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17.12.19 | F-GJZH | Schulung | DR400-120 | Belfort-Chaux LFGG | Kollision mit Bäumen im Endanflug


cosy

Empfohlene Beiträge

Vorbemerkung: Ich eröffne diesen Fall, weil er mich persönlich berührt, und weil hier einige FI's aktiv sind, die Ihre Erfahrung und Meinung haben und (evtl.) auch teilen.

 

Ein 70-jähriger Flugschüler flog auf dem Flugplatz Belfort-Chaux lokale Platzrunden mit einer  Robin DR400-200. Im Endanflug -laut Augenzeugen zu tief- gab er Gas, konnte er die Kollision mit Bäumen jedoch nicht vermeiden.

Der Pilot konnte sich selbständig aus dem Wrack befreien, und wurde anschliessend ins Spital gebracht. Der Flugschüler hatte laut Vereinspräsident Joël Cremaschi etwa 40 Stunden zum Unfallzeitpunkt.

 

title-1576691390.jpg

Quelle: L'Est Republicain

 

Die Maschine (Fabrikationsjahr 1990 gehört dem ansässigen Club ABVM, sie wurde neuwertig 1993 angeschafft. 2017 wurde diese Maschine für über 80 kEUR rundumerneuert (SB Holme, Bespannung neu, Innenausstattung neu, Avionik neu, Motorrevision).

Video der Maschine ,

(realisiert vom "Mediamatiker" des Clubs)

Die Maschine wurde als nicht reparierbar vom Register gelöscht.

 

Der Bericht über den Unfall in der Lokalzeitung.

 

Ich hatte selbst einige Stunden in den 200034 Jahre auf dieser und anderen Maschinen des Clubs.

 

Der Anflug kann aus meiner Sicht eigentlich als Hindernisfrei bezeichnet werden , die Verhältnisse sind übersichtlich, grosszügig,  meteorologische Besonderheiten / Effekte gibt es eigentlich nicht.  Kurz : eine ideale Szenerie für eine Flugschule und ihr ab-initio Programm.

Die Nähe zu LFSB gibt auch zahlreiche Möglichkeiten, ohne grossen Zeitverlust komplexere Aufgaben zu schulen.

 

Die Baureihe Robin DR400 eignet sich meiner Meinung nach hervorragend zur Schulung und ist ein unkompliziertes Flugzeug mit sehr vielen guten Eigenschaften. (Flughandbuch)

Sie ist einfach zu landen - einziger Punkt vielleicht: sie gleitet sehr gut, und die FLAPS helfen in Anbetracht der hohen Gleitzahl wenig. Auf diesen Maschinen hat man früher Glissaden gemacht, wenn man etwas zu hoch reinkam. 

 

Der rel. flache natürliche "descend glide path" der Robins (besonders wenn sie fast leer ist), sollte also meiner Meinung durch antizipiertes Managen, korrekte Speed und korrektem Einsatz der Flaps einhergehen.

 

Bruno

Bearbeitet von cosy
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  • 1 Jahr später...

Das Büro für Flugunfalluntersuchungen in Frankreich (BEA) hat nun diesen Unfall beispielhaft erwähnt im Sicherheitsbericht über die Flugunfälle der Leichtfliegerei 2020 (Lesson to Learn):

(ungefähr zusammengefasst übersetzt)

3. Risiko Abgebrochene Landung und Go-Arround

Das Studium der vergangenen Ereignisse zeigt, dass bei Eintreffen unvorhergesehener Ereignise im Anflug die grösste Gefahr beim Durchstarten ist, wenn der Pilot keine oder ungenügende Kontrolle über die dabei sehr dynamisch ablaufenden Vorgänge hat, wohingegen beim Vortsetzen meist nur Materialschaden zu beklagen ist.

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Hm, dein erster Post oben scheint den Sachverhalt nicht ganz korrekt darzustellen.

 

Ein 70 jähriger Flugschüler mit 40 Stunden Flugerfahrung machte drei Solo-Platzrunden.

 

Aber bei der letzten hat er nicht im Endanflug Gas gegeben und konnte dann die Kollision mit Bäumen nicht vermeiden. 

 

Vielmehr: 

Zitat

Lors de son dernier atterrissage, à l’issue d’un rebond, le pilote a estimé qu’il ne parviendrait pas à arrêter l’avion avant la fin de la piste et a décidé d’interrompre l’atterrissage. Il a redécollé avec les volets en configuration atterrissage et le réchauffage du carburateur activé, dégradant ainsi les performances de montée. La pente de montée n’a pas permis à l’avion de franchir les obstacles aux abords de l’aérodrome. 

 

Er war zu schnell, bei der Landung sprang der Flieger in die Höhe, Pilot bekam offenbar Panik dass er, würde er die Landung fortsetzen, vor Pistenende nicht mehr würde anhalten können und entschied sich in dieser Situation zum Go-Around, wobei er jedoch die Landekonfiguration teilweise beibehielt, bzw. eine leistungsmindernde Konfiguration nicht behob (Klappen blieben in Landekonfiguration und die Vergaservorwärmung, die im Final sowieso im Regelfall nicht aktiviert werden sollte, blieb auch beim Go-Around aktiviert). Die Performance der Robin war somit stark eingeschränkt und ein Überwinden der Hindernisse am Ende der Piste nicht möglich... anscheinend hat er auch nicht genügend Druck aufs rechte Pedal gebracht, denn der Flugweg wich nach links ab und ging mit starkem Anstellwinkel in die chlorophyllhaltige Flora. 

 

Es erinnert entfernt an einen Go-Around Versuch eines älteren Piloten in LSGE, der nach Vollgas die Kontrolle über seine Piper verlor und ebenfalls nach links abschmierte, um dann direkt unkontrolliert durch eine grosse Gebäudetür in die Wartungshalle (ca. 25 m links der Piste) einzufliegen. 

 

Panik beim Go-Around? Hinter der Leistungskurve geflogen, mit vollen Klappen, zu grossem Anstellwinkel und ohne die volle Startleistung? Von der Situation überfordert, um die Fehler schnell zu erkennen? Falsche Entscheidung, überhaupt einen Go-Around durchzuführen? 

 

Wie lässt sich das vermeiden? Wie lang ist die Fehlerkette? Angefangen beim Endanflug... 

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Nicht oft genug geübt, dieses Manöver. So schaut es aus. Das muss alles von selbst passieren.

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Interessanterweise gibt es die Tendenz, bei massif überzogenem Anstellwinkel seitwärts der ursprünglichen Flugrichtung auszuweichen. D. h. die Vorwärtsgeschwindigkeit wird in eine seitliche umgewandelt. Die Tragfläche wirkt dann mehr wie ein Segel. Ist erstmal der Anstellwinkel komplett überzogen, ist da nichts mehr steuerbar... 

 

 

Das sind automatische Webcam-Aufnahmen. Trotzdem dürfte die Aktion dem Mann im Tower nicht komplett entgangen sein...

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