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Sonntags-Ausflug


markus

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Hallo Zusammen...

 

Ich bin ja momentan im WK und hatte dabei das Vergnügen mit einem Segelflug-Piloten zu diskutieren.. Als wir mit unserem Puch zusammen durch Muri gefahren sind meinte er dass er hier erst hingeflogen und noch nie hingefahren sei... geflogen? Segelflug? Ich wusste ja überhaupt nicht wie weit ein solches Segelflugzeug fliegen kann und ein Ausflug auf einen anderen Flugplatz konnte ich mir nicht vorstellen... Nun meine Frage... welche Risiken in Bezug auf Thermik / Flugstrecke birgt ein solcher "Ausflug" auf einen anderen Flugplatz.. Der erwähnte Pilot flog die Strecke Birrfeld - Muri - Birrfeld.... Kann es da nicht mal sein dass der Wind so kehrt dass man nicht mehr zum Ausgangsort zurück kommt? Wie berechnet man überhaupt die Flugstrecke und die Sicherheit dass es bis zum Ziel reicht?

 

Viele Grüsse

Markus

 

[Dieser Beitrag wurde von markus am 08. Juni 2002 editiert.]

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Hoi Markus,

 

Birrfeld-Buttwil (oder Muri) ist eine recht kleine Strecke mit einem Segelflugzeug...gehen doch die Streckenflüge bis über 1000km.

 

Ich habe zwar nie intensiv Streckenflug gemacht, kann aber mal auf Deine Fragen antworten - Christian als alter Hase wird dann sicher noch etwas hinzuzufügen haben.

 

Plant man einen Streckenflug, so wird die Strecke (Distanz plus Route resp. 'Umkehrpunkte') gemäss den Wettervorhersagen gelegt. Seit einigen Jahren existiert eine Vorhersage namens Alptherm die meistens recht zuverlässig ist. Wie genau und wie lange die Thermik sein wird kann man aber nie voraussagen - die Stärke und die Höhe der Wolkenbasis (Kumulus, das sind ja die Wolken, die uns interessieren) schon eher.

 

Ist man dann auf der Strecke kann man (jedenfalls ich machte es so) wie folgt vorgehen: Einfach mal drauflosfliegen. Kommt man tief so fängt man an, ein Aussenlandefeld (Wiese etc.) zu suchen. Und geht dann wirklich nichts mehr, dann gibt's halt eine Aussenlandung (dans les vaches wie wir Romands sagen biggrin.gif). Die Faustregel, die ich gelernt habe: ab 500m/GND nach Feldern Ausschau halten. Bei 300m ist das Feld und die Landerichtung festgelegt, und bei 200m wird gelandet.

Ich flog mal bei starker Bisenlage Buttwil-Grenchen-Buttwil. Bis Grenchen war's einfach...Rückenwind plus schöne Cumuli mit hoher Basis.

Für den Rückweg trocknete die Thermik ab und ging nicht mehr allzu hoch (ca. 1200-1300m/Meer). Da war ich mehrmals über Herzogenbuchsee und kreiste die Thermik aus...am Top angelangt flog ich weiter Richtung Osten, packte den nächsten 'Schlauch' und kreiste - um am Schluss wieder über Herzogenbuchsee zu sein (Versetzung durch Bise). Bis ich mal entschied: In der Region hat's viele Wiesen, ich fliege einfach mal weiter und lasse die erste Thermik links liegen. Und siehe da: So ganz knapp erreichte ich den Born bei Olten und fand dort wieder Thermik - die hoch genug reichte, um gerade den Kühlturm von Gösgen zu erreichen...der mich wie ein Lift nach oben beförderte und dann der Heimflug nach Buttwil ohne jede Thermik ein leichtes war.

Dabei hatte ich IMMER eine Option offen: entweder die Landung auf einem Flugplatz oder eine Wiese zu finden - was meine Rückholmannschaft sehr gefreut hätte (und mich ein paar Biere gekostet hätte).

 

In unwegsamem Gelände (Alpen) - oder wenn der Pilot nicht für Landungen im Gelände qualifiziert ist...hängt vom Gruppenreglement ab - muss sichergestellt werden, dass man einen Flugplatz oder bekanntes Aussenlandefeld erreichen kann. Wie geht denn das?

Jeder Pilot kennt die Gleitzahl seines Segelflugzeuges...häufig rundet man die dann auf den nächsten 'fünfer' ab, um besser rechnen zu können. Bei den von mir geflogenen Typen habe ich immer mit 40 gerechnet (d.h. mit einem Kilometer Höhe komme ich 40 weit)..obwohl die Flugzeuge 43-45 hatten. So hat man schon mal eine Reserve.

Nun bleibt man einfach immer im Anflugtrichter eines Platzes. Dazu habe ich Distanzringe auf der Karte eingezeichnet. Bin ich 40 km weg so brauche ich einen Kilometer Höhe. Zudem muss ich mir bewusst sein, auf welcher Minimalhöhe ich am Platz ankommen will. Somit weiss ich immer, ob ich den Platz noch erreichen kann. Bin ich relativ tief (nahe an der Untergrenze des Trichters) so fliege ich Richtung Platz, um sicher landen zu können. Dabei wird natürlich weiter nach Thermik gesucht, denn wenn möglich will man den Flug ja fortsetzen.

 

Welche Werte genau man benutzt hängt vom Flugzeug sowie vom Piloten (Erfahrung, Kennen des Geländes usw.) ab.

Bei der Ka8 mit Gleitzahl 28 (glaube ich jedenfalls) habe ich mit Gleitzahl 20 gerechnet - also mit grosser Reserve. Bei Leistungssegelflugzeugen habe ich eine kleinere Reserve einberechnet da durch die bessere Polare (und somit Gleiteigenschaften in verschiedenen Verhältnissen) weniger 'Varianz' vorkam. Die Zielhöhe über dem Platz habe ich mit 300m festgelegt - entsprechend der 'Entscheidungshöhe' bei einer Aussenlandung im Feld.

Eine Reserve ist nötig, da man unterwegs ja schlechtere Bedingungen (Abwind) haben kann...was natürlich die Reichweite herabsetzt...ebenso Gegenwind.

Beim Alpensegelflug habe ich noch eine grössere Reserve genommen: Ankommen am Platz min. 500m/GND sowie die Gleitzahl um weitere 5 reduziert. So war ich immer im grünen Bereich...erfahrene Streckenpiloten werden aber die Reserve entsprechend verkleinern.

 

Alles klar?

 

 

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Gruess us Gämf

Urs

 

 

[Dieser Beitrag wurde von ursmunger am 08. Juni 2002 editiert.]

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Christian Thomann

Hoi Markus, hoi Urs

 

Potzheilandtonner! Da bin ich aber einfach überrascht, welche fachlich kompetente Amtwort in meiner kurzen Abwesenheit Urs aus Gämf auf diese reale Frage von Markus innert kurzer Zeit überlegt und aus trotz unerkennbarer Erfahrung einfach richtig hingetöggelt hat. Chapot und Danke! Ich kann trotz mehrmaligem Durchlesen keine Korrektur anbringen. Eine Ergänzung wäre zuviel. Urs hat das Segelfliegen nicht nur gelernt sondern auch begriffen! Deine Antwort ist genial! Ich glaube, ich brauche keine weitere Erklärungen zu geben. ZahnBasta!

 

Schade, dass du mit Segelfliegen aufgehört hast!

 

Fragen sind trotzdem immer willkommen!

 

Chregel

 

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Schöne Flüge

Christian Thomann

www.sgaarau.ch

 

 

[Dieser Beitrag wurde von Christian Thomann am 09. Juni 2002 editiert.]

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Woowww.... Vielen Dank für die Ausführungen... Jetzt ist mir so einiges klarer Ja Chrisian.. gell es ist doch immer wieder erstaunlich wieviel Fachwissen hier vertreten ist...

 

Viele Grüsse

Markus

 

 

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Danke für die Blumen, Christian.

 

Dass ich aufgehört habe hat mehrere Gründe:

1) Es ist in vielen Gruppen recht schwierig sich als lizenzierter Pilot sozial zu integrieren - als Schüler hat man es da einiges einfacher, da man am Anfang der 'Karriere' dabei ist.

2) Ich bin nicht allzu 'ausdauernd' beim Segelfliegen. Vorallem wenn ich lokal fliege habe ich nach 2-3 Stunden genug. Somit habe ich nie ein Silber C oder einen Fünfstünder gemacht, was bei vielen Gruppen die Voraussetzung ist den Anflugtrichter des Heimflugplatzes verlassen zu dürfen. Und mit der Zeit wird das lokale Segelfliegen langweilig.

OK, mittlerweile hat das Reglement vieler Gruppen geändert - so dass man auf Strecke gehen darf und einfach immer im Anflugtrichter eines Flugplatzes sein sollte. Damit wäre dieses Problem eigentlich gelöst da man trotzdem auf Strecke gehen kann (wenn auch weniger ans Limit)...und dann ist schliesslich auch ein Fünfstünder schnell gemacht.

3) Zur Zeit ist es mir zu zeitaufwendig: Da ich häufig an Wochenenden arbeite habe ich keine Lust jedes freie Wochenende den ganzen Tag am Platz zu verbringen - für ein paar Stunden Flug. Und in der Region Genf hat's keine Plätze mit organisiertem Flugbetrieb unter der Woche.

 

Die Faszination Segelflug habe ich aber immer noch. Vom Feeling her habe ich noch nie etwas so Faszinierendes geflogen - Motorflugzeuge kommen einfach nicht daran...obwohl sie auch ihren Reiz haben.

Ich werde sicher irgendwann die Lizenz wieder machen. Schliesslich ist das schnell gemacht solange man fliegerisch 'à jour' bleibt...spätestens nach der Pensionierung (ist ja schon in 28 Jahren biggrin.gif).

 

 

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Gruess us Gämf

Urs

 

[Dieser Beitrag wurde von ursmunger am 09. Juni 2002 editiert.]

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Christian Thomann

Hoi Urs

 

Ja, ich weiss, es gibt viele Gruppen mi sehr unterschiedlichen Vorstellungen über die "Streckentauglichkeit" von Piloten. Früher, als man den 50er noch auf gelbem Ka8-Holz abverdienen musste, war es ja wirklich noch nicht so einfach wie heute. Da war man ja schnell aus dem Trichter. Heute "muss" man ja mindestens mit LS-4 und einer Gleizahl 40 auch als Einsteiger herumfliegen. Hand auf's Herz, ich fliege auch nicht mehr so nach Trichterregeln. Mit steigender Erfahrung wird man frecher. Nur im Gebirge habe ich noch einen gesünderen Respekt.

 

Wuuaaa! Ab nächsten Sonntag bin ich wieder für zwei Wochen im Breitenförderungskurs in Samedan tätig. Natürlich immer auf dem Sozius. Dafür gibt es aber einen 20 Meter-Janus. Der hat glaube ich eine Gleitzahl 1:45.

 

Gut, das Ausbildungsthema ist ja nicht Streckenflug, sondern "Fliegen im Gebirge" mit Zielrichtung Sicherheit. Es kommen etwa 15 Teilnehmer aus Deutschland und gleichviele aus der Schweiz.

 

"Können sie mir sagen, wie dieser Berg dort heisst?" -

"Wele?" (Welcher?) -

"Danke!"

 

14.gif

 

 

Bis später!

 

 

 

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Schöne Flüge

Christian Thomann

www.sgaarau.ch

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Hoi Christian,

 

viel Spass im BFK. Ich selbst habe noch nie einen gemacht...habe mir das Gebirgsfliegen mehr oder weniger selbst beigebracht - während eines Schulungslagers der SGZ in Ambri und zweimal Saanenlager. Natürlich bringt ein BFK einiges mehr, da man durch einen erfahrenen Gebirgsflieger 'gecoached' wird. Und im Gebirge sich selbst an die Limiten heranzutasten kann sehr gefährlich werden.

 

Ich flog in Buttwil häufig DuoDiscus. Eine Gleitzahl wie der Janus (obwohl schlechtere Schnellflugeigenschaften...logisch, ohne Klappen) aber einiges einfacher im Handling. Kurz, ein Traum zu fliegen...

 

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Gruess us Gämf

Urs

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hoi

 

ich vielleicht den in SAANEN aber es ist noch sicher also vielleicht bis bald

 

holgi

 

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have a nice flight and a good landing

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Christian Thomann

Hallo zusammen

 

Ein BFK tut sicher manchem Piloten gut, auch einem Erfahrenen. wink.gif Es ist sicher kein Bummelfliegen, täglich sind Morgentheorielektionen drin, bis ca 10.15 Uhr. Dann geht in die Plastikeimer, manchmal bis 21.00 Uhr! Zwei Piloten pro Flulehrer, tälich Wechsel! Die Lektionsthemen sind anspruchsvoll: Sicherheit steht weit vorne, Hangflug, Thermikflug, Luftraumüberwachung, Wellenflug, Sauerstoff-Grundlagen (Arzt), -Anwendung, Aussenlandung, Gefahren, Unfälle... sind einige Peaks, welche die Piloten mitnehmen dürfen. Ferner haben sie die Möglichkeit, die begehrte Flugerlaubnis für die nächsten drei Jahre für Samedan ohne weitere Checkflüge ergattern zu können. Das haben noch nicht einfach so alle Teilnehmer geschafft. Dafür sind aber die Instruktoren (Coaches) am Abend umsomehr "geschafft". Aber schön und toll ist es allemal. Der Abend ist ja noch nicht fertig. wink.gif Wirklich angenehmes Klima mit allen Teilnehmern und FL.

 

Den Saaneländer-Janus kenne ich. Ist ja auch ein 20-metriger. Schade, dass ich im Moment keine Polare des Janus mehr greifbar habe. Ich glaube aber, dass nur der 20-metrige gegenüber dem Duo kleine Vorteile hat. Klappenflugzeuge bei Segelliegern sind nicht mehr so das A und O, da es für Piloten ganz einfach recht kompliziert ist. Da verheizt so mancher Pilot einige Gleitzahlen am falschen Moment. Das habe ich im Ventus in > 800 Stunden etwas erfahren (erflogen). Moderne Hochleistungsprofile sind in den oberen Geschwindigkeit bei 160 km/h kritisch. Dort gibt es oft einen Knick. Dafür liebe ich aber beide Flugzeuge in den unteren Geschwindigkeiten, beim engen Thermikkurbeln (Kreisen). Mit dem Duo mache ich oft einigen Koryphaen bei sehr schwacher Thermik, ca. 0,5 m/s einiges vor! "Abtrocknen" sagt man! Den Duo flieg ich am liebsten von hinten, dann gehts auch wie mit einem Einsitzer. Und das ist einfach das schöne, das Feine am Duo, gegenüber dem Janus. Ich mag aber beide Flugzeuge sehr gerne! Der Pilot macht immer die letzten 10% Gleitzahlpunkte aus! Ob's glaubsch oder nöd!

 

Es gibt übrigens auch Flugzeuge, die ich hasse. So zum Beispiel die Superorchidee ASH-25 mit der Gleitzahl 1:60! Klar, da denkst du nich mehr so oft ans Thermiksteigen. Aber, ob man da noch von ...., ja lassen wir's.

 

Wir haben diesen wirklich interessanten Fakt im diesjährigen Wettbeweb im Birrfeld festgestellt, wo wegen versch... Thermik die ASH-25 mit Gleitzahl 60! eben nicht gerade Vorteile hatte und die Duo eben Ränge gut machten.

 

Anyway, ich lasse nach dem BK von mir hören und sehen (Bildli).

 

Gruss

Chregel

 

[Dieser Beitrag wurde von Christian Thomann am 09. Juni 2002 editiert.]

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