise haben sich die Gesetze schon wieder verschärft?!

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Heißt das jetzt, dass ihr euch Inflight nicht mehr in der Kabine bewegen dürft bzw nur zwischen Flight Deck und Crew Rest schlendert??

 

Diese Zeiten sind (leider!) definitiv vorbei. Der Ausgangsrayon wird durch die Toilette, die Nespressomaschine, das Cockpit und den CrewRest begrenzt.

 

Gruss

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