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Wassertanks


far_away

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Hallo zusammen!

 

Wieder hab ich eine Frage an euch, und ich hoffe, ihr könnt mir antworten bzw es mir erklären.

Diesmal geht es um die Wassertanks, die ja in manchen Segelflugzeugen vorhanden sind. Ich weiß zwar, dass sie dazu sind, um die Flächenbelastung zu erhöhen, allerdings kann ich mir das nicht so ganz vorstellen.

 

Das einzige was für mich logisch wäre, ist mehr Gewicht, dadurch schlechtere Gleitzahl, aber das wäre ja negativ, also muss es eine andere Logik dahinter geben.

 

Bin auf eure Antworten gespannt!!!!

 

Bernhard

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Christian Thomann

Hallo Bernhard

 

Moderne Flügelprofile werden schon längst mittels Computer berechnet. Nicht nur bei Segelflugzeugen. Dazu gibt es eine Qualitätskurve im Verhältnis zur Geschwindigkeit. Diese Kurve wird zuerst berechnet, bei welcher Geschindigkeit die entsprechende Sinkgeschwindigkeit pro Sekunde zu erwarten sei. Diese Kurve beginnt bei der langsamsten Geschwindigkeit ganz links und endet bei der Vne. Wird eine Tangente vom Nullpunkt der Grafik an diese Linie gelegt, so kann hier die Geschwindigkeit des Besten Gleitens ermittelt werden. Also die Gleitzahl. Dies ist hier bei der ASW-28-15m eine 1:45 bei ca. 105 km/h bei der max. Flächenbelastung von 50 kg/m2.

 

v_polare28.jpg

Download in vollen Qualität.

 

Vergleiche nun die Kurven mit geringerer Flächenbelastung, so wirst du feststellen, dass die Geschwindigkeiten gleichen Sinkens unterschiedlich sind, d.h. geringer. Die Gleitzahl beleibt aber die gleiche. Mehr als 50 km/m2 würde dann aber fatale Folgen haben. Diesen aerodynamischen Trick machen sich die Wettbewerbsflieger zu Nutze, indem sie der Thermikentwicklung entsprechend viel Wasser in die Flügeltanks laden. Das kann bis 200 kg und mehr sein.

 

Bei schlechter Thermik ist es nicht empfehlenswert, grosse Flächenbelastung zu fliegen, da man in schlechter Thermik schlechter hoch kommt, wenn das Flugzeug schwer ist. Man muss auch etwas schneller Kurbeln und die Wendigkeit ist etwas träger. Erst ab ca. 3 m/sec lohnt es sich, die Tanks zu füllen.

 

Fazit:

Die Gleitzahl des Profils bleibt bei unterschiedlicher Flächenbelastung gleich. Die Geschwindigkeit gleichen Sinkens erhöht sich mit zunehmender Flächenbelastung. Das Flugzeug ist schneller geworden.

 

Quelle: Alexander Schleicher Segelflugzeugbau

 

Ich hoffe, deine Frage erklärt zu haben.

 

Gruss

Chregel

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Hoy Chregel!!

 

Das ging ja prompt! :)

Danke, jetzt hab ich es glaube ich verstanden.

 

Also in eigenen Worten:

Die Gleitzahl bleibt die selbe. Mit mehr Flächenbelast steigt jedoch die Geschwindigkeit (um die beste Gleitzahl herauszufliegen).

Man kann es aber auch übertreiben!!!

 

Danke nochmals,

Tschüss

Bernhard

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Christian Thomann

Benni

Also in eigenen Worten:

Die Gleitzahl bleibt die selbe. Mit mehr Flächenbelast steigt jedoch die Geschwindigkeit (um die beste Gleitzahl herauszufliegen).

Man kann es aber auch übertreiben!!!

 

Richtig, aber: man kann nicht die beste Gleitzahl herausgliegen, sie ist ja immer gleich, sondern man ist mit der gleichen Gleitzahl schneller am Ziel. Das ist ja auch die Anforderung eines Wettbewerbes.

 

Mehr als 50 kg/m2 beim erwähnten ASW-28 würde einer Gewichtsmässigen Überlast entsprechen, was fatale Folgen hat. Vrille bei mittlerem Ziehen auch bei genügend Geschwindigkeit. Das kann fast nicht retabliert werden, da man ja immer wieder stallt.

 

Vorteil bei Wassertanks: man kann sie bei schlechter Thermik wieder ablassen.

Nachteil, man kann unterwegs bei besserer Thermik nicht nachtanken. ;)

Gefahr: Vereisung des Wassers bei Minusgraden und damit Zerstörung des Flügels, egal ob Schlauchtanks oder eingeharzte Integraltanks verwendet sind. Auch die Schläuche sind immer in irgend einem Bereich des Flügels in vollem Kontakt mit der Ober- und Unterschale des Flügels. Und der ist nun einfach nicht so stark, wie das Trittbrett einer Seifenkiste! Ha!

 

Frage: Wieso wird in Russland die Temperatur nicht in Leningrad gemessen, sondern in Celsius?

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....sondern man ist mit der gleichen Gleitzahl schneller am Ziel.....

Dieser Satzteil bringt es glaub ich auf den Punkt!!:)

 

Sagt mal, wer von euch fliegt aller mit Flugzeugen, die wassertanks haben?

Wie sind eure Erfahrungen damit?

Ist es schwer das Gefühl dafür zu erlernen?

 

Und eine technische Kleinigkeit interessiert mich noch:

Ist es so, dass es entweder randvoll, oder leer ist?

Weil angenommen es ist es halb voll, dann "schwabbelt" es ja da drinnen ordentlich herum, oder? Und speziell bei einem Segelflugzeug wäre das ja nicht so gut!!!

 

Einen ebenso sonnigen Tag, wie ich ihn heute hab wünsch ich euch!

 

Bernhard

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Hallo!

 

Unser AstirCS kann Wasser aufnehmen. Werde dann, wenn ich den Schein hab, auch mal mit Wasser fliegen (bei entsprechendem Wetter). Angeblich soll man gar nicht soooo viel merken, ausser das der Flieger allgemein träger wird. Soll ganz lustig sein. :D

 

Tschüß

David

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Das ist nach meiner Erfahrung sehr typenspezifisch. Eine ASW 20 etwa verliert mir vollen Tanks so viel von ihrem sonst guten Handling, daß auch die meisten Wettkampfpiloten es schnell wieder ablassen oder gar nicht tanken. Ventus und LS 6 verändern ihre Flugeigenschaften kaum (sie steigen natürlich schwächer). Möglicherweise hängt das mit der Verschiebung des Schwerpunktes beim Tanken zusammen. Die Maschinen werden normalerweise mit dem Wasser kopflastiger. So etwas tut dem Handling nie gut. Bei einigen Modellen kann mit die Veränderung des Trim durch Wasser in einem eigenen Seitenrudertank wieder ausgleichen.

 

Wolfgang

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Christian Thomann

@Wolfgang

 

Die kopflastige Veränderung durch Wasserballast muss immer durch Wasserzuladung in der Seitenflosse korrigiert werden. Die Menge kann in einer Tabelle aus dem AFM abgelesen werden.

Es ist Vorschrift, dass durch den Ablassvorgang der Heckballast etwas schneller abgelassen werden muss, als die Haupttanks. Stelle dir vor, es wäre umgekehrt! Dann hättest du möglicherweise plötzlich ein sehr gefährliches hecklastiges Moment, das bei Langsamflug fatale Folgen haben kann.

 

@Bernhard

Wenn das Wasser im Fluge "schwabbeln" würde, dann bist du selbst schuld. Dann schiebst du ja immer mit nervösem Seitenruder. Denk an das Scheinlot, die Kugel. Um diesem Umstand aber trotzdem zuvor zu kommen, vor allem beim Start, sind die Tanks mit sog. Schwallwänden oder Schwalltrennern versehen. Das sind quer eingeharzte oder eingeklebte Abschottungen mit einer geringeren Durchflussöffnung unten. Es muss ja noch abgelassen werden können.

Ist es so, dass es entweder randvoll, oder leer ist?

Weder - noch! Die Wassermenge hängt in erster Linie vom Beladeplan und der Konfiguration des Flugzeuges ab. Das Maximalgewicht des Flugzeuges mit Pilot und Zutaten darf nicht überschritten werden. Ferner entscheidet der Pilot, wieviel er "der Thermik" zumuten will. Das ist halt manchmals eine Lotterie und hängt etwas vom Wetterbericht ab. Du kennst ja die Metereolügen. ;)

 

Meinen Ventus, den ich mit 15 m oder mit 17,6 m Spannweite fliegen konnte (Aussenflügen zum Anstecken), musste bei voller Spannweite und meinem Spatzengewicht randvoll geflogen werden. Leer konnte man richtig "ballöneln". Langsam fliegen bis ca. 70 km/h mit Klappenstellung +2 und dies bei minimalster Thermik. Da kommen auch noch 20 cm/sec zum Erfolg.

 

Ich fliege seit über 10 Jahren Ventusse mit über 600 Stunden und hatte bisher keine unangenehmen Erfahrungen, pardon Erfliegungen. Sobald er bei guter Thermik mit Wasser "belohnt" wurde, dann jagt er wie eine gestochene Sau davon, sobald man die Klappen auf Negativ setzt und die Nase eine Fingernagelbreite unter den Horizont drückt.

 

P.S.

Etwas umständlicher zu handhaben ist jenes Wasser, das man in kleineren, handlichen drittel bis halbliter PET-Flaschen mitführt. Vorallem das Ablassen bedarf etwas Übung. Hingegen ändert es den Massenschwerpunkt kaum. :D

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die Tanks mit sog. Schwallwänden oder Schwalltrennern versehen

Dachte ich mir schon, ist nämlich soweit ich weis in einem Feurerwehrauto genau so!

 

P.S.........

Spitze Chregel, der kanns! Hab das Post zweimal lesen müssen, um es zu checken! :D Ne ehrlich der is guat!!! Da fällt mir nur ein, wie Martin nach der Stunde immer gleich aufs WC verschwindet, ob es mein Flugstil ist? ;)

 

Schönen Abend noch

Bernhard

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  • 2 Wochen später...
Christian Thomann

@Bernhard

 

Sorry Benni, ich bin nach meinem Urlaub leider erst eben wieder hier drauf gestossen:

Spitze Chregel, der kanns!

 

Danke für die Blumen! Das tut wirklich gut. Ich brings aber auch wirklich gerne für alle herüber. Und wenn ich mal nicht gleich alles aus dem Ärmel schütteln kann, dann besorge ich mir die richtige Antwort. Das ist euer Recht. Meist sind dies Gesetze und Ämter.

 

Ich durfte während meines Fliegerurlaubs in Ambri gleich zweien Piloten das Windenstarten beibringen. Ich hab das wirklich genossen. Sie auch. Da haut die Post ab! Formel-1 ist nur gerade der Summton. Und in 15 Sekunden hat man 500 m Höhe gemacht. Hey, wo sind hier die Umweltschützer und Lärmgegner?

Ein Pilot hat gleich die ganze Windenstartberechtigung gemacht, während der zweite wegen mangelnder Umschulung die Einsitzerflüge noch nicht machen durfte.

 

Chregel

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