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Die Verantwortung des Flug Kapitäns


reverser

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Guten Abend allerseits ;

Zeitgemäß oder nicht? Nachdem ich wieder mal in meiner alten  Rudolf Braunburg Bücher Kollektion rumgeschmoekert hatte, bin ich auf folgende Zeilen gestoßen :

 

"Wenn sie etwas von der Einsamkeit des Kapitäns erleben wollen, dann müssen sie einmal als Stewardess von der Kabine aus ins Cockpit schauen - kurz nach der Nachricht, daß der Zielhafen wegen Schlechtwetters nicht anfliegbar ist. Da sehen sie dann förmlich, wie sich die ganze Crew von ihm zurückzieht - Ingenieure, Copilot, Funker, Navigator. Da ist es vorbei mit dem großartigen Teamwork. Da hockt er ganz kümmerlich allein auf seinem linken Sitz, der Kapitän, mit seiner Verantwortung und seinem Entscheidungszwang - soll er zum Ausweichhafen fliegen oder soll er besseres Wetter abwarten? Indessen fließt unaufhörlich der kostbare Treibstoff durch die Leitungen, die Passagiere beginnen bereits wegen der verpassten Anschlüsse zu meutern, die Wetterwarte sagt auch für den Ausweichhafen Schlechtwetter voraus, und die Kontrollstelle fragt, was er nun eigentlich vorhabe mit seiner Maschine und seinen hundertzwanzig Passagieren. Ich glaube, dass die Einsamkeit des Kapitäns mit der Vergrößerung seines Flugzeugs und der Passagieranzahl im gleichen Verhältnis wächst."

 

Soweit das Zitat :

wie hier zu lesen ist, sind da noch Flug ingenieur und Navigator im Cockpit zugange - der Bericht ist somit hoffnungslos veraltet.

 

Jetzt frage ich mich : Ist das trotzdem noch aktuell im Jahr 2020 - gibt es ihn immer noch- den mit seinen Entscheidungen alleingelassenen Kapitän? 

 

Gruß Richard 

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vor 16 Stunden schrieb reverser:

Jetzt frage ich mich : Ist das trotzdem noch aktuell im Jahr 2020 - gibt es ihn immer noch- den mit seinen Entscheidungen alleingelassenen Kapitän? 

 

Gruß Richard 

 

Eigentlich eine interessante Frage..

 

Ich würde antworten  "NEIN oder wenigstens nicht im gleichen Masse" .

 

Durch die Einführung des CRM  wurde die Zusammenarbeit im Cockpit verbessert und der Kapitän ist verpflichtet seine Besatzung in alle Entscheidungen miteinzubeziehen,

Braunburg war noch einer von der "alten Schule" . Er war Kapitän bis 1979, zuletzt auf Dc-10. In diesen Zeiten konnte es meines Wissens vorkommen dass ein Kapitän als Alleinherrscher auftrat.

 

Das CRM wurde ab 1980 eingeführt (und ist seit etwa 1990 Standard) nach mehreren schweren Unfällen von denen der schlimmste der Zusammenstoss der beiden 747 auf Teneriffa in 1977 war (500 Tote).

 

Auch heute noch liegt die letzte Verantwortung beim Kapitän aber die Entscheidungen werden eben immer  zusammen getroffen .

Dass die Passagiere mit einer solchen Entscheidung dann manchmal unzufrieden sind ist sicherlich auch heute noch so.

 

Das ist nur meine Meinung zum Thema.

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Braunburg

https://de.wikipedia.org/wiki/Crew_Resource_Management

https://de.wikipedia.org/wiki/Flugzeugkatastrophe_von_Teneriffa

 

Bearbeitet von guy
tippfehler
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Hallo Richard

 

JEIN.

Die Entscheidungen trifft immer der Kapitän!

Es hat sich in den meisten Cockpits eingebürgert, dass der Kapitän die Meinungen anderer Besatzungsmitglieder (Pilotenkollegen und aber auch Kabinencrew) einholt. Dies hilft, um einerseits seine eigene "Idee" zu unterstützen oder andere Faktoren in die Entscheidungsfindung einfliessen zu lassen.

Es ist nicht so wie "guy" sagt:

In einem Flugzeug gibt es nicht eine Art "Demokratie". Denn, und das ist der springende Punkt: EINER trägt die Haupt-Verantwortung. Und wer ist das wohl ? ;-)

 

Gruss

Patrick

 

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vor 19 Stunden schrieb reverser:

wie hier zu lesen ist, sind da noch Flug ingenieur und Navigator im Cockpit zugange - der Bericht ist somit hoffnungslos veraltet.

 

Braunburg flog auf der Super Constellation, der 707, 727 und DC10, alles Flieger mit FE, die Connie und 707 vermutlich noch mit Nav.

 

Soviel ich mich erinnere hat er aber eben immer schon CRM gepredigt, halt aber noch unter anderen Namen und Bezeichnungen, er war aber immer ein sehr Crew-orientierter Mensch. Wäre auch komisch wenn man seine Karriere anschaut, die u.a. Lehrer an einer Rudolf Steiner Schule beinhaltete.

 

Seine Bücher sind Klassiker, er hat die Klischees des damaligen Pilotenberufs gepflegt und ausgereizt. Hat funktioniert und hat sich verkauft.

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"Es ist nicht so wie "guy" sagt"

 

Also ich finde Patrick sagt so ungefähr das gleiche wie Guy,  nur in etwas anderen Worten.?

 

Guy schrieb doch klar und deutlich  :  "Auch heute noch liegt die letzte Verantwortung beim Kapitän "

 

Guy

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Hallo Guy

 

Stimmt... fast ?

vor 6 Stunden schrieb guy:

...aber die Entscheidungen werden eben immer  zusammen getroffen

Dem ist eben nicht so ?

 

Gruss

Patrick

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vor 3 Minuten schrieb Wingman340:

Hallo Guy

 

Stimmt... fast ?

Dem ist eben nicht so ?

 

Gruss

Patrick

 

Hallo Patrick, 

 

"Es hat sich in den meisten Cockpits eingebürgert, dass der Kapitän die Meinungen anderer Besatzungsmitglieder einholt. "   = =   " die Entscheidungen werden eben immer  zusammen getroffen " 

 

Meines Wissens hat CRM sich auch nicht "eingebürgert" sondern ist Vorschrift , oder ?

 

Aber genug der Wortspielerei ! ?

 

Guy

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Hallo Guy

 

Nun ja, ich kann nicht mit 100%iger Sicherheit sagen, ob alle kommerziellen Fluggesellschaften dieser Welt mit einem 2-Mann-Cockpit oder 1-Mann-Cockpit mit einer Kabinenbesatzung das CRM in den Büchern hat und auch effektiv so lebt.

Aber wie Du schon sagst: genug der Wortspielerei ?

 

Gruss

Patrick

 

 

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vor 4 Stunden schrieb guy:

 

Hallo Patrick, 

 

"Es hat sich in den meisten Cockpits eingebürgert, dass der Kapitän die Meinungen anderer Besatzungsmitglieder einholt. "   = =   " die Entscheidungen werden eben immer  zusammen getroffen " 

 

Meines Wissens hat CRM sich auch nicht "eingebürgert" sondern ist Vorschrift , oder ?

 

Aber genug der Wortspielerei ! ?

 

Guy

 

 

Eines geht noch:

 

Verantwortung für Entscheidungen zu tragen, die möglicherweise über Leben und Tod Ausschlag geben, ist weniger ein Privileg - so mag es für andere aussehen - als vielmehr eine große Last , die einem niemand abnehmen kann.

Das macht eben auch den Unterschied, daß einer mit 5000h Captain sein kann, und ein anderer mit 20000h Senior-F/O geblieben ist.

 

Gruß

Manfred

 

Bearbeitet von DaMane
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Übt man so Sachen nicht auch im Simulator?  Man nimmt doch extra Fuel für solche Fälle mit. 

Die Zeiten waren doch damals besser für Piloten? Das Ansehen war vergleichbar mit Oberärzten und Professoren? 

Heute kriegen Piloten Stress, wenn Sie zuviel Sprit tanken (Ryanair). Wenn man heute mit dem Fliegen anfängt, ist alles unsicherer. Es gibt ständig unvorherbare Ereignisse, wie jetzt Corona. 

Auch wird die Umweltdebatte immer wieder hochkommen. Auch die ein Pilot Besatzung und neue Techniken. 

Aber das ist ja in fast allen Berufen so, die Unsicherheit. Man kann wohl jedem angehenden Piloten empfehlen als Grundlage eine Ausbildung zu absolvieren, damit man immer eine Perspektive hat. 

 

Früher haben Piloten soviel Geld verdient wie heute eine Frau Merkel? Ich denke da gibt es einige Berufe mit einer hohen Verantwortung. 

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vor einer Stunde schrieb FalconJockey:

Wenn man es als Last ansieht, ist man im falschen Beruf...

Ich verstehe was Du meinst. Solange Du zu einer schon mal erlebten Problemstellung aufgrund deines Wissens und Erfahrung eine sehr gute, gute, oder akzeptable Entscheidung triffst, wird es auch eine Befriedigung sein. Aber wenn Verantwortung keine Last wäre, wäre sie beliebig, und man könnte sie genausogut auswürfeln.....

Ich meine Entscheidungen, deren Ausgang ungewiß ist.*)

 

Gruß

Manfred

 

*) solche könnten man natürlich ebenfalls auswürfeln, aber man wünscht sich halt einen kalkulierbareren Ausgang

Bearbeitet von DaMane
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vor 2 Minuten schrieb LS-DUS:

............. Ich denke da gibt es einige Berufe mit einer hohen Verantwortung. 

 

Sicherlich, aber ich wüßte keinen, wo man mit einem Problem so auf sich allein gestellt sein kann. Solange du dich noch bemerkbar machen kannst, gibt es auf der Welt kaum mehr einen Punkt, wo dir nicht jemand zu Hilfe kommen kann (physisch),. Außer du sitzt in einem Flugzeug. Und gute Ratschläge per Funk kriegst Du nur von Leuten, die dem Risiko nicht selber ausgesetzt sind.....

 

 

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vor 1 Stunde schrieb LS-DUS:

Übt man so Sachen nicht auch im Simulator?  Man nimmt doch extra Fuel für solche Fälle mit. 

..........

Wer erinnert sich noch an die Odysee des LH-380 über Florida, der letztendlich mit weniger als 30 min rest-fuel landen konnte? Oder die Notlandung des schwer beschädigten A380 in Singapure?

Üben und trainieren kann man halt nur bekannte bzw. vorstellbare Szenarien. Interessant wird es erst bei solchen, die nicht darunter fallen.

 

Gruß

Manfred

Bearbeitet von DaMane
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