Alpin-Flier Geschrieben 19. September Geschrieben 19. September Hoi zäme Wieder ein paar Fragen, diesmal im Zusammenhang mit möglichst realistischem Flugbeginn im Simulator. Es geht um das Uebernachten des Airliners am Gate und die Inbetriebnahme am nächsten Tag. - Bleiben die Flieger über Nacht am jeweiligen Gate oder werden sie weggestellt? - Oder werden sie je nach Planung für den nächsten Tag auch verschoben? - Kann in dem Fall die Bodenmannschaft den Flieger auch ohne Crew an Bord (Cold&Dark) herumschieben? - Wenn die Flieger am Gate bleiben, bleibt dann der Jetway verbunden, die Türe 1L offen oder zu? - Wenn nicht, wie kommt die Crew am Morgen in den Flieger? - Lässt sich dafür L1 auch bei anliegendem Jetway öffnen und schliessen? Ich würde mich über ein paar Infos dazu sehr freuen. LG Urs Zitieren
FalconJockey Geschrieben 19. September Geschrieben 19. September Hallo Urs, wie immer in der Fliegerei gilt: Es kommt drauf an! vor 1 Stunde schrieb Alpin-Flier: - Bleiben die Flieger über Nacht am jeweiligen Gate oder werden sie weggestellt? Wenn es das letzte und erste geplante Flugzeug des jeweiligen Tages ist, dann kann das vorkommen. Verschoben werden sie sicher auch immer wieder, aber man versucht, das zu minimieren, kostet ja Geld. vor 1 Stunde schrieb Alpin-Flier: Kann in dem Fall die Bodenmannschaft den Flieger auch ohne Crew an Bord (Cold&Dark) herumschieben? Das hängt von den Vorschriften des jeweiligen Landes, Flughafens und der Airline ab. In Frankfurt sieht man immer wieder Flugzeuge, die ohne Personen im Cockpit geschleppt werden. Ich weiss aber nicht, ob das nur mit den neuen Schleppern erlaubt ist, bei denen das Bugrad angehoben und so geschleppt wird. Mit den Schleppstangen könnte es Einschränkungen geben. In Rom z.B. muss immer mindestens ein Pilot im Cockpit sitzen und das rote Betriebslicht (beacon) und das Radio müssen eingeschaltet sein. Es könnte ja ein Notall eintreten...Regeln aus dem 19. Jahrhundert. vor 1 Stunde schrieb Alpin-Flier: Wenn die Flieger am Gate bleiben, bleibt dann der Jetway verbunden, die Türe 1L offen oder zu? Aus Sicherheitsgründen werden Treppen und Jetties an den allermeisten Orten weggefahren, wenn keiner an Bord ist und dies für mehrere Stunden so sein wird. Flugzeugtüren haben kein Schloss. vor 1 Stunde schrieb Alpin-Flier: Wenn nicht, wie kommt die Crew am Morgen in den Flieger? Da muss einer von der Bodenmannschaft kommen und die Tür wieder erreichbar machen. In der Regel kommt die Technik schon vor der Crew an und schaltet das Cockpit und die Bodenstromversorgung an, damit alles bereit ist. vor 1 Stunde schrieb Alpin-Flier: Lässt sich dafür L1 auch bei anliegendem Jetway öffnen und schliessen? Ja! Eigentlich darf man Türen erst dann öffnen, wenn ein Jettie angedockt hat und man muss sie schliessen, bevor der Jettie weggefahren wird. Es gibt sicherlich Ausnahmen in der Welt, aber Standard ist so wie berichtet. 3 Zitieren
Alpin-Flier Geschrieben 20. September Autor Geschrieben 20. September Hoi Andreas Super, das sind die Antworten, die ich erhofft habe. Allerbesten Dank dafür. Früher startete ich immer mit laufenden Triebwerken am Pistenanfang. Inzwischen kommt nur noch ein Start am Gate im Cold&Dark mit realem Wetter und Echtzeit in Frage. As real as it gets... LG Urs Zitieren
Urs Wildermuth Geschrieben 20. September Geschrieben 20. September vor 16 Stunden schrieb Alpin-Flier: - Bleiben die Flieger über Nacht am jeweiligen Gate oder werden sie weggestellt? Je nach dem ob sie am Morgen wieder verwendet werden, in die Wartung müssen oder von einem anderen Gate abfliegen (Schengen/Non Schengen) können sie stehen bleiben oder werden verschoben. vor 16 Stunden schrieb Alpin-Flier: Kann in dem Fall die Bodenmannschaft den Flieger auch ohne Crew an Bord (Cold&Dark) herumschieben? Das hängt von den Prozeduren der Airline ab, in Zürich ist das normal, seit dem die neuen Traktoren in Betrieb sind (Bugrad aufladen) und es daher niemanden mehr im Cockpit braucht. Mit den alten Traktoren mit Towbars musste immer wer im Cockpit sein und es musste möglich sein zu bremsen, da die Towbars "Shearpins" haben, die brechen können, dann haut der Flieger allein ab. vor 16 Stunden schrieb Alpin-Flier: Wenn nicht, wie kommt die Crew am Morgen in den Flieger? Entweder jemand muss den Jetty anhängen wenn es einen hat oder aber die Treppe ranfahren. Ältere Modelle (737 u.a.) haben teils noch Airstairs, die die Crew selber rauslassen kann. vor 1 Stunde schrieb Alpin-Flier: Inzwischen kommt nur noch ein Start am Gate im Cold&Dark mit realem Wetter und Echtzeit in Frage. As real as it gets... Bei den meisten Airlines übernehmen die Piloten die Flieger nicht "Cold&Dark" per se, Ground Power ist meist bereits an, allenfalls auch Klima, je nach Airline findet man den Flieger in verschiedenen Betriebsarten, wobei auf Aussenstationen es die Crew meist selber macht. Für mich ist es jeweils ziemlich aufwändig wenn man am Gate steht und dann erst die gesamten Prozeduren durchspielen muss, inkl Pushback e.t.c. Daher bevorzuge ich ein offenes Gate wenn schon Cold und Dark und wäre es möglich, auch ein Setup welches etwa dem Stand von "Crew at Stations" entspricht, also Elektrik, Luft, IRS Align und so bereits durch und man kann gleich anfangen mit FMS programmieren und los gehts. Virtueller Copilot sozusagen. Denn wir fliegen die Dinger ja meist Single Pilot, was ja eh nicht realistisch ist. Leider geht sowas mit der Boeing mit den klassichen Cockpits relativ schlecht, weil all die Schalter noch konventionell sind. Bei Airbus geht das einfacher. 1 Zitieren
Alpin-Flier Geschrieben 20. September Autor Geschrieben 20. September Hoi Urs Einen grossen Dank auch Dir für die interessanten Infos. Zusammen mit jenen von Andreas habe ich jetzt eine recht gute Vorstellung, was da so abläuft. Natürlich hast Du recht, dass die Vorbereitung viel Zeit braucht, insbesondere bei einer B737. Aber ich finde gerade das reizvoll, weil man nachher im Flug eigentlich nicht mehr viel machen muss. Ein vollautomatischer Flieger wäre jedenfalls nicht mein Ding. Andererseits, wenn ich Besucher habe, die nicht viel vom Cockpit verstehen, nehme ich natürlich auch die Abkürzung... LG Urs Zitieren
FalconJockey Geschrieben 20. September Geschrieben 20. September Wenn man das jeden Tag macht, geht das nach einer Weile blitzschnell! Ich nutze im MSFS2020 die iFly B737MAX8 und ich beginne die Flüge immer aus dem cold&dark. Bevor ich irgendwas im Cockpit mache verbinde ich über das EFB die Ground Power. Dann dem Flugzeug über Batterien und entsprechendem Schalter Strom geben, alle drei IRS aktivieren, den Rest vom Overhead Panel prüfen/einstellen und los geht es im FMC. 1 Zitieren
tamiko Geschrieben 22. September Geschrieben 22. September Ich würde noch folgendes ergänzen, um eine weitere Real-Life Perspektive zu geben: Du darfst nicht vergessen, dass jeder Abflug eine ganze Bodenabfertigung bedeutet. Die Piloten selbst sind natürlich ein wichtiger und logischerweise unersetzlicher Part davon, aber es hat für jeden Abflug einen sogenannten "Ramp Agent", der die gesamte Abfertigung koordiniert und sozusagen der "Chef" auf der Vorfeldposition ist. Wenn es ein Morgen-Abflug um 6:00 Uhr ist, kann es also sein, dass schon um 4:30 die ersten eingecheckten Gepäckstücke zur Position gefahren werden, und die Ladecrew schon um 5:10 Uhr mit dem Einladen des Gepäcks beginnt, bevor die Crew da ist. Sollte der Finger/Jetty über Nacht abgedockt worden sein, wird der Ramp Agent ihn als erstes wieder zum Flugzeug fahren. Bei vielen Airlinern gibt es bspw. die Möglichkeit, bei angeschlossener Ground Power Strom in die Kabine (Kabinen-Beleuchung, Cabin-Bedienpanel, PA etc) durchzuschleifen, ganz ohne Cockpit Crew vor Ort und mit komplett Cold & Dark Cockpit/Battery Master Off. Oft ist es zb. abends so, dass die Kabinenreinigung (Bodenpersonal; Toiletten putzen/auffüllen, Boden staubsaugen, Sitze Müll entfernen/Sitzgurten legen und Sitztaschen (Bordmagazin/Safetycard) stecken) nach den letzten Ankünften des Tages erst kommt, wenn die Crew schon lange weg ist. Es macht einen Unterschied um welche Airline es sich handelt, ob es eine Aussenstation mit Overnight oder die Homebase ist etc. Idealerweise bist du ein Abflug einer Austrian in Wien, oder Lufthansa in Frankfurt etc. Dann kommt (zusätzlich/parallel/vorher/nachher zum Ramp Agent jemand von der Technik, und weckt den Flieger schon mal auf und macht diverse Checks. Den FMC wird er den Piloten aber nicht programmieren, nicht einmal ein IRS Alignment. Umgekehrt, abends nach der Landung ist meines Wissens nach nach der Shutdown Checklist Schluss. Unterschrift im technischen Logbuch, alles abzugebende Papierzeugs mitnehmen und hinter dem letzten Passagier Tschüss, Baba Flugzeug. Ob der Techniker zum Abdrehen des Flugzeuges bereits da ist und unten an der Treppe der Crew noch eine gute Nacht wünscht, oder erst 30 Minuten später ankommt, ob der Flieger auf der Position bleibt, oder in den Hangar geschleppt wird - für die verlassende Besatzung alles komplett irrelevant. Anders natürlich auf einer Aussenstation ohne Technik/Vertragspartner vor Ort. Da fährt die Cockpitbesatzung den Flieger ganz herunter, und schließt auch persönlich die Tür L1. Auch kommt auf einer Aussenstation/nicht Homebase die Crew meistens über das jeweilige Gate (also den normalen Passagierweg abgesehen von fallweise eigener Crew Sicherheitskontrolle) zum Flugzeug, während sie auf der Homebase von den Briefingräumen mit eigenen Crewbussen Airside direkt zum Flugzeug gebracht werden. Ich hatte vor Jahrzehnten als Passagier mal einen frühmorgendlichen, fast leeren SkyEurope Abflug ex Wien. Es hatte in besagter Januar-Nacht durchgehende Minusgrade, die Maschine stand seit dem Vortag um 16 Uhr Nachmittags auf einer Aussenposition in Wien. Wir waren vielleicht 35 Passagiere wenn es hochkommt. Die Crew war erst ziemlich genau 30 Minuten vor Abflugzeit am Gate, wurde mit dem Crewbus zur Maschine gefahren, wir Passagiere folgten mit dem Passagierbus keine 5 Minuten danach. Vor dem Flugzeug angekommen hieß es noch 2 Minuten warten, dann kam bereits von der Purserin der Daumen nach oben für das Boarding. Im Flugzeug hatte es in der Kabine gefühlte 5 Grad über dem Gefrierpunkt, in der Realität wahrscheinlich 13°C oder so. Ich und fast alle anderen Passagiere auch behielten für den Takeoff ihre Winterjacken an. Es sollte nach dem eindrucksvollen Start (Ein Einstunden-Leg, nur 35 Passagiere) bis auf Reiseflughöhe, und dann noch gut weitere 10 Minuten Reiseflug dauern, bis die Luft in der Kabine der Boeing 737-700 soweit auf Temperatur war, dass ich die Winterjacke ausziehen wollte Lg Joseph 1 2 Zitieren
Alpin-Flier Geschrieben Donnerstag um 09:12 Autor Geschrieben Donnerstag um 09:12 Hoi Joseph Auch Dir besten Dank für Deinen interessanten Beitrag. Jetzt bin ich dran, für mich eine Checkliste für das ganze Prozedere aufzustellen. Mit normalen Checklisten habe ich etwas Mühe, weil ich ja meistens allein bin und nebst Funk (BeyondATC) und Cockpit auch die Arbeiten der Bodencrew in einer sinnvollen Reihenfolge auslösen muss/darf. Da geht ohne Liste immer wieder was unter. Vorgestern an unserem Fliegerstamm habe ich noch eine interessante Antwort bezüglich APU bekommen. So soll deren Start bei gewissen Flughäfen bzw. Fluggesellschaften erst kurz vor dem Pushback erlaubt sein. Natürlich vorausgesetzt, man hat eine lokale Stromversorgung. Dann habe ich noch eine Frage zum Jetty im Simulator. Der bleibt manchmal rund 2m vom Flieger entfernt stehen und stülpt dann den Balg in der Luft um den dort nicht vorhandenen Rumpf. Ich denke, es muss mit falschen Koordinaten der Türe L1 zu tun haben. Kennt jemand von Euch dieses Problem auch? Gibt es eine Lösung dafür? LG Urs Zitieren
Tis Geschrieben Sonntag um 08:57 Geschrieben Sonntag um 08:57 Am 23.9.2025 um 00:51 schrieb tamiko: Idealerweise bist du ein Abflug einer Austrian in Wien, oder Lufthansa in Frankfurt etc. Dann kommt (zusätzlich/parallel/vorher/nachher zum Ramp Agent jemand von der Technik, und weckt den Flieger schon mal auf und macht diverse Checks. Den FMC wird er den Piloten aber nicht programmieren, nicht einmal ein IRS Alignment. Diesen Luxus haben wir leider nicht (ausser in Bern). Wir sind meist etwa 50min vor Off-Block auf dem Flieger und fahren die Flieger jeden Morgen selber hoch. Gemäss Procedure sollte vorher die Bodencrew am Flieger sein, und eine Stromquelle (GPU, Bodenstrom) connected haben. Kommt aber immer mal wieder vor, dass das nicht geschieht. Dann können wir noch 5-10min warten, um jemanden zu organisieren, der das kann. Und sonst müssen wir leider die APU starten, um unseren Strom selbst zu produzieren, und vorwärts zu machen. Denn 20-25min vor Abflug stehen (im Idealfall) die Passagiere vor der Tür. Aber ja: An vielen Flughäfen gibt es Regeln, wie früh vor Abflug man eigentlich die APU starten darf. Das bewegt sich vielfach im Bereich von 15-20 Minuten, bei einigen Flughäfen auch nur 5 Minuten. Im Winter (sehr kalt) oder Sommer mit Sonnenschein (sehr heiss) muss man aber fast zwangsläufig davon abweichen, wenn es keine Boden-Klima-Versorgung gibt, da es sich sonst im Flugzeug von der Temperatur her nicht arbeiten lässt. Auf Aussenpositionen kommt es ganz ganz selten auch mal vor, dass die Treppe noch nicht hingefahren wurde, und ggf. auch noch niemand von der Bodenmannschaft da ist, weil mit anderen Fliegern beschäftigt. Das ist dann blöder, weil wir so nicht mal ins Flugzeug hinein kommen. Dann dauert es auch gut und gerne mal 5-10min, bis wir jemand organisiert haben, der die Treppe ranfährt. Liebe Grüsse Tis 3 Zitieren
Alpin-Flier Geschrieben vor 16 Stunden Autor Geschrieben vor 16 Stunden Hoi zäme Super Infos, besten Dank an alle. Eine Frage habe ich aber noch. Wie versorgt man die Kabine mit Luft, bevor die APU eingeschaltet werden darf? Die Passagiere (und Crew) wollen sicher nach dem Einsteigen jederzeit eine angenehme Temperatur und genug Sauerstoff. In der PMDG kann man die Air Conditioning Unit anfordern. Oder hat man da auch einen Anschluss am Gate? Wie geht das in Zürich und wie in Genf? LG Urs Zitieren
FalconJockey Geschrieben vor 15 Stunden Geschrieben vor 15 Stunden Wenn man am Gate steht, hat es oft klimatisierte Luft, die über grosse Schläuche an dafür vorgesehene Öffnungen ans Flugzeug angeschlossen werden. Das kostet aber extra Geld und wird nicht bei allen Wetterlagen gemacht. An Aussenpositionen noch weniger. Da ist es dann im Winter und im Sommer opportuner, die APU anzuschalten. Ist dies nicht erlaubt, kann es schon ziemlich kalt oder heiss sein, bis dann kurz vor dem Anlassen der Triebwerke endlich die APU gestartet wird. Mit einer GPU/Bodenstromversorgung kann man wenigstens die "RECIRC FANS" (Recirculation Fans) betreiben, die die Luft in der Kabine etwas umwälzen, aber eben nicht temperieren. 1 Zitieren
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