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Unfälle


Herbert Frehner

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Herbert Frehner

Hi

 

Gemäss "Züri News" beklagen wir dieses Jahr bereits den vierten fatalen Segelflugunfall in den Schweizer Alpen.

 

Unfälle hat es immer gegeben und wird es auch immer geben. Aber diese Häufung (falls die Zahl wirklich zutrifft) müsste uns zum Nachdenken veranlassen. Machen wir in der Ausbildung oder in der späteren Betreuung (Checkflüge) etwas falsch? Oder wo liegen mögliche Ursachen?

 

Herbert

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Christian Thomann

Sali Herbert

 

Es ist immer sehr, sehr unangenehm, mit einem Flugunfall direkt konfrontiert zu werden. Das ist mir leider auch schon zwei mal mit dem Verlust von je einem Kameraden passiert. Immer nimmt man nicht nur pietätvoll für kurze Zeit seine Aktivität etwas zurück. Doch dennoch geht das Leben oder das Fliegen in einem gewissen Sinne weiter. Das kann ich nicht ändern.

 

Leider sind es diese Jahr sogar 6 Unfälle, die wir zu beklagen haben. Ich darf schon gar nicht an die Häufung der Unfälle in Südfrankreich im Juli denken. Und Du hast schon recht: immer sind Schweizer Piloten daran beteiligt. Da kann doch etwas nicht stimmen. Ich habe mir diese sehr provokative Überlegung schon öfters gemacht. Vor allem auch deshalb, weil ich als aktiver Instruktor im Breitenförderungskurs BFK-1 in Samedan tätig bin, bei welchem wir mit dem Deutschen Aero-Club 50:50 ausbilden.

 

Zu einer konkreten Antwort zu obiger Frage bin ich bis heute noch nicht ganz gekommen, zumal meine Aussagen nicht ganz plausibel sein können. Es sind bloss Behauptungen.

 

Ich stelle fest, dass in der Schweiz die Pilotenzahl und die geflogenen Stunden pro Jahr zurück gehen, trotzdem steigt aber die Unfallzahl. Wenn ich überlege, wie wir die Segelflugausbildung machen, muss ich mich geradezu schämen, wenn ich an ausländische Methoden denke. Es könnte ja sicher die Aufgabe der Fluggruppen sein, welche nachhaltig ihre Mitglieder an die Longe nehmen und selbst interne Kurse oder mindestens Sicherheitsbriefings veranstalten.

 

Wenn wir die Homepage des Schweizerischen Segelflugverbandes anschauen, dann findet man gerade man einen einzigen Kurs, der sich jährlich wiederholt und für gerade mal 10 Schweizer Piloten zugelassen wird. Hätte man genug Fluglehrer, man könnte diesen Kurs vierfach gestreiten. In der gleichen Homepage werden lediglich Spiegelfolien in den Himmel empor gehoben, als sei dies das A und O der Sicherheit. Der notdürftig ins Leben gerufen Flight-Safety-Corner bringt für die Teilnehmer mindestens ein besseres Gewissen.

 

Wie ich schon oben angedeutet habe, so kann ich nicht ein fertiges Rezept anpreisen. Ich denke, es liegt viel mehr an jedem Einzelnen, zusammen mit seiner Fluggruppe, ich hoffe doch, dass er zu einer Fluggruppe gehört, dass man sich über die Gefahren in jedem speziellen Gelände bewusst ist. Ebenso sollte mach sich regelmässig mit Kameraden dazu äussern und vor allem bei entsprechenden (gefährlichen) Situationen mit dem betreffenden Piloten sprechen. Sehr oft sind sie sich dessen gar nicht bewusst.

 

Ebenso sollen wir Fluglehrer uns viel stärker auf unsere Piloten sensibilisieren. Jeden einzelnen nicht nur einfach jährlich einmal während 20 Minuten checken, sondern ihn das ganze Jahr hindurch röntgen, ihn durchschauen, seine Person, seinen Charakter spiegeln und so im Laufe der Zeit auf seine potentiellen Probleme vorbereitet sein. Mit ihnen nicht nur am Doppelsteuer fliegen, sondern im Verband ein schönes Plauschflügli machen. Dann erkennt man auch seine Taktik, seinen Schiss, seinen Bluff, seine Vorsicht.

 

Beispiel: Ein Einzelpilot im Einsitzer an einem Hammertag im Wallis. Ich erwische ihn, wie er buchstäblich hinter einer Wolke im korrekten kleineren Wolkenabstand hervorschiesst und den Beinahecrash nicht realisiert. Sein Kommentar am Abend: "Huere geile Tags gsi! He!" (Fantastischer Tag gewesen, heute! Oder?)

 

Ein Pilot, der seinen Alltagsstress hier in den Ferien abbauen konnte. Potentielle Gefahr für beide. Bedarf der Pflege.

 

Herbert oder lieber Leser, ich denke, wir hauen hier miteinander in die gleiche Kerbe oder pflegen die gleiche Wunden. Ich bin trotzdem nicht einfach machtlos. Ich sensibiliere nicht nur meine Sinne, ich verstärke den Blick und baue die Heilmittel zum Teil homöopatisch auf.

 

Welche Möglichkeiten seht Ihr hier?

 

(Sorry für die langen Worte, aber ich erachte das Thema als sehr wichtig).

 

Chregel

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Gast Hans Fuchs

Mir ist die Häufung auch aufgefallen und ich glaube auch, dass wir weit über dem Jahresschnitt liegen.

 

Gibt es bei den Unfällen ein gemeinsames Muster, wie etwa im letzten Jahr z.B. der Hitzefaktor bei den Motorfliegern?

 

Sieht die Bilanz der Franzosen und der Deutschen, die auch in den Französichen Alpen fliegen besser aus?

 

Hans

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Herbert Frehner

Hi

 

Mangelhafte Luftraumüberwachung (Zusammenstösse in der Luft), Selbstüberschätzung, Fehlbeurteilung von Risiken (Wetter) und Leichtsinn sind wohl die vier wichtigsten Kategorien der Unfallursachen. Die Zahl der Unfälle in diesen Kategorien übersteigen jene der technischen- und der medizinischen Ursachen nach meinen Beobachtungen bei weitem.

 

Ob in der Schweiz die Zahl der fatalen Flugunfälle im nicht kommerziellen Bereich der Zivilluftfahrt dieses Jahr die Zahl früherer Jahre übersteigt kann man natürlich heute noch nicht sagen. Was bis heute alles passierte ist auf jeden Fall schlimm genug.

 

Hier noch die Statistik früherer Jahre (Quelle BAZL):

http://www.aviation.admin.ch/imperia/md/content/bazl/dasbazl/jahresberichte/deutsch/37.pdf

 

@ Hans

Vor einiger Zeit habe ich in einer Aviatikzeitschrift (leider weiss ich nicht mehr in welcher) eine auf die Zahl lizenzierter Piloten bezogene Unfallstatistik gesehen, bei der die Schweiz die Spitzenposition einnahm.

 

Herbert

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Mangelhafte Luftraumüberwachung (Zusammenstösse in der Luft), Selbstüberschätzung, Fehlbeurteilung von Risiken (Wetter) und Leichtsinn sind wohl die vier wichtigsten Kategorien der Unfallursachen

 

Richtig!

 

Nur, das ist die Wirkung.

Die Hauptursache liegt nach meinem Verständnis darin, das schlicht zu wenig geflogen wird.

Ich halte daran fest, das Erfahrung nur durch eines zu ersetzen ist: Durch Erfahrung.

 

Damit meine ich alle Sparten der GA.

 

Gruss

Joachim

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