Zum Inhalt springen

BFU-Bericht zum Startunfall in Hausen am Albis


mds

Empfohlene Beiträge

Das BFU hat heute unter anderem den Untersuchungsbericht zum Startunfall in Hausen am Albis im Frühsommer 2006 veröffentlicht. Die Unfallursache wird wie folgt zusammengefasst:

Der Unfall ist darauf zurückzuführen, dass die Flügel des Segelflugzeuges mit zwei Starthelfern kollidierten, weil ein unzweckmässiges Startverfahren ange wendet wurde.
Nachfolgend zwei Abschnitte aus der Unfallanalyse, die mir besonders wichtig erscheinen:

 

Flugfunk

Die Verständlichkeit für den normalen Schleppbetrieb sollte nie unter Verständlichkeitsstufe 4 (verständlich) fallen, insbesondere wenn die Schlepppiloten die Starterlaubnis und, bei Notsituationen, den Befehl für einen Startabbruch über Funk erhalten. Anzustreben wäre Verständlichkeitsstufe 5 (sehr gut verständlich).

 

Eine einwandfreie Kommunikation ist bei Benützung eines Handfunkgerätes nicht gewährleistet. Einflüsse wie ungünstiger Abstand oder Lage des Mikrophons zum Mund sowie Hintergrundgeräusche können die Qualität der Funkübertragung stark mindern. Minimale Ausrüstung für einen Startkoordinator müsste ein Funkgerät mit Sprechgarnitur sein.

Startverfahren für Flugzeugschlepp
Allgemein kann gesagt werden, dass die Startverfahren beim Flugzeugschlepp nicht einheitlich und auch nicht standardisiert sind. […] So müssen Segelflug- und Schlepppiloten sich jeweils an ein lokales Startverfahren anpassen, was sich risikoerhöhend auf den Startprozess auswirken dürfte.

 

Das in diesem Fall zur Anwendung gelangte Startverfahren basierte ausschliesslich auf Anweisungen, welche über Funk übermittelt wurden. Damit ein solches Verfahren zuverlässig angewendet werden kann, ist eine gute Qualität der Übermittlungssysteme, Funkdisziplin und eine standardisierte Terminologie vonnöten. Im vorliegenden Fall waren diese Voraussetzungen mehrheitlich nicht erfüllt. Insbesondere fehlte ein Notverfahren mit einem klaren Befehl für den Startabbruch.

 

Die Frage stellt sich, ob ein Verfahren, welches die Verwendung visueller Signale einschliesst, nicht zweckmässiger wäre.

 

[… ]Auf einer Hartbelagpiste ist, im Gegensatz zu einer Graspiste, das Bremsen des Rades beim Ausziehen des Schleppseils nötig, um ein Überrollen des Seils beim Straffen zu verhindern.

 

Eine weit verbreitete Praxis in der Segelfliegerei besagt, dass der Segelflugpilot das Schleppseil ausklinken muss, wenn das Segelflugzeug das Seil überrollt hat.

 

Ein weiterer Grundsatz besagt, dass ab jenem Zeitpunkt, an dem das Schleppseil an Schleppflugzeug und Segelflugzeug eingeklinkt ist und die Flügel horizontal ausgerichtet sind, sich keine Person mehr in den Bereich vor dem Segelflugzeug begibt.

Martin
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Dominic Windisch

oh.oh...

 

ich lese schon zwischen den Zeilen:

- Flugdienstleiter müssen in Zukunft mit einem Headset ausgerüstet werden

- Alle SF Piloten und Schleppiloten müssen in Zukunft ein standardisiertes Verfahren lernen, welches Gesamtschweizerisch zur Anwendung kommt. Und dies will mind. alle 2 Jahre zur Erneuerung des Brevets demonstriert werden

- Nebst dem Flugdienstleiter (idealerweise 2) benötigt man noch einen dritten Mann oder eine superhypertechnische Lösung, welche auf Knopfdruck entsprechend einer Ampel dem SF- wie dem Schlepp- Piloten die jeweilige Freigabe (oder Nicht-Freigabe) visuell aufzeigt.

- Funklevel 5, da nun für das neu standardisierte Verfahren Level 4 nicht mehr genügt, damit man gezwungen ist, die entsprechende Funkberechtigung und damit die Fluglizenz alle 2 Jahre unter Beweis zu stellen

 

:confused: :mad: :001:

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo zäme,

 

mit meiner bescheidenen Erfahrung wage ich die Aussage, dass ein standartisiertes System sicher nicht schlecht wäre. Allerdings habe ich in letzter Zeit einige Bericht gelesen wo das Schleppflugzeug immer zu wenig Sicht nach hinten hatte. Entweder keine Sicht aufs Seil, oder ungenügende Sicht auf den Flügel. Das ist schon mal ein Punkt wo man einfach was verbessern kann.

 

Funk finde ich zum Schleppstart unnötig: Wenn der Flügel oben ist, ist man startbereit. Dann geht niemand zwischen Segler und Schlepper. Wenn was los ist, muss man als Starthelfer den Flügel auf den Boden legen. Und wenn der Starthelfer nichts merkt, muss man als Pilot des Segelflugzeugs klinken. Wenn man diese einfachen Regeln konsequent einhält kann sowas eigentlich nicht passieren, aber es sind halt alle Segelflugpiloten nur Menschen.

 

Wie eigentlich bei jedem Unfallbericht fällt auf dass es nicht einfach 1 Fehler war, sondern eine Verkettung mehrerer...

 

Gruss Ueli

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Andreas Meisser

Zitat aus dem Bericht im Zusammenhang mit dem Rückspiegel am Schleppflugzeug:

Auf Grund starker Vibrationen ist die Sicht sehr beschränkt..... und ... das wenige, das ich sehen konnte, machte für mich den Anschein, dass der Flieger horizontal war...

 

Dies zeigt aber auch, mit welch teilweise lausigem Material (wohlgemerkt, zugelassen und abgenommen) wir uns in der Fliegerei abfinden (müssen). Oder wie würden wir reagieren, wenn wir an unseren Autos Rückspiegel hätten, durch die man quasi nix erkennen kann....?

 

Andreas

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Andi Beisswenger

Auf Grund starker Vibrationen ist die Sicht sehr beschränkt..... und ... das wenige, das ich sehen konnte, machte für mich den Anschein, dass der Flieger horizontal war...

 

Den Anschein? Wenn ich mir nicht sicher bin schau ich nochmal richtig nach...

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Dominic Windisch

Andi, ohne dabei gewesen zu sein, ohne Schlepppilot zu sein, ohne die Umstände zu kennen;

Auch ich war schon mal so im Stress (selbstgemacht oder von aussen an mich herangetragen), dass ich vielleicht einmal zu wenig schaute als zuviel... Meistens merkt man dies erst danach - und ist froh, dass nichts passiert ist.

Meistens jedoch merkt man nicht mal das...

 

Ich war dabei, als mal ein Schleppilot seinen "Seilcheck" im Final nicht gemacht hat (Stress von aussen) - mit fatalen Folgen und viel Glück im Unglück (demoliertes Flugzeug aber ohne Personenschaden).

 

Edit: Und seine Aussage ist auch im Hinblick des Geschehenen zu verstehen; Zu diesem Zeitpunkt war er sich wohl sicher, dass das Segelflugzeug ready ist... nur war er sich nach dem Unfall wohl plötzlich doch nicht mehr so sicher... (und wieder beim Thema Stress)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Den Anschein? Wenn ich mir nicht sicher bin schau ich nochmal richtig nach...

 

Der Flügel war gerade, die Schleppmaschine hat angezogen, das Seil war straff, der Schleppilot gab gas. Ganz normale Startabfolge. Leider hatte der Pilot die Bremse nicht angezogen, ist ein wenig nach vorn gerollt und zwei Helfer wollten ihn wieder zurückschieben. Und dies an einem extrem hektischen Tag (Wettbewerb, schlechtes Wetter, Startstress, ca 30-40 Flieger auf dem Platz, "Absauffest" vor der Startlinie). Liebe Leute, da hat niemand einen wirklich kapitalen Fehler gemacht. Es ist vieles blöd gelaufen.

 

Natürlich können wir uns überlegen was man das nächste mal besser machen könnte (z.B. Bremsen anziehen oder als Helfer nicht vor den eingehängten Flieger springen), aber vom warmen Wohnzimmer aus wieder auf Leute zu zeigen finde ich absolut daneben! Dies scheint aber Kultur in diesem Forum zu sein... Jeder Flightsimmer weiss besser was diese ungehobelten und unprofessionellen Hobbypiloten doch alles falsch gemacht haben.

 

Gruess Silvan

... der den Unfall gesehen hat.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Dominic Windisch

Besten Dank Silvan für die "Hintergrund"informationen

 

Kann mir das sofort vorstellen... und diese "Stressphase" vor dem Start ist wohl wirklich nirgends übler als bei einem Wettbewerb.

 

Nun führen wir uns das Ganze nochmals vors Auge! (lest nochmals Silvans post)

Und dann lesen wir nochmals den Vorschlag vom BAZL und lassen uns das auf der Zunge zergehen...

 

Wenn hier wirklich jemand das Gefühl hat, dass selbst nach Einführung eines schweizweiten (und wohl total europkompatiblen und EASA geprüften und uns verrechneten) Startprozederes eine solche Situation (Stress vor dem Start weil Stress überhaupt da Wettbewerb, Absauffest, Mittagspause, Dutzende wartende Piloten) verhindert werden kann, der hebe seinen "Flügel".

 

Im Hinblick der Umstände dieses Unfalls ist der Vorschlag vom BAZL wieder mal totaler Humbug und absolut unbrauchbar. ABER im gänzlichen Einklang der letzten 5 Jahre, die Privatfliegerei kaputt zu machen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

... genau!

 

Eventuell muss man noch erwähnen, dass die Flügel an einem Wettbewerb (manchmal auch unter normalen Bedingungen), schon bevor das Seil angehängt wird, horizontal gehalten wird. Grund: Wasser in den Flüglen.

Ob in diesem Fall das Flugzeug auch ausbalanciert werden musste, kann ich mich nicht erinnern. Aber bei der Absicht den Flieger einen halben Meter zurück zu schieben, legt man ja den Flügal auch nicht ab...

 

Beim Start von Segelfliegern oder auch bei der Landung, hat es immer viele Personen (Starthelfer, Pilotenhelfer) die sich in einer Gefahrenzone befinden. Das verlangt eine erhöte Aufmeksamkeit von allen und so kann auch schnell eine Ungeschicklichkeit passieren.

Wie gesagt in diesem Fall ist es dumm gelaufen und es sind alle noch mit einem "blauen" Auge davon gekommen.

 

Ueli

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Dein Kommentar

Du kannst jetzt schreiben und Dich später registrieren. Wenn Du ein Konto hast, melde Dich jetzt an, um unter Deinem Benutzernamen zu schreiben.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.

×
×
  • Neu erstellen...