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Windenschlepp - in der Schweiz (fast) exotisch


Thermikus

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Einer auf jedem Segelflugplatz führt das mindestens zeitweilige Dasein eines

Strafversetzten: Der Windenfahrer. Für Uneingeweihte: Das ist der für den Flugbetrieb Unentbehrliche, der rund tausend Meter von der Startstelle der Segler entfernt einsam auf einem äusserst merkwürdigen Vehikel, der Schleppwinde, sitzt. Dort gebietet er über ein PS-starkes Aggregat, meist einen 6 oder sogar 8 Zylindermotor, der ähnlich einer Organtransplantation einem ehemals noblen Unfallfahrzeug entnommen wurde und für Segelflieger im Neuzustand schlicht unerschwinglich wäre.

 

Dieser zweckentfremdete Motor treibt in der sogenannten Doppeltrommelwinde die beiden je separat zu bedienenden Seiltrommeln an, mit denen die Segelflugzeuge wie Drachen auf ca. 400 bis 600 Meter Höhe geschleppt werden, um dann nach dem Ausklinken Anschluss an die Aufwinde (Thermik) zu finden.

 

Ein meist betagter, nahezu schrottreifer, aber Dank der technischen Fantasie und Begabung eines Vereinsmitgliedes immer noch fahrtüchtiger Seilrückholwagen - zu meiner Zeit VW-Käfer, Opel-Rekord oder (man darf das fast nicht sagen) Mercedes, pendelt zwischen Start und Winde hin und her und zieht bei jeder Fahrt jeweils beide Seile wieder bis zum Startplatz aus.

 

Ertönt über Funk (früher über die Leitung des Feldtelefons) das Kommando: "Segelflugzeug startklar - Seil anziehen", kommt Leben in den Mann auf der Winde. Brüllend startet der kräftige Windenmotor, das Automatikgetriebe zieht langsam das dünne Drahtseil an und auf ein weiteres Kommando ("Seil straff") schiebt "Old Ratterhand" den Gashebel nach vorne. Die entfesselten PS rütteln und schütteln am Windenaufbau, am Sitz und am Windenfahrer selbst. Vom Startplatz kommt die Information: "Flugzeug rollt" und dann "frei". Jetzt sieht auch der Windenfahrer, wie der weisse Vogel vor ihm steil in den Himmel steigt. Mit fast Genickstarre blickt er immer steiler nach oben und reguliert über den Gashebel und mit einigem Feingefühl die Schleppgeschwindigkeit. Nicht jeder Windenfahrer hat dabei jedoch so viel Feingefühl, dass der Pilot in seinem Segler nicht manchmal das Gefühl hätte, man wolle ihn in Stücke reissen. Dann hagelt es meist saftige Reklamationen.

 

Erreicht der Segler einen bestimmten Winkel nahezu senkrecht über der Winde, nimmt "Old Ratterhand" den Gashebel zurück und das Seil schnappt automatisch aus der Kupplung des Seglers. Der Seilfallschirm am Ende es Seils (meist ein verkleinerter Bremsfallschirm eines Militärjets) entfaltet sich und garantiert, dass das Schleppseil bis zum fast vollständigen Einzug straff bleibt und nicht verschleissfördernd mit erheblicher Wucht auf den Boden prallt. Der Windenmotor wird abgestellt - und schon umgibt wieder himmlische Ruhe die Szene um die Winde und ihren Commandante, "Old Ratterhand".

 

Wenn beide Seile eingeholt sind, zeugt eine Staubwolke (oder auch nicht) davon, dass sich das Seilrückholfahrzeug auf den Weg gemacht hat, um weiteren zwei Piloten einen Windenstart zu ermöglichen.

 

In Deutschland noch sehr verbreitet, hat der Windenstart in der Schweiz einiges an Bedeutung verloren. Durch die beengten geografischen Verhältnisse ist hierzulande auf den Sportflugplätzen meist ein Mischbetrieb aus Segel- und Motorflugbetrieb üblich, was aus Sicherheitsgründen den Flugzeugschlepp für Segelflugzeuge favorisiert.

 

Der Windenstart ist jedoch speziell in Deutschland immer noch eine sehr beliebte, effiziente, umweltfreundliche und dabei sehr kostengünstige Art, um mit dem Segelflugzeug in die Luft zu kommen.

 

Dietwolf (Thermikus):008:

 

Aenderung: Auch kurz vor dem Jahreswechsel darf der Tippfehlerteufel keine Chance haben. Aber jetzt geht's definitiv ans Champus-Glas. Tschau - und ein gutes Neues!

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Erst mal "Es guets Nöis!"

 

Danke Dietwolf für deinen Beitrag. Jaja, die Windenstarts, immer wieder was faszinierendes! Ich kann mich gut an meinen ersten Windenstart als Passagier erinnern. Es war auch in Deutschland und mir wurde speiübel... Trotzdem wurde ich damals unheilbar vom Aviatik Virus angesteckt.

Die tollsten Windenstarts erlebte ich aber hier in Kenia. Auf einer Slingsby T21 über dem Aberdere Nationalpark rumgondeln ist ein unvergleichliches Erlebnis. Zwar hat die T21 etwa die Gleiteigenschaften einer Dampflok, aber dafür hat man den Wind in den Haaren im offenen Cockpit! Die Flüge sind meist von kurzer Dauer, was auch Vorteile hat: Der Dieselrauch der afrikanisch gewarteten Winde zeigt dir auch noch bei der Landung die Windrichtung an :) .

 

Grüsse in die Runde!

Ueli

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Erst mal "Es guets Nöis!"

 

Danke Dietwolf für deinen Beitrag. Jaja, die Windenstarts, immer wieder was faszinierendes! Ich kann mich gut an meinen ersten Windenstart als Passagier erinnern. Es war auch in Deutschland und mir wurde speiübel... Trotzdem wurde ich damals unheilbar vom Aviatik Virus angesteckt.

Die tollsten Windenstarts erlebte ich aber hier in Kenia. Auf einer Slingsby T21 über dem Aberdere Nationalpark rumgondeln ist ein unvergleichliches Erlebnis. Zwar hat die T21 etwa die Gleiteigenschaften einer Dampflok, aber dafür hat man den Wind in den Haaren im offenen Cockpit! Die Flüge sind meist von kurzer Dauer, was auch Vorteile hat: Der Dieselrauch der afrikanisch gewarteten Winde zeigt dir auch noch bei der Landung die Windrichtung an :) .

 

Grüsse in die Runde!

Ueli

 

 

Hallo Ueli

 

Zuerst auch Dir ein gutes Neues. Das ist ja schon sagenhaft, dass Du Dich aus Kenia hier im Forum zu Wort meldest. Finde ich super! Letztmals war ich dort in der Leisure Lodge in Mombasa Süd in den Ferien.

 

Du gehörst also dort (afrikanisch gewartete Winde etc.) offenbar zu den "tollkühnen Männern in ihren fliegenden Kisten"? Da habe ich gleich einmal eine Frage: Stimmt es, dass in Kenia keine Lizenz zum Fliegen von Segelflugzeugen verlangt wird? Das hatte ich einmal so um verschiedene Ecken herum gehört. Segelflugzeuge gelten dort offenbar als Sportgeräte wie Segelboote etc. Wäre interessant, hier einmal eine kompetente Auskunft zu bekommen.

 

Noch einen schönen Gruss und besten Dank für Deine Antwort im voraus!

 

 

Dietwolf (Thermikus):009:

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Hallo!

 

Das ist ja schon sagenhaft, dass Du Dich aus Kenia hier im Forum zu Wort meldest.

Ja, Internet machts möglich! Wirklich eine tolle Sache das Forum hier! Vielen Dank an die Betreiber!

Letztmals war ich dort in der Leisure Lodge in Mombasa Süd in den Ferien. .

Oh ja, war bestimmt gut warm oder? :005: Persönlich ziehe ich das Hochland vor. Hier herrscht etwas gemässigteres Klima.

Du gehörst also dort (afrikanisch gewartete Winde etc.) offenbar zu den "tollkühnen Männern in ihren fliegenden Kisten"? Da habe ich gleich einmal eine Frage: Stimmt es, dass in Kenia keine Lizenz zum Fliegen von Segelflugzeugen verlangt wird? Das hatte ich einmal so um verschiedene Ecken herum gehört. Segelflugzeuge gelten dort offenbar als Sportgeräte wie Segelboote etc.

Fliegende Kisten: JA! Natürlich! Tollkühn: Eher nein. Naja... je nach Interpretation dieses Wortes. Natürlich läuft hier einiges etwas anders als in der manchmal "übersicheren" Schweiz. Trotzdem mögen wir es hier gerne sicher, geregelt und organisiert, vor allem wenns ums Fliegen geht... Selber bin ich auch nicht gerade der Abenteurer...

Zur Lizenzfrage: Segelfliegen ist in Kenia tatsächlich nicht gross geregelt. Die Flugzeuge brauchen keine Registration und wenn du so ein Vogel steuern willst - na bitte, da kümmert sich niemand drum. Bist einfach selber schuld :) . Meines Wissens gibt es zur Zeit in Kenia auch nicht sooo viele Segelflieger. Glaube die lassen sich an einer Hand abzählen. Dafür gross Gesetze aufzustellen ist wohl nicht nötig. Es ändert sich aber zur Zeit sehr viel und sehr schnell - also falls du mal Segelurlaub in Kenia machen möchtest anstatt am Strand zu rösten:005: , erkundige dich kurz vorher noch mal.

 

Ganz herzliche Grüsse in die Schweiz

Ueli

 

P.S. noch folgenden Link zum Thema Gliding in Kenya: http://yellowwings.com/gliding.htm Vielleicht wird ja der Eine oder Andere noch "gluschtig"

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Salü Ueli

 

Vielen Dank für Deine Bilder aus einem Kenia, wie es nicht jeder kennt: Aus der Perspektive von uns Sportfliegern. Nairobi kenne ich von einem Kurztrip, den ich vor diversen Jahren einmal mit meiner Frau dorthin unternommen hatte. Das Hochlandklima ist tatsächlich erheblich verträglicher als an der Küste. Aber der ständige Passatwind macht die Ferien direkt an der Küste auch recht angenehm.

 

Zurück zum Fliegen: Wenn vom Segelfliegen in Afrika gesprochen wird, geht es praktisch nur immer um das Thema Bitterwasser-Farm in Namibia. Die Bilder von Dir lassen aber auf eine gepflegte Atmosphäre und ordentlich in Schuss gehaltene Flugzeuge auch auf dem Wilson-Airport in Nairobi schliessen. Wenn die Organisation und die Wartung von Mitteleuropäern gemanagt wird - dann würde ich mich dort ganz sicher auch mal getrauen........... Ich hatte da seinerzeit mit einem afrikanischen Piloten auf einem Safariflug ein Erlebnis, das mir damals alle Haare zu Berge stehen liess. Da habe ich es dann doch lieber ordentlich geregelt!

 

Afrika hatte mich immer fasziniert. Diese Weite, Freiheit und für uns schon exotische Gelassenheit. Davon können wir hier in der Schweiz trotz aller sonstigen Vorteile nur träumen. Und der heutige Massentourismus - ein völliger Graus. Ich bin schon länger am überlegen, wie man wieder einmal so ganz andere Ferien verbringen könnte. Individuell, speziell, etwas abwechslungsreich - und damit für Körper und Geist optimal.

 

So etwas bisher hier ganz Unbekanntes, (Segelfliegen in Kenia mit diversen Begleiterlebnissen) wie Du das in Deinem Kommentar vorschlägst, wäre hierfür sicher ideal. Es gibt ja heuzutage so viele Möglichkeiten - aber wenn man sie nicht kennt, nutzt das alles nichts.

 

Vielen Dank für Deine Mühe und herzliche Grüsse nach Kenia!

 

Dietwolf (Thermikus):008:

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Wievile Stunden man schon selber auf dem Zossen gehockt hat!

 

Wir rüsten unsere gerade auf Kunsstoffseile um. Mal schaun wieviel mehr Ausklinkhöhe wir dann haben werden. :005:

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Wievile Stunden man schon selber auf dem Zossen gehockt hat!

 

Wir rüsten unsere gerade auf Kunsstoffseile um. Mal schaun wieviel mehr Ausklinkhöhe wir dann haben werden. :005:

 

 

Kunststoffseile? Interessant! Aus welchem Material sind die, welcher Durchmesser, teurer als Drahtseile oder preislich günstiger?, welche maximale Schlepphöhe? Sicher ist das Verhältnis von Gewicht und Reissfestigkeit unverhältnismässig besser als bei den bisher verwendeten Drahtseilen.

 

Besten Dank im voraus für Konkreteres!

 

Gruss - Dietwolf

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Kunststoffseile? Interessant! Aus welchem Material sind die, welcher Durchmesser, teurer als Drahtseile oder preislich günstiger?, welche maximale Schlepphöhe? Sicher ist das Verhältnis von Gewicht und Reissfestigkeit unverhältnismässig besser als bei den bisher verwendeten Drahtseilen.

 

Besten Dank im voraus für Konkreteres!

 

Gruss - Dietwolf

 

Mit denen ist der Höhenrekord geflogen worden. Ein Video dazu ist auf YouTube zu finden.

 

Zitat aus dem Segelflug.de Forum (Thread hier):

 

"Am Samstag, 28.10.06 konnten die bayerischen Segelkunstflieger, sowie solche aus Österreich eine sehr zukunftsweisende Startart ausprobieren. Die zumeist zweisitzigen Segelflugzeuge wurden nämlich mit einer Startwinde auf Höhen bis zu 1590 m über Grund befördert. Die Begeisterung bei den Piloten war nach den 29 Starts riesengroß, konnten sie doch 90 Sekunden nach Startbeginn mit den erreichten Höhen das volle Kunstflugprogramm absolvieren.

 

Ermöglicht wurden dies durch das besondere Engagement der Firma Tost Startwinden in Assling, die speziell für diese Startversuche eine Vorführwinde modifizierten. Karl Höck aus Friedberg lieferte die Prozessberechnungen und das entsprechende Design der hoch belasteten Seiltrommel. Diese musste für das 3000 m lange, und nur 4,5 mm dicke Seil aus leichtem Dyneema Kunststoff ausgelegt werden, und einer Druckkraft von ca. 1400 Tonnen standhalten.

 

Die Bundeswehr Sportflieger Gemeinschaft Fürstenfeldbruck e.V. und auch die Akademische Fluggruppe München unterstützten das Vorhaben vorbildlich in organisatorischer Art und ermöglichten den Flugbetrieb auch im Kontakt mit der Flugsicherung München. Ein Zweisitzer des Typs ASK 21 von der Fliegergruppe in Oberschleißheim konnte den Gleitflug zum 25 km entfernten Heimatflugplatz locker mit der Höhe aus dem Windenstart bewältigen.

 

Erreichte Starthöhen bei einem Gegenwind von 10 -20 km/h:

 

ASK 21 und ASK 13, doppelsitzig 1590 m

Fox doppelsitzig 1400 m

Mü 28 einsitzig 1200 m"

 

 

Technische Daten findet ihr hier:

Kunstflug ab Seilwinde

 

Und wer noch nicht genug vom MDM-1 Fox hat :p :

Kunstflug mit Fox

 

Grüsse

Marc

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Das klingt ja phänomenal und stellt alles in den Schatten, was man bisher so im Windenschlepp erlebt hat. Bedenken habe ich aber bezüglich der Kollisionsgefahr mit anderen Flugzeugen, oder von Flugzeugen im Transit mit dem Seil, wenn man innerhalb kürzester Zeit auf eine solche Höhe geschleppt wird.

 

Da wären dann schon spezielle Sicherheitsmassnahmen erforderlich, wenn diese Schlepphöhen auf breiter Front eingeführt würden.

 

Auch die seitliche Versetzung des ausgeklinkten Windenseiles beim Einziehen dürfte ein Problem werden, wenn der Wind nicht genau von vorne kommt. Diese Versetzung war bereits bisher bei den üblichen Schlepphöhen bis ca. 600 m über Grund manchmal ein Problem (Niedergang jenseits der Pistenbegrenzung und damit Gefahr für Fussgänger und Fahrzeuge).

 

Auch in dieser Beziehung werden wohl praktikable Lösungen gefunden werden können. Auf jeden Fall bin ich sicher, dass diese enormen Schlepphöhen dem Segelflug wieder gewaltig Auftrieb - nicht nur im wörtlichen Sinne - geben werden.

 

Gruss - Dietwolf:eek:

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Emm, was soll man dazu sagen, ist einfacher von 1400 Meter sich hochzukurbel als von 320 Meter ;) Zumal, mit dieser Höhe wären wir bei unserem Flugplatz an der Grenze des Luftraum's, EDDL ist zu nahe dran ;)

Gruß

Alex

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Kunststoffseile? Interessant!

 

guckst du :

 

Egger

Lippmann Hoistline

AC-Landau

 

Ist wohl nicht uninteressant, aber hat nicht nur Vorteile. Es hängt wohl von vielen Aspekten ab, ob es für den jeweiligen Verein Sinn macht. Es ist definitiv nicht damit getan, einfach nur das Seil zu tauschen. Um die Vorteile wirklich zu nutzen muß z.B. auch ein kleinerer Fallschirm her (spart Luftwiderstand und erhöht die Sicherheit erheblich, da man nicht mehr so leicht beim bodennahen Seilriß reinrollen oder gar reinfliegen kann) etc.

Größere Schlepphöhe ist wohl nicht unbedingt ein Kaufargument, die Differenz konnte bisher nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden. Es wurden mal ein ganzes Schulungslager lang alle Windestarts an Stahl und Kunststoff geloggert, und hinterher ausgewertet. Ergebnis : Differenz geht im Rahmen der typischen Streuung unter. Der Windenfahrer hat wohl einen ähnlich starken Einfluss auf die Schlepphöhe, wie das Seilmaterial.

Leider geht die Anzahl der wirklich guten Windenfahrer kontinuierlich zurück :( Vollgas und Doppelsitzer haut meist noch hin, aber sich mit einer Ka8 an eine 500PS Winde zu hängen, ist schon manchmal ein Abenteuer. Beim Kunstsoffseil gibt es auch viel weniger Seildurchhang, der Windenfahrer muß daher eher mehr können, um die korrekte Schleppgeschwindigkeit hinzubekommen. Aber es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis an jedem Ringpaar auch ein GPS/galilieo-Empfänger und ein Sender dran ist, und der Windenfahrer damit die exakte Geschwindigkeit des Seilendes angezeigt bekommt... bzw. ganz durch eine Automatik ersetzt wird.

 

Gruß

Ralf

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@Volume

 

Nunja so dramatisch würde ich das nicht sehen.

Bis der Windenfahrer ersetzt wird dauert es wohl noch ein wenig. Denn das ist auch mit Kosten verbunden und es gibt da noch so ein paar andere Widrigkeiten, die halt ein Mensch besser beeinflussen kann. Denn nur das Seil hochziehen und die Geschwindigkeit zu halten ist das eine aber was passiert, wenn es ein Problem gibt wie z.B. Seilriss, Ausklinken des Seils, Einflug eines anderen LFZ´s in die Schelppzone, falsches und zu deftiges Vorhalten des Fliegers, etc.pp

 

Momenmtan ist es echt modern überall Automatiken einzurichten, aber besser sind die auch nicht immer!!!

 

Komischerweise haben uns alle Vereine, die wir gesprochen haben erzählt, daß im Schnitt die Ausklinkhöhen ca. 10% höher liegen, teilweise sogar darüber! Kommt halt auch auf das Flugzeug an. Ich denke aber gerade die von dir angesprochene Ka8 wird erheblich profitieren!

Natürlich spielt auch das Können eines Windenfahrers eine ganz erhebliche Rolle beim Schleppen! Egal mit welchen Material! Das die Windenfahrer immer schlechter werden kann ich nicht unbedingt nachvollziehen, und ich bilde einige aus!!! Vielleicht sollte man dann mal Eure Ausbildung sich mal anschauen, ob da was falsch läuft!

 

Ich selber bin aber in das Projekt Umbau unserer Winde nicht beteiligt, kann aber soviel für Interessierte sagen:

 

Das Seil ist in der Anschaffung ca. 30-50% teurer. Soll aber auch erheblich länger halten als das Stahlseil. Auch soll es weniger Seilrisse geben wie bei Stahlseilen.

Die Materialbezeichnung habe ich jetzt derzeit nicht, jedoch ist es wohl ähnliches Material wie eine Plastiktüte. So ist auch die Haptick beim Anfassen. Im Prinzip sieht es aus wie eine normale geflochtene Schnur und ist genauso dick wie das Stahlseil.

Allerdings hat das Seil auch so seine Schwächen: Sandige Böden sind ungeignet. Und über scharfe Kanten ziehen ist auch net so gut. Daher müssen an der Trommel und in der Führung alle Kanten geschliffen werden. Auch muss das seil immer gut aufgewickelt werden. Seilsalat soll sich nicht gut machen,

Spleißen soll recht schnell und einfach gehen, man schiebt es ineinader(das werde ich mir wohl mal die nächsten Wochen anschauen dürfen/müssen :009: )

 

Bis denne...

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Die Materialbezeichnung habe ich jetzt derzeit nicht, jedoch ist es wohl ähnliches Material wie eine Plastiktüte

 

*LOL* und die Jets werden aus einem ähnlichen Material gebaut, wie die Alufolie zum Schoki einwickeln :)

 

Ja, das Dyneema ist Polyethylen, wie die Einkaufstüten. Die Molekülketten sind aber deutlich länger, und sie sind nicht wirr verteilt sondern in Faserrichtung ausgerichtet (wie immer man sie dazu überredet).

 

Der Ausklinkhöhengewinn hängt wohl von sehr vielen Faktoren ab, je mehr Seil ausliegt, desto mehr Gewinn gibt es wohl, insbesondere im ersten Teil des Windenstarts, bei dem

- noch viel Seil zwischen Winde und Flugzeug ist

- der Winkel zwischen Schwerkraft und Seilachse noch sehr groß ist (nahe 90°)

- Lufwiderstand am Seil noch keine Rolle spielt

 

Reibung am Boden ist wohl ein wichtiger Faktor in der Beschleunigungsphase, hier sind die größten Gewinne bei Turbodieselwinden zu erwarten, die auf den ersten Metern schlapp sind, weil der Turbo erst auf Drehzahl und das Abgas erst auf Temperatur kommen muß (Ja, beim Turbo ist es wie beim Düsentriebwerk, es ist nicht der Druck, sondern die Temperatur des Abgases, die die Leistung bringt) und bei Benzinwinden ohne schaltendes Getriebe, bei denen erst der Drehzahlbereich mit hohem Drehmoment erreicht werden muß. Auch die Bodenbeschaffenheit spielt eine Rolle.

 

Ein kleinerer Seilfallschirm (beim Kunststoffseil problemlos möglich) spart ebenfalls Gewicht und Luftwiderstand.

 

Rein theoretisch müsste das Kunststoffseil deutlich mehr Höhe bringen, im direkten Vergleich kann man wohl auch einen Unterschied messen (gleiches Flugzeug, gleicher Pilot, gleicher Windenfahrer, gleiches Wetter). Wie gesagt ist vorletztes Jahr mal ein ganzes Fliegerlager lang ausgewertet worden, und der statistich gemittelte Gewinn ist sehr gering, im Vergleich zur Streuung. Ein Physiker würde das unter Messfehler verbuchen. Schulungslager heißt natürlich, die Piloten lernen noch und bekommen den Windenstart nicht immer optimal hin.

 

Das die Windenfahrer immer schlechter werden kann ich nicht unbedingt nachvollziehen, und ich bilde einige aus!!! Vielleicht sollte man dann mal Eure Ausbildung sich mal anschauen, ob da was falsch läuft!

 

Ich denke, es ist nicht die Ausbildung. Es sind die sinkenden Startzahlen, die fehlende Routine. Wenn ein Windenfahrer nur noch dreimal im Jahr zum Dienst erscheint, kann man keine Wunder erwarten. Ich habe früher um die 500 Schlepps im Jahr gemacht, und jetzt schon ewig keine mehr. (mußte zuletzt immer hinten in der 21 sitzen... :005: ) Bei uns werden es immer weniger Windenfahrer, die viel (und gut!) schleppen, und immer mehr die nur noch ganz selten (und dann suboptimal) schleppen. Vor allem, wenn es darum geht mal einen Exoten zu schleppen, den wir nicht jeden Tag da haben wie z.B. eine Ka4 oder ein Baby.

 

Gruß

Ralf

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  • 2 Wochen später...
  • 3 Monate später...

So, da wir ja nun einige Schlepps mit Kunsstoffseil gamacht haben hier nun mal mein Eindrücke:

 

Der vom Stahlseil bekannte Seildurchhang ist entgegen einiger vorheriger Aussagen doch noch zu erkennen, jedoch nicht mehr so ausgeprägt. Auch hat man bei Seitenwind eher einen seitlichen Durchhang.

 

Um ein Flugzeug in die luft zu bringen ist wesentlich weniger Power durch die Winde nötig. Die rund 70kg weniger Gewicht machen sich da enorm bemerkbar. Gleichzeitig ist schon eine höhere Ausklinkhöhe zu erkennen. Das mag ja aber von Platz zu Platz unterscheidlich sein, denn wir haben fast 1.300 Meter Seil drauf und somit ist der Gewichtsunterscheid recht viel. Ich schätze etwas unterhalb von 10 % mehr Höhe.

 

Seilriss hatten wir bisher noch nicht, jedoch hatten wir am ersten Tag an der Verbindungsstelle Seil zu Fallschirm einen Riss. Dieses lag an einer scharfen Kante der Schelle. Das Seil ist super empfindlich! Auch die Vorseile haben wir nun umgerüstet. So wie es aussieht müssen die dann aber deutlich häufiger neu gemacht werden, weil die dort wegen der Handhabung am Boden sehr schnell abnutzen. (Wir hatten schon häufiger nen lockeren Knoten drin, der sich beim Ausziehen zum Start bzw. nach dem Ausklinken vom Flugzeug gebildet hat, sehr kurios)

 

Nach dem Ausklinken des Seil vom Flugzeug ist das Kunsstoffseil auch besser zu handhaben, es fällt nich so schnell auf den Boden vor der Winde bis der Schrim richtig auf ist. Und das obwohl wir nun auch nur noch einen anstelle von zwei Schirmen nutzen.

 

Das Seil ist jedoch deutlich Seitenwindempfindlicher. Wir hatten bei einem Schlepp einen Abbruch durch die Winde in großer Höhe. Dabei hat man dann "natürlich" gleich den Wnindenmotor mit ausgemacht und das Seil segelte zu den Militärs rüber. Allerdings ist es dann deutlich leichter wieder einzusammeln, da weniger Gewicht.

 

So späte rmher...

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Das Seil ist jedoch deutlich Seitenwindempfindlicher. Wir hatten bei einem Schlepp einen Abbruch durch die Winde in großer Höhe. Dabei hat man dann "natürlich" gleich den Wnindenmotor mit ausgemacht und das Seil segelte zu den Militärs rüber. Allerdings ist es dann deutlich leichter wieder einzusammeln, da weniger Gewicht.

 

Hi,

 

wir benutzen auch seit gut einem Jahr Kunststoffseile, unsere Erfahrungen sind auch bisher größtenteils positiv. Jedoch ist das mit dem Seitenwind wirklich so eine Sache. Nach einem "erwünschten" Seilriss kann das Seil, je nach Startrichtung und Startstelle schnell mal auf die Motorbahn fliegen.

Ich denke, wenn das Seil mal in der nähe des Schirm reist, könnte das Seil samt Fallschirm schon mal gut paar Meter unkontrolliert fliegen.

Wir hatten bisher auch noch keinen echten Seilriss.

 

Jedoch muss man extrem aufpassen, dass z.B. kein LEPO über die Seile fährt, da dadurch das Seil schnell kaputt geht und dass das Seil bei gut 60 Grad "schmilzt". Das heisst bei Seitenwind (da ist er wieder ;) ) nicht die Seile aufeinander eingezogen werden drüfen (nachdem der Schlepp durchgeführt wurden ist und das Seil auf dem Boden liegt). Auch ist vorsicht geboten, dass das Stahlseil der Nachbarwinde nicht auf das Kunststoffseil fällt.

 

Noch paar positive Aspekte: Man könnte das Seil mit dem Fahrrad ausfahren ;). Nagut, macht keiner, aber die Seile sind so leicht auszufahren, dass es am Start zu keinen Problemen kommt wenn der LEPOfahrer mal wieder zu kurz gefahren ist. Einfach "Seilfreigabe" und eine Personen kriegt 900m Seil ganz einfach ausgezogen.

LEPO fahren ist wesentlich angenehmer, man spürt gar nicht mehr, dass man was ausfährt und der Windenschlepp ist wesentlich ruhiger da weniger Windanfällig.

 

Grüße

Stefan

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Das mit dem Lepo können wir auch bestätigen. Da unser einen Bordcomputer hat kann man auch schon die Spritersparniss feststellen. Ganze 3-4 Liter Diesel weniger! :)

 

Und fürher hat man mit drei Mann das Flugzeug zum Seil gezogen. Heute ist man da eindeutig fauler und zeiht alleine das Seil zum Flugzeug, wenn es zu kurz ist!

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Hallo zusammen!

 

Ich bin gerade an der Segelflugtheorie und im Lehrmittel des Schweizerischen Segelflugverbands auf folgendes gestossen:

 

"Für den Windenstart sind nur blanke, drallarme Stahlseile mit Stahlseele zu verwenden"

 

Steht auf Seite 35 des Kapitels "Allgemeine Luftfahrzeugkenntnisse". Offensichtlich hat ja diese Regelung geändert, warum war das denn früher noch so?

 

Greetz Ueli

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Nicht nur Dietwolf :D

 

Stefan das Buch ist das aktuelle Lehrmittel des schweizerischen Segelflugverbandes...aber danke für die Info, in dem Fall ist das nicht mehr aktuell!

 

Gruss Ueli

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