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ACAS/TCAS Verfahren


HRK

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Hallo an alle Piloten in TCAS/ACAS ausgerüsteten Flugzeugen.

 

Aus beruflichem Interesse würde ich gerne folgende Frage in die Runde werfen:

 

Angenommen ihr seid unterwegs im Indianer-Territorium (Luftraum Klasse D oder E mit vielen Cherokees, Tomahawks, etc...) CAVOK, die ATC informiert euch über einen VFR Verkehr in der Nähe, welcher visuell vom Cockpit aus erkannt wird. Ein Kollisionsrisiko besteht nicht.

Nun meldet ACAS/TCAS eine RA, das conflicting Target zeigt in Richtung des VFR Verkehrs in der Nähe.

 

Wird die RA in jedem Fall befolgt, oder kann ein Pilot entscheiden, dass aufgrund der visuellen Erkennung kein Kollisionsrisiko besteht und deshalb den RA ignorieren?

 

Gruss aus dem Tower

Hansruedi

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Hallo,

 

der einzige Fall, in dem eine RA nicht befolgt wird ist entweder aus Performancegründen (kein Steigflug möglich) oder wenn man auf der Minimalhöhe Unterwegs ist (die Piloten wissen's besser als ich, ob auf minimum IFR in diesem Fall noch ein bisschen spatzig herrscht???).

 

Auf keinen Fall darf ein Manöver in RA-entgegengesetzter Richtung ausgeführt werden. Und da gibt es absolut keine Ausnahmen!

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Guten Morgen.

 

Wie sieht es bei gewarntem VFR-Traffic aus?

Schon zwei mal hörte ich, während dem TMA-Crossing im Raum Zürich, wie der Lotse einem abfliegenden Airliner sinngemäss sagte "...just for information, if you have a TCAS-Alarm, it's a controlled VFR-traffic at xxxxft / your x-clock position".

 

Was hat diese Meldung in dem Fall konkret für einen Sinn?

 

Danke & Gruss

Johannes

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Zwischen einem TCAS Alarm " Traffic, Traffic!" und einer RA bsteht ein wesentlicher Unterschied. Der TCAS Alarm schaltet alle TCAS Anzeigen auf minimale Range um ein visuelles Identifizieren des Targets zu erleichtern, gleichzeitig sorgt er dafür das die Crew allert ist und auf eine mögliche RA vorbereitet. Eine RA ist dagegen ein vertikales Ausweichkommando des TCAS und unbedingt zu befolgen.

 

In einem engen Luftraum mit dichtem Verkehr kann es schon vorkommen, dass die Bedingungen für eine TCAS Alarm erfüllt werden und die ATC entsprechend vorwarnt. Niemals wird ATC dagegen bewußt die Bedingungen für eine RA herbeiführen.

 

Wolfgang

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Ich danke euch für die Antworten, sie entsprechen auf jedenfall dem, was ich erwartet, oder zumindest erhofft habe.

Nun aber meine Folgefragen und Anmerkungen:

 

Niemals wird ATC dagegen bewußt die Bedingungen für eine RA herbeiführen.

Ganz bestimmt nicht bewusst, aber TCAS errechnet die Werte für TA und RA aufgrund von Zeitparametern und es kann vorkommen, dass eine luftraumkonforme "Separation" herrscht und trotzdem ein RA ausgelöst wird.

 

Frage:

Nachdem eine Traffic Info erteilt wurde und das TCAS ein TA ausspricht, würdet ihr als Piloten von einer Route abweichen (vertikal und/oder horizontal) um zu verhindern, dass aus dem TA ein RA wird?

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Sicher nicht. Ein TA ist - zumindest für mich - unter anderm eine Anforderung die von ATC vorgegebenen Parameter so genau als möglich einzuhalten - damit daraus nicht noch eine RA wird.

 

Selbst wenn sich eine RA offensichtlich anbahnt ist eine vorauseilende Reaktion nicht immer die beste Lösung.

 

Wenn ich Sichtkontakt mit einer leichten Sportmaschine habe die offensichtlich meinen Kurs kreuzen wird, kann ich vielleicht sinnvoll und sicher ausweichen. Zwischen zwei Linienflugzeugen auf Gegenkurs sieht das aber anders aus.

 

Vor einiger Zeit erhielten wir über einem großen europäischen AP einen Vektor. Wohl irrtümlicherweise hatte der Kollege am Radar eine andere Maschine zum Steigen durch unseren Level auf ungefähr Gegenkurs freigegeben.

 

Der Lotse sah seine Fehler gleich und rief den anderen Kollegen dringlich den Steigflug 1000" unter unserer Flughöhe zu beenden. Doch der Kollege antwortete nicht.

Am TCAS sahen wir das Target sehr schnell heranwachsen und auch optisch hatte wir gleich darauf Kontakt. Aus den TCAS Daten war ganz klar, dass wenn die andere Maschine nicht den neuen ATC Anweisungen folgen würde in wenigen Augenblicken eine RA erfolgen mußte.

 

Der Kollege auf der rechten Seite war auf diesem Flug PF und frage mich ob er ausweichen sollte. Aus dem TCAS Bild und dem größer werdenen Punkt auf Gegenkurs war ich nicht in der Lage zu entscheiden welches Ausweichmanöver hier eine Verbesserung gebracht hätte.

 

Mit ATC zu sprechen erschien mir auch nicht angeraten. Da hätten wir nur jéne Fequenz blockiert auf der der Radaroperator die andere Maschine zu einem niedrigeren Level überreden wollte.

 

So habe ich meinem Kollegen gesagt er solle die Hände ans Steuer nehmen, die RA abwarten und dann ruhig ausführen.

 

Es ist bei einer TA geblieben weil das andere Flugzeug den Level off schießlich doch noch bestätigt und durchgeführt hat. (vielleicht hat sie ihr eigener TA alarmiert).

 

Auch nachträglich halte ich es in so einer Situation nicht für oportun selbständig ein Ausweichmanöver zu fliegen. Die zur Verfügung stehenden Daten reichen einfach nicht aus um zu entscheiden welches Manöver eine Verbesserung der Situation bringt.

 

 

Wolfgang

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Die zur Verfügung stehenden Daten reichen einfach nicht aus um zu entscheiden welches Manöver eine Verbesserung der Situation bringt.

 

Diesen Satz kann man nur dick unterstreichen, interessant dazu ist auch das ACAS II Bulletin No. 6 von Eurocontrol "Incorrect use of the TCAS traffic display":

 

http://www.eurocontrol.int/msa/gallery/content/public/documents/Safety/ACAS_Bulletins-BUL6-D-1.1_21Apr2005.pdf

 

Im Zusammenhang mit diesem Thread ein Link zum ACAS II Bulletin No. 4: "TCAS II and VFR traffic": http://www.eurocontrol.int/msa/gallery/content/public/documents/Safety/ACAS_Bulletins4-BUL2-D-2.0.pdf

 

Alle Dokumente findet ihr unter http://www.eurocontrol.int/msa/public/standard_page/ACAS_ACAS_Safety.html#Bulletins

 

Gruß

 

Joseph

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Was hat diese Meldung in dem Fall konkret für einen Sinn?

 

Um es mal ganz plump zu sagen:

 

Ich zeige dem Piloten damit, dass ich weiß was ich tue und dass der Traffic da sein darf/soll.

Der Pilot kann sich drauf vorbereiten und ist wahrscheinlich auch beruhigt, weil er eben weiß, dass das alles seine Richtigkeit hat.

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Hi,

 

natuerlich kann man manchmal auf einen TA reagieren: Wenn ich im Steigflug bin und eine TA erhalte, dann koennte es daran liegen, dass ich zu schnell steige und das TCAS mir einen Konflikt vorhersagt. Die Reaktion ist ganz klar: VS auf 1000 bis 1500 fpm herunternehmen und schon ist wieder alles im gruenen Bereich.

 

Vorhin waren wir im Anflug auf Madrid. Der Sinkflug verlief ganz normal bis uns der Lotse fragte welche Sinkrate wir denn haetten. Wir hatten 2800 fpm auf dem Geraet und sollten diese Rate als Minimum einhalten, weil eine Dash 8 von rechts nach links vorbeifliegen wuerden, die aber mit nur 800 fpm sank, sich aber bereits 1000ft unter uns befand. Der Lotse hat einfach geschlampt und diesen Konflikt nicht frueher gesehen und nur noch reagiert, nicht mehr vorausschauend agiert. So ein Mist passiert einem in Italien, Frankreich und Spanien mit trauriger Regelmaessigkeit.

Ach ja: Wir haben dann die Sinkrate auf 4500 fpm erhoeht, um uns unter die Dash zu druecken - am Ende hatten wir 1000ft bei 3 NM Separation....2800 fpm haetten uns definitiv einen RA produziert. Eine weitere peinliche Einlage von Madrid Approach Control war das mal wieder :(

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Hallo,

 

der einzige Fall, in dem eine RA nicht befolgt wird ist entweder aus Performancegründen (kein Steigflug möglich) oder wenn man auf der Minimalhöhe Unterwegs ist (die Piloten wissen's besser als ich, ob auf minimum IFR in diesem Fall noch ein bisschen spatzig herrscht???).

 

Auf keinen Fall darf ein Manöver in RA-entgegengesetzter Richtung ausgeführt werden. Und da gibt es absolut keine Ausnahmen!

 

Hallo

 

Ich weiss es nicht wie's real ist, jedoch am SIM kann ich TCAS die Ausweich-Option nur "below" oder "above" eingeben. Wenn's Real auch so ist würde es sicherlich so sein, dass der Pilot auf zu hohen Höhen für ein Ausweichen nach oben oder auf minimal Höhen die Aufgabe hat dementsprechend TCAS einzustellen... Falls nicht auch dies Automatisch abläuft (Höheninformation, MSL+ASL sowie Fliegertyp und Gewicht) ?

 

TCAS müsste diese Einstellung dem Anderen TCAS beim "Handshake" natürlich mitteilen... das ist klar.

 

Gruss von Roy's Gedanke

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Ach Roy.... lies mal das Handbuch :)

 

Die Einstellungen Below und Above beziehen sich nicht auf die Ausweichrichtung, sondern auf die erweiterte vertikale Anzeige der empfangenen Fluzeugdaten...

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Wisi wars!!!

 

Kaum habe ich ihn fliegen lassen, kriegen wir einen TCAS RA :D Gestern hat uns ATC auf den falschen FL geschickt und es erst zu spät realisiert, haben wir mal wieder einen RA "Descend, Descend!" kassiert, dem der Wisi ganz cool und direkt gefolgt ist, war alles sicher. Spass macht es trotzdem wenig, ich konnte dann die ATR 42/72 noch sehen, wie sie rechts wegdrehte (!) und nach oben gezogen wurde. Dramatisch war es aber nicht, wir hatten horizontal minimal 3 NM Abstand, vertikal 100ft. Bella Italia, hier muss man wirklich aufpassen!

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Ja, wenn die Papierarbeit nicht wäre.... wieder was gelernt: ASR gibt es nicht mehr, beim nächsten Mal einfach nur den MOR ausfüllen.

 

Und ja, die Tour war Hammer!

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Markus Burkhard
Immer wieder interessant wenn einem der Controller auf FL104 sagt man solle den Steigflug doch bei FL100 beenden
Die PAXe können in so einem Fall froh sein dich an Bord zu haben, kennst dich ja aus mit Zero-G :005: *duckundweg*

 

Italian ATC scheint wohl im Moment mehr dem Fussball als dem Radar gewidmed zu sein? :confused:

 

Burki

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Immer wieder interessant wenn einem der Controller auf FL104 sagt man solle den Steigflug doch bei FL100 beenden.

 

Kommt halt eben vom Radar-delay... ;)

 

mfg,

tobi

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huhu,

 

dann erfahren wir ja ggf. demnächst aus einem Bulletin, welche Blutgruppe, Gewicht, Alter, Lizensierung, Stunden, geboren wann und warum..... ihr habt.:D :D

 

Oder gab es keine Meldung?:005:

 

chears

Peter

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Doch, doch, Meldung haben wir gemacht, aber ist doch wie immer: Verschwindet in den Archiven, denn glaubst Du im Ernst, dass die Lotsengewerkschaft in Italien eine Bestrafung der eigenen Leute zulässt!? Ist wie in Spanien. Ist wie Afrika.

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