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Arbeitstag bei Skyguide


Lukas Kaufmann

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Hallo zusammen,

 

Mir brennt schon seit einiger Zeit eine Frage an die Herren Fluglosten auf der Zunge:

 

wie verläuft ein Arbeitstag bei Skyguide?

 

d.h. was macht ihr als erstes wenn ihr ankommt, wie sehen die Schichten aus, wie lange, und in welchen Abständen, wie ist der Arbeitsverlauf usw.

 

Ich würde die Informationen gerne für meine Maturaarbeit verwenden, sofern keine Einwände vorhanden sind.

 

Herzlichen Dank

 

Lukas

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Hallo Lukas

 

Also das sieht so aus, wir kommen am Schichtanfang an, gehen arbeiten, machen dann Pause. Danach gehen wir wieder arbeiten und machen nochne Pause. Und zum Schluss gehen wir nochmals arbeiten bevor wir dann am Schichtende nach Hause gehen :D

 

Nein, im Ernst. Unsere Schichten sind ca. 7 Stunden lang. Am Anfang einer Schicht geht man ins Briefing und schaut sich die aktuellste Situation ( Wetter, Verfahren, Regulationen, usw. ) an. Danach geht man an die Arbeit. Wir haben 3 Sessions zu je ca. 2 Stunden. Zwischen den Sessions haben wir eine Pause.

 

So sieht in etwa ein Arbeitstag eines Lotsen aus.

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Vielen dank schonmal,

 

Besonders der erste Teil ist sehr Hilfreich dafür krieg' ich bestimmt eine 6 :D :p !

 

Kannst du (oder jemand anders) ein Konkretes Beispiel für einen Arbeitstag machen, mit Anfangs- und Schlusszeiten. Und wie lange dauert das Briefing und die Pausen in etwa, und was passiert beim Briefing genau, hockt ihr da vor einen PC und schaut euch die Lage an, oder besprecht ihr es mit einer "speziellen" Person?

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Hallo,

 

mein heutiger Tag:

 

Arbeitsantritt um 0920, bis 0930 Briefing: Die 'Plakatwände' in der Briefingzone durchsehen und alles was Neu ist oder nicht mehr 100%ig sitzt durchstudieren.

 

Dann anhand der 'Ablösungsliste' schauen, wer als nächstes abgelöst wird, ihn suchen und ablösen (kann ein x-beliebiger Platz im ACC sein).

 

Dann um 1100 20 minuten Kaffeepause. Von 1120 bis 1300 am Sektor, danach bis 1350 Essenspause. Wieder arbeiten und um 1500 wieder 20 Minuten Pause. Um 1620 nach Hause gehen: Abgelöst werden, Handover machen, aufstehen, rausmarschieren und alles vergessen. ;)

 

Zwei Kaffepausen à 20 Minuten sind die Ausnahme, normalerweise gibts nur eine. Bei dieser Tour war's so, damit man zu einer anständigen Zeit essen gehen kann und trotzdem nie mehr als 2 Stunden am Stück am Sektor ist (2h sind tagsüber das legale Maximum ohne Unterbruch).

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Hallo Lukas!

 

Hier noch ein paar Zusatzinfos: Im Briefingraum hat es neben den von Urs erwähnten Plakatwänden noch zwei PC-Stationen mit folgenden Informationen:

- ATIS inkl. Überblick über aktive Fallschirmspringen und Militärkontrollzonen

- Wetter (Motorflugprognose, METAR, TAF, GAFOR, Wetterradar), es interessieren einen ACC-Lotsen v.a. die Winde und allfällige Gewitterzellen

- Infos über Beslotung der einzelnen Sektoren oder Infos über deren "Öffnungszeiten"

- genaue Infos wann/wo das Militär fliegt resp. welche Lufträume der zivilen ATC zur Verfügung stehen

- Infos über technische Systeme, die nur beschränkt zur Verfügung stehen (oft wegen Wartung)

- Sturmwarnungen

- Infos über generelle Releases, die man bei einer Nachbarverkehrsleitstelle erhalten hat (so dass man nicht immer wieder für das Gleiche koordinieren muss)

Diese Info-Schirme sind übrigens auch absolut identisch über jedem Controller-Arbeitsplatz vorhanden.

 

An den Plakatwänden gibt es sogenannte Dienstweisungen, die jeder Lotse durchlesen und anschliessend in einer Liste als verarbeitet vermerken muss. Man findet dort aber auch Safety-Reminder, also z.B. Berichte über heikle Situationen, die herausstreichen, auf was man besonders achten sollte. Oft hat es auch technische Informationen, z.B. über den Grund, weshalb eine Frequenz Hintergrundgeräusche haben kann.

 

Betreffend Schichtablauf ist es wirklich sehr unterschiedlich. Der Dienstleiter (DOM=Daily Operation Manager) entscheidet darüber, wer von wem abgelöst wird und wie lange man Pause kriegt. Für den Fall dass jemand sich krank meldet, hat es Reserve-Touren, die auf Abruf bereit sind, für eine/n andere/n einzuspringen.

 

Alles klar?

Gruss,

Markus

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Original geschrieben von Mäkke

Hallo Lukas!

 

Betreffend Schichtablauf ist es wirklich sehr unterschiedlich. Der Dienstleiter (DOM=Daily Operation Manager) entscheidet darüber, wer von wem abgelöst wird und wie lange man Pause kriegt. Für den Fall dass jemand sich krank meldet, hat es Reserve-Touren, die auf Abruf bereit sind, für eine/n andere/n einzuspringen.

 

 

 

 

Das ist einer der Unterschiede zwischen Zürich und Genf. Während in Zürich der 'Chef' entscheidet, wer abgelöst wird geht's bei uns strikt nach Liste. Es ist genau definiert, wer wann welche Pause hat und wer in der Folge nach Hause gehen kann. Und diese Liste wird einfach befolgt.

 

Das Zürcher System wäre für uns mittlerweile angenehmer, da die Planung für lower und upper gemacht wird, ohne da einen Unterschied zu machen. Und die vielen 'Spezialisten', die nur z.B. upper machen können, aber einen lower-controller ablösen müssen sind dann immer auf der Suche nach 'Freiwilligen'. Aber eben, wurde bei uns auch schon diskutiert, dass das der SPVR macht, wurde aber abgelehnt: es gäbe ihnen zuviel Arbeit und die Gewerkschaft hat Angst, dann würden manchmal die 2 Stunden am Stück überschritten. :confused:

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Servus,

 

interessanter Thread hier.

Was mich noch interessieren würde ist wie die Ablöse vor sich geht. Wird ja wohl kaum so ein, dass er aufsteht und geht, und du dich hinsetzt, und dich mal komplett neu "orientieren" musst, oder?

 

Gruss

Bernhard

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Hallo,

 

die Ablöse wird 'handover' genannt.

 

wird folgendermassen gemacht: Der Abgelöste steht auf und überlässt mir seinen Platz. Danach gibt er mir allgemeine Informationen wie Lufträume, CBs usw. durch. Dann wird mir jeder einzelne Flug auf dem Radar gezeigt, in der gleichen Reihenfolge wie auch das 'scanning' gemacht wird. Und zum Schluss gibt's noch Infos über dringende Dinge zu erledigen, Probleme, die gelöst werden müssen (evtl. mit seinem Plan, falls er schon einen hatte) usw.

 

Wenn ich mich wohl fühle sage ich 'handover accepted' o.ä. wie 'isch guet'. Erst dann läuft der Abgelöste weg.

 

Falls viel Verkehr herrscht und der Controller gerade dran ist, 'enge' Separationen zu machen wird er mir sagen: wart ein paar Minuten. Dann schaue ich ihm zu und analysiere schon mal den Verkehr. In diesem Fall kann evtl. ein Teil des Handovers weggelassen werden, da ich den Verkehr schon kenne.

 

übrigens: bei uns wird's so gehandhabt, dass - falls ich den Radaristen ablöse - der Koordinator (oder planner) die Wahl hat, rechts zu bleiben oder den Radarplatz zu übernehmen. Gerade bei komplexem Verkehr wird meistens der Koordinator übernehmen, da er den Verkehr schon kennt und auch noch die schon gemachten Koordinationen im Kopf hat.

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Sehr interessant, danke Urs!!

 

Eine Frage ist mir aber noch eingefallen :):

mein heutiger Tag:

Wieviele Arbeitsstunden sind denn pro Woche gefragt, bzw wie wird hier die Zeit gezählt? Blockstunden? Schichten?

Denn wenn ich mich nicht verrechnet habe, hattest du in deiner Schicht 4Std 20min reine Arbeitszeit.(Bitte nicht falsch verstehen ;) )

 

Gruss

Bernhard

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Hallo,

 

1) Eine Schicht dauert 7 Stunden, davon normalerweise 1h10 Pausen (bei meinem Beispiel war's ein bisschen mehr - aus erwähnten Gründen) und 10 Minuten Briefing. Somit ist die Zeit am Sektor 5h40. Abgerechnet werden die Arbeitstage, im Arbeitsvertrag ist festgelegt, wieviele freie Tage und Ferientage wir pro Jahr haben.

 

2) Scanning ist sozusagen das mentale Aufdatieren der Situation inklusive Konflikterkennung. Sieht so aus: Anhand des Strip boards wird von unten nach oben gearbeitet (bei uns sind die Strips in einem board nach FL und dann Zeit geordnet - die meisten Centers haben eine geographische Organisation), nach potenziellen Konflikten anhand der Streifen gesucht, zusätzlich das mentale Bild anhand des Radars aufdatiert und evtl. erkannte Konflikte am Radar analysieren.

 

Ein sauberes Scanning ermöglicht die Konflikterkennung anhand der Streifen und ein ständiges Bild der Verkehrslage - das A und O in diesem Job.

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Ich hätte da auch noch eine kleine Frage:

 

Also ihr wisst im Prinzip nicht vorher welchen Sektor ihr macht? Es kann ein Departure Sector, ein Arrival Sector sein, oder auch einer "ganz" oben.

 

Fällt dass einem nicht irgendwie schwer, sich umzustellen? Es sind ja im Prinzip komplett verschiedene Aufgaben. Beim Departure Sector muss man ja eigentlich dauernd nur "XXX, identified, climb FLXXX" sagen, und dann weiterleiten zu einem anderen Sektor, als Arrival muss man die Flieger jedoch stufenweise sinken lassen, dann später auch auf Altitudes wo man immer das QNH dazusagen muss, und dann die Flieger so aufs ILS auffädeln, dass jeder ohne Go-Around runter kommt...

Und als Upper Radar läuft es "eigentlich" automatisch, und man schaut dass man einigen Fliegern Directs geben kann...

 

Ist jetzt etwas simpel ausgedrückt, aber im Prinzip sind die Unterschiede dessen "was man machen muss" in den Sektoren ja relativ gross... und fällt es da nicht schwer sich "umzustellen"?

 

Sehe ich dass auch richtig, dass ihr auch während einer Schicht in verschiedenen Sektoren eingeteilt werdet? Also zuerst zb Arrival, dann Kaffeepause, und dann Departure, nach der nächsten Kaffeepause Upper Radar etc.?

 

mfg

 

 

Joseph

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Joseph,

 

wir sind momentan entweder für APP/DEP oder ACC geschult. Jemanden, der APP und upper macht gibt es nicht....eben aus Deinen (richtigen) Ueberlegungen.

 

Wir können an einem Tag an allen ACC-Sektoren landen. Die Umstellung kann gerade zwischen lower und upper schon anspruchsvoll sein, da wir aber überall regelmässig arbeiten kein Problem.

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Hallo Joseph

 

Ich denke, ich kann dir diese Frage zum Teil auch beantworten. Mit verschiedenen Sektoren sind natürlich nicht Radar, Arrival oder Departure sondern verscheidene Radarsektoren gemeint. Lotsen auf Radar durchlaufen eine andere Ausbildung als solche auf Arrival, Departure und Tower. Somit kann ein Radarlotse nicht einfach mal Departue übernehmen.

 

Es gibt jedoch Fluglotsen, die sowohl auf Tower als auch auf Arrival und Departure lotsen können. Zu diesme Thema können die sicherlich Markus Oppliger oder Fredy Däppen mehr erzählen. Wenn ich mich recht erinnere, sind beide sowohl TWR also auch APP/DEP Controller.

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Prinzipiell kann ein Lotse maximal zwei 'ratings haben'. Die momentan möglichen 'ratings': TWR (inkl. GND), APP (inkl. DEP, final usw), ACC lower, ACC upper.

 

Innerhalb eines 'units' gibts natürlich mehrere Arbeitsplätze oder Sektoren (jeder Sektor bewirtschaftet einen zugewiesenen Luftraum). Im lower ACC Genf haben wir momentan deren 5 (wobei zwei momentan an den upper 'ausgeliehen' sind) und im upper deren 5 (jeder Sektor beinhaltet 2 Arbeitsplätze). Innerhalb eines ratings für einen Unit kann an allen Arbeitsplätzen gearbeitet werden (somit im ACC Genf 20 verschiedene Plätze!).

 

Noch eine Bemerkung zur 'Sektor-Organisation' im APP: Für Zürich wurde ja beschrieben, dass es einen DEP-Sektor und einen APP-Sektor (welcher je nach Öffnen der Arbeitsplätze noch unterteilt wird) gibt. Dabei bleibt im Normalfall jeder Lotse in seinem Luftraum. In Genf ist's unterschiedlich: APP und DEP arbeiten gleichzeitig im gleichen Luftraum.....und koordinieren im Zweifelsfalle miteinander. Ein System wie in Zürich wäre bei uns schwierig, da die Verkehrsströme viel weniger kanalisiert sind.

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