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24.08.2012 | PC-12 | Solemont | Absturz in Gewitter


F-LSZH

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Freitagabend ist eine PC12 auf dem Weg von Antwerpen/Belgien in die Schweiz im französischen Jura abgestürzt, wobei offenbar vier Schweizer an Bord ums Leben gekommen sind. Bewohner des Dorfes Solemont (ca. 30km SSW von Montbéliard) wollen zuvor gesehen haben, wie das Flugzeug vom Blitz getroffen wurde.

 

Die Unglücksstelle wurde 40 min nach dem Erhalt eines Notrufs des Flugzeugs gefunden. Die Tatsache, dass vom Flugzeug nur mehr kleine Stücke übrig sind, spricht für einen unkontrollierten Absturz.

 

Artikel in Libération (fr)

 

Regenradar 17:45 von www.meteo60.fr

 

Regenradar 18:00

 

Blitzaktivität 16:20-18:20

 

Friedrich

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Abstürze durch Blitzeinschläge sind vermutlich nicht so unwahrscheinlich wie wir gemeinhin annehmen. Am 12.8.2012 ist in der Türkei eine SR22 in der Nähe einer Gewitterfront abgestürzt. An der Leiche des Fluglehrers wurden Verbrennungen gefunden.

 

http://aviation-safety.net/wikibase/wiki.php?id=147588

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Einwirkungen von Blitzen wurden intensiv erforscht und getestet. Ein Metallflugzeug ist ein faradayischer Käfig, weshalb Insassen von Blitzen geschützt sind. Bei Kunststoffflugzeugen mag das teilweise anders sein. Es gab schon Abstürze weil Steuerflächen oder Heckrotoren bei Helikoptern von Blitzen beschädigt wurden.

 

Sonst sind Blitze aber eher weniger gefährlich als das Gewitter selber: Du kannst die Orientierung verlieren, die Winde können zu stark sein, Vereisung (auch im Sommer), Hagel etc. Es gibt unzählige Möglichkeiten. Vor allem wenn man keinen Wetterradar hat und/oder man das Unwetter nicht richtig interpretiert.

 

Die Blitzaktivität gibt nur Aufschluss auf die Stärke des Gewitters, es ist nicht ein Indikator, dass Blitze gefährlicher sind. Die Verbrennungen kommen höchstwahrscheinlich vom Absturz, nicht vom Blitz selber.

 

Dani

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radar_nord-est_20120824-18h00.png

 

Wenn man das Regenradarbild anschaut, ist der Unfallort direkt in einer der gröberen Zellenreihen. In wie weit ein Blitzschlag hier ausschlaggebend ist, sei mal dahingestellt. Speziell bei Zeugen bin ich da sehr vorsichtig, und wenn schon hätten die den Flieger ja erst sehen können, als er aus dem Overcast kam. Das wäre wohl kurz vor dem Einschlag gewesen.

 

Mir fällt jedoch schon eine markante Aehnlichkeit mit dem Verlauf von Florida auf, auch hier war eine PC12 nahe an CB's und ging unkontrolliert zu Boden. In beiden Fällen war auch ein Notruf Teil der Unfallsequenz. Mehr ist bisher nicht bekannt, aber das sticht schon ins Auge.

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Trotzdem sollte man Blitze auch in Metallfliegern nicht verharmlosen. Sie koennen zu Stoerungen in der Elektrik fuehren und die Piloten blenden.

 

Wenn ich mir vorstelle: Heavy IMC (selbst wenn ich nicht direkt durch den Kern fliege) und ploetzlich blind, AP steigt aus, GPS faellt aus ... Das ist schon xtrem schwierig.

 

Florian

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Daher sollte man CB's ja auch vermeiden. Und nach Norden wäre das nach dem Radar auch möglich gewesen. Fragt sich ob der einen Radar an Bord hatte und wie das aussah.

 

Der Westliche Jura ist bekannt für heftige Gewitter und es hat dort auch immer wieder gröbere Hagelunfälle gegeben (u.a. Easyjet, Air Transat, Air Inter) die alle mit demolierten Fliegern aber dennoch heftig beschädigt landeten. Was eine derartige Hagelattacke mit einem Flieger dieser Grösse macht.... wäre sicher massiv gefährlicher als ein reiner Blitzschlag in einem Metallflieger.

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Daher sollte man CB's ja auch vermeiden.

 

Genau. Wobei Blitze auch ausserhalb von CBs stattfinden können.

 

Natürlich ist die Gefahr von Blitzeinschlag da, besonders auf die Elektronik. Man muss dann halt einfach auf Standby-Instrumenten weiterfliegen können. Wer das nie übt ist evtl überfordert. Wer sich blenden lässt hat auch die falschen Procedures angewandt: Im Fall von häufigen Blitzen muss man die Cockpitbeleuchtung voll aufdrehen (Storm Light).

 

Aber wie gesagt: Blitze an sich sind das kleinere Problem.

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@Danix

 

Das mit dem faradayischen Käfig und was in einer CB abgeht ist allen Piloten klar.

 

Da Kunststoffe im Flugzeugbau jedoch eine immer grössere Rolle spielen ist das Verhalten von Compositflugzeugen bei Blitzen für all jene interessant die in einer Compositmaschine ab und zu auch bei weniger gutem Wetter herumfliegen. Die Thematik ist jedoch noch wenig präsent.

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Das Problem stellt sich nur bei Voll-Kunststoffbauweise. Also die Flieger die wie ein Segelflugzeug aufgebaut sind (Monocoque). Grössere "Kunststoffflugzeuge" wie die Beech Starship (Gott hab sie selig) und die Boeing 787 haben immer noch Metallteile im Kunststoffrumpf eingebaut. Da gilt das Farraday'sche Prinzip weiterhin.

 

Ausserdem verursacht Kunststoff eben gerade weniger Blitzschäden, weil bei früheren Unfällen waren es gerade die Metallteile, die Probleme verursachten: Da wurden Steuerflächen verschweisst, Antennen zerstört und Scharniere blockiert. Diese Thematik ist aber längst in den Flugzeugbau eingeflossen, die Gefahr wurde minimiert. Ich wiederhole: Blitze als Direkteinwirkung sind sehr selten als Unfallursache. Gewitter allerdings sehr häufig.

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Wenn ich mir vorstelle: Heavy IMC (selbst wenn ich nicht direkt durch den Kern fliege) und ploetzlich blind, AP steigt aus, GPS faellt aus ... Das ist schon xtrem schwierig.

 

Florian

 

Der AP gehört sowieso sofort deaktiviert, wenn man unversehens in einen (embedded?) CB gerät. Das weiß ich spätestens, seit mir das im Juli passiert ist. In Sekundenschnelle in die Aufwindzone geraten, der AP wollte natürlich Höhe halten und hat kräftig nachgedrückt. Die Speed war augenblicklich im roten Bereich. Dabei hatte ich Glück, dass in diesem Augenblick die Luftströmung ziemlich stabil war (nämlich nach oben, ich hatte im Nu 2.000 Fuß "gewonnen"), denn bei einer Scherung oder Turbulenz (wie ich sie wenig später erlebte) hätte sich unser guter JetProp zerlegt. Zum Glück konnte ich die Speed rechtzeitig auf Va zurückbringen. Und mehr als Va und Wings level zu halten war in dieser "Waschmaschine" mit Hagel und schwerer Turbulenz gar nicht möglich.

Ein Blitz hat übrigens unseren Prop getroffen und ist über das Höhenleitwerk ausgefahren. Außer einem metallischen Klicken und entsprechende Blendung war im Flieger davon nichts zu merken. Die gesamte Elektronik blieb heil.

Die Malibus waren in den USA vor Jahren für einige Zeit gegroundet, weil sich mehrere in der Luft zerlegt haben. Als Ursache wurde bei allen Einflug in Gewitter mit schwerer Turbulenz und zu hohe Geschwindigkeit diagnostiziert.

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Was? Ihr fliegt in einen CB rein??!?! Ja da wundert mich gar nichts... :002:

 

Ja, trotz günstiger Wettervorhersage für diesen Streckenabschnitt. Geschlossene Wolkendecke. Das Wetterradar der alten Malibus (in der Tragfläche eingelassen) kannst vergessen, das zeigt nur was, wenn sich der CB bereits ausregnet. Und auch am Stormscope waren alle Echos deutlich rechts des Flugweges. Wenn der CB sein Reifestadium erreicht, ist dann innerhalb von wenigen Sekunden plötzlich der ganze screen voller Punkte. Zu spät....

Ich habe mir später das Radarbild zum Zeitpunkt des Gewitters angeschaut. Wie prognostiziert (und am Stormscope auch beobachtet) war eine kräftige Gewitterlinie rechts von uns über dem Hochgebirge. Wir flogen über dem Flachland, aber ein kleiner (aber oho!) Keil ragte in unseren Flugweg...

Absichtlich fliegt wohl kein normaler Mensch in einen CB rein...

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Naechster grand prix in spa 2. september, PC12 von Belgien in die Schweiz, mir schwant schreckliches....

Konrad

 

Die Maschine kam gemäss "Le Pays" aus Antwerpen (Anvers), wäre EBAW.

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Was? Ihr fliegt in einen CB rein??!?! Ja da wundert mich gar nichts... :002:

 

Dani, in den Alpen geht das manchmal so schnell, da bleibt einem echt die Spucke weg.

 

Ich war mal bei guter Thermik mit einer Ka7 unterwegs als schlagartig die schönen Kumuluswolken ähnlich wie Atompilze in die Höhe schossen. Ich konnte gerade noch rechtzeitig zwischen zwei riesigen Wolkentürme, in denen schon die Blitze zuckten, absteigen und in Reutte/Tirol quer zur Bahn direkt vor die Halle landen. Eine Minute später war die Böenwalze da.

 

Das war wirklich ein sehr eindruckdvolles Erlebnis.

 

Gruß!

 

Hans

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Genau. Wobei Blitze auch ausserhalb von CBs stattfinden können.

......

Wer sich blenden lässt hat auch die falschen Procedures angewandt: Im Fall von häufigen Blitzen muss man die Cockpitbeleuchtung voll aufdrehen (Storm Light).

Die Empfehlung hört man immer wieder, manchmal noch mit dem Ratschlag ergänzt, eine Sonnenbrille zu tragen. Ich kann mir nur nicht vorstellen, wie diese Vorkehrungen eine momentane Blendung verhindern sollen, wenn sich z.B. direkt vor dem Cockpitfenster ein Blitz entlädt. Bis man wieder soviel sieht, um nach Notinstrumenten fliegen zu können, dürfte es ein paar Minuten dauern.

 

Gruß

Manfred

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Die Empfehlung hört man immer wieder, manchmal noch mit dem Ratschlag ergänzt, eine Sonnenbrille zu tragen. Ich kann mir nur nicht vorstellen, wie diese Vorkehrungen eine momentane Blendung verhindern sollen, wenn sich z.B. direkt vor dem Cockpitfenster ein Blitz entlädt. Bis man wieder soviel sieht, um nach Notinstrumenten fliegen zu können, dürfte es ein paar Minuten dauern.

 

Gruß

Manfred

wenn es nur ein wenig hilft, dann ist es besser als gar nichts zu tun. Hauptsache die Pupillen sind durch die Innenbeleuchtung etwas mehr geschlossen.
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Es schliessen sofort alle auf einen Blitzschlag als Ursache (ausser Danix) dabei herrschen in starken Niederschlagszonen noch ganz andere äussere Einwirkungen (Starkregen, Turbulenz, Wind und nicht zuletzt Geräuschpegel) welche den Absturz verursacht haben können.

 

Markus

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Es schliessen sofort alle auf einen Blitzschlag als Ursache

 

Ich kann nicht erkennen, dass hier schon jemand Aussagen zur Unfallursache getätigt hätte. Und Urs hat ja z.B. geschrieben:

 

Was eine derartige Hagelattacke mit einem Flieger dieser Grösse macht.... wäre sicher massiv gefährlicher als ein reiner Blitzschlag in einem Metallflieger.

 

Und

 

Als Ursache wurde bei allen Einflug in Gewitter mit schwerer Turbulenz und zu hohe Geschwindigkeit diagnostiziert.

 

Von Blitzschlag als Absturzursache ist oben eigentlich nirgendwo die Rede?

 

Ciao

Friedrich

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Es schliessen sofort alle auf einen Blitzschlag als Ursache (ausser Danix) dabei herrschen in starken Niederschlagszonen noch ganz andere äussere Einwirkungen (Starkregen, Turbulenz, Wind und nicht zuletzt Geräuschpegel) welche den Absturz verursacht haben können.

 

Markus

 

Nee, sorry. Gewitter und alle damit verbundenen Phänomene, ja. Blitz, ich persönlich denke, FALLS die Zeugenaussagen stimmen, wurde die Maschine kurz vor dem Aufschlag getroffen, als sie bereits unter den Wolken war. Als Auslöser des Unfalls, das halte ich für unwahrscheinlich, wenn auch nicht ausgeschlossen. Aber ein CB und dessen Umgebung hat ganze andere Dinge in petto.

 

Was mich stört an der Sache ist, wir haben hier 2 PC12 die innert relativ kurzer Zeit in Gewitternähe mit ziemlich ähnlichen Abläufen zu Schaden kommen. Und die Frage dabei ist, haben diese Unfälle auch beim näheren Hinsehen mehr gemeinsam. Was Otmar schreibt über die Malibu macht in diesem Zusammenhang sehr viel Sinn.

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