Flugbericht

[reverser]

Guten Abend allerseits,

bin von Nürnberg nach Barcelona geflogen und zurück;  mit Vueling: Wir waren 4 Personen.

Abflug: Mit einer Stunde Verspätung wegen Streiks in Frankreich, mit Auswirkungen auf den Airspace (wenn ich die Pilotenansage richtig verstanden habe).

Auf Anfrage, ob wir zusammensitzen könnten, erhielten wir Reihe 1 mit viel Beinfreiheit. Dort den nettesten Flightattendant seit langem angetroffen. Begrüsste und verabschiedete sämtliche Gäste, war super freundlich - man sah ihm an, dass er seinen Job mag.

Rückflug: Erst zu einem der vielen Vueling-Automaten: Dort per Flugcode einchecken und den Gepäck-Strichcode ausdrucken, am Koffer selber anbringen, scannen und aufs Band legen. Personal am Check-In-Schalter: Das war einmal.

Wieder eine halbe Stunde Wartezeit im abflugbereiten Flieger. Grund, was ich der (kaum hörbaren) Flightdeck-Ansage entnahm, erneut streik-bedingte Luftraum-Restriktionen. Vor der Landung in Nürnberg wieder eine Cockpit-Ansage: Zusätzliche Verspätung weil "we habe been given flight vectors"!  Vermutlich war ich einer der wenigen Passagiere, die sich unter "vectors" irgendwas vorstellen konnten. Nun meine Frage an die geschätzten Fachleute hier: Kann es zu nennenswerten Verspätungen kommen, wenn der Lotse dem Flieger "Flight Vectors" aufbrummt?

Schlussendlich die Landung, nachdem wir kurz zuvor an einem sehenswerten, kolossalen CB-Blitzmonster vorbeigeschrammt waren. Nach der Landung die Gepäckausgabe. Nix geht, das Förderband bewegt sich nicht. Eine halbe Stunde später steht eine Flughafen-Angestellte vor uns und erklärt uns den Grund: Donnerndes Unwetter über dem Airport - die baggage-handler dürfen nicht aufs Feld: Die blitzende Front hatte uns eingeholt!

Gruss Richard

[Alexh]

ATC-Streik in Frankreich ist momentan ein dauerhafter Verspätungsgrund und scheint es noch etwas zu bleiben. „Flight Vectors“ könnte ein etwas längerer Anflug sein anstatt eine Runde im Holding zu drehen. Vielleicht wollte der Pilot einfach proaktiv informieren, dass es ein paar Minuten länger geht als die angekündigte Flugzeit. Aber das ist eben das Problem mit den Ansagen, dass ein einfacher Passagier das verstehen sollte und das obwohl womöglich sowohl Pilot als auch Passagier nicht Englisch als Muttersprache haben. Wir Piloten tendieren dann dazu in unsere Fachsprache zu verfallen, hier die „vectors“. Ich versuche das immer so einfach wie möglich zu halten, was sich für Insider oft aber auch wieder seltsam anhört.

Streik, Verspätung, Gewitter: Zusammengefasst würde ich sagen das ist ein unspektakulärer Tag im Europaverkehr.

 

Gruß Alex

[reverser]

Thanx Alex...somit habe ich die Pilotenansagen doch richtig interpretiert.

 

Noch was zu den Gepäck-Check-In-Automaten in BCN: Auffallend auch die grossen roten Leuchten auf jedem Apparat. Wenn die aufleuchten, weiss auch der unbedarfteste Passagier, dass das gerät "Inop" ist, bzw. nicht funktioniert

Und was die Flightattendants betrifft: Sie gingen durch die Reihen, verkauften ihre Drinks & Meals, und wenn sie fertig waren, setzten sie sich wieder hin, wirkten nicht allzu gestresst. Wo ich doch den Bericht über das Ryanair-Management gelesen hatte; die Verkaufszahlen des Personals seien unbefriedigend, sie sollten "hungriger" sein nach Umsatz, so wie ein Vertreter den Fuss zwischen die Tür hält, wenn ein Kunde nicht anspringt und diese vor seiner Nase schliessen möchte.

Und noch was fiel mir auf: Der Flieger steht abflugbereit am Boden, wartet, streitkbedingt, auf seinen verspäteteten Slot; die Cockpit-Tür ist bereits geschlossen, die Piloten haben sämtliche Checklisten abgearbeitet und haben Zeit zum Ratschen, und auch Bodenpersonal steht neben dem Flugzeug auf dem Tarmac rum und muss bis zur Freigabe warten. Wohl alles andere als einfach für die ganzen Flug- und Personalplaner mit ihren eng getakteten schedules...

"Ein unspektakulärer Tag im Europaverkehr"..."The  settled anarchy of established things"...oder so...

Gruss Richard

Bearbeitet 1. April 2023 von reverser