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Mit der Il 14 von Constanza nach Bukarest - und zurück...


Thermikus

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Im Westen sind wir's seit jeher gewohnt, dass in der Verkehrsfliegerei hohe Sicherheitsstandards gelten, dass es für jede Phase eines Fluges genau vorgeschriebene Verfahren gibt (und diese auch eingehalten werden) und alle Operationen vom Start bis zur Landung bis ins letzte Detail organisiert ablaufen.

 

Im Osten war die Art, sich in einem Verkehrsflieger durch die Luft zu bewegen, sehr viel rauhbeiniger. Noch allzu gut erinnere ich mich an einen Flug als Tourist, den ich vor vielen Jahren von Constanza (rumänische Schwarzmeerküste) in die Hauptstadt Bukarest und zurück unternommen hatte.

 

Schon der erste Eindruck des zweimotorigen Kolbenschüttlers vom Typ Il 14 (eine russische Bugradversion der amerikanischen Spornrad-DC 3) war bemerkenswert: Ueber den Sitzen hingen Gepäcknetze, wie in der guten alten Eisenbahn. Und an der Trennwand zwischen Passagierkabine und Cockpit prangte ein Höhenmesser, für alle luftfahrtinteressierten Fluggäste eine kleine Attraktion.

 

Kurz nach dem Start auf dem auch militärisch genutzten Flughafen Constanza umkreisten uns plötzlich einige MIG Düsenjäger. Abfangjäger? Nein - Kollegen unseres Kapitäns! Sie wackelten mit den Tragflächen - unsere Il 14 wackelte zurück - dann war der Spuk vorbei.

 

Der restliche Flug verlief gemütlich - immer so ca. 1500 Meter über Grund und auch über die Landung in Bukarest gibt es nichts besonderes zu berichten.

 

Der Rückflug bei Dunkelheit war da schon etwas spannender. Nachdem wir auf unseren Sitzen Platz genommen hatten, kamen Pilot und Copilot durch den Gang gestapft. Beide in schwarzen Lederjacken - der eine eine Baskenmütze auf dem Kopf und unter dem Arm eine abgwetzte lederne Aktentasche, aus deren Ecke der Verschluss einer Thermosflasche hervorragte. Dann ging es an den Start und bald darauf waren wir von der Dunkelheit verschlungen.

 

Die Cockpittüre stand weit offen - heute gibt's das ja nicht mehr - und die beiden Herren im "Allerheiligsten" machten sich daran, ihre Wurstbrote auszupacken und Kaffee in die Becher der Thermosflaschen zu giessen.

 

Als auch wir Passagiere unseren - allerdings von einer Flugbegleiterin gereichten - kleinen Imbiss verdrückt hatten, machte sich der Co plötzlich mit einem Schraubenzieher am Armaturenbrett zu schaffen. Bald darauf hielt er ein Gerät - ich identifizierte es als Funkgerät oder ähnliches - in der Hand, drehte und wendete dieses, schraubte ein wenig daran herum - und baute es wieder ein. Der zufriedene Gesichtsausdruck des Co hatte mich dann zu der Annahme verleitet, dass das undefinierbare Stück Technik offenbar wieder funktionierte.

 

Der restliche Nachtflug verlief ziemlich eintönig und so spazierte ich im Gang des Fliegers ein wenig hin und her, um mir die Beine zu vertreten. Zufällig sah ich dabei aus einem Fenster und bemerkte plötzlich einige rote Lampen, die draussen vorbeiflitzten.

 

Rummms. Da hatte das Fahrwerk auch schon auf der Betonpiste aufgesetzt und ich war mehr als verwundert, dass sich niemand von der Besatzung dazu berufen fühlte, diesen Vorgang anzukündigen. Hätte es damals eine Bruchlandung gegeben, würde ich vielleicht heute noch als Satellit um die Erde kreisen.........

 

Da wurde das alte Sprichwort wieder einmal wahr: Andere Länder - andere Sitten.

 

Dietwolf (Thermikus):confused:

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