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Experiment ohne Paddelstange


DNovet

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Hallo zusammen!

 

Hier mal ein kleiner Erfahrungsbericht...

 

Vor circa drei Wochen hats mich einmal in der Langeweile massiv gepackt und ich hab eines von meinen zwei Venture-Chassis auf Paddelstangenlos umgerüstet.

 

Gehen sollte es, schliesslich fliegen die echten auch ohne, oder wenn, dann meistens höchsten mit Gewichten, nicht mit Paddeln...

Und wie mir ist, sollten die Modelle eigentlich aufgrund der gleichen physikalischen Gegebenheiten fliegen, wie die echten, also sollte es gehen...

 

Was ich von vornherein wusste:

Die Ausschläge müssen neu eingestellt werden. Da die Über-/Untersetzung der Lenkgeometrie über die Paddelstange entfernt wird, ändern sich auch die benötigten Servoausschläge für die selben Blattanstellwinkel.

Das Fliegen dürfte interessant werden. Beim Modellheli wirkt die Paddelstange als mechanischer Kreisel. Unfliegbar kann es nicht sein, da schon eine Menge Leute dies gemacht haben und die Mehrblatt-Rotorköpfe ja auch nicht über eine Paddelstange verfügen (dafür jedoch über mehr Trägheit durch mehrere Blätter).

 

Schaun'mer mal, dann sehn'ma ja, was kommt, sagte ich mir...

 

Also frischfröhlichlockerflockigvomHocker die Paddelstange entfernt.

Erstes Problem: Die Steuerstangen sind nun naütürlich zu kurz, da diese zuvor ja nur bis zur Paddelstange reichen mussten, von da ging mit ganz kurzen dann an die Blatthalten.

Kein Problem, Modellflieger sind ja innovativ...

Das Gasgestänge vom zweiten Chassis hat exakt die richtige Länge und die zweite Steuerstange bauen wir uns aus einer lange und einer kurzen, die über eine Gewindehülste verbunden sind.

Zweites Problem: Die Steuerstangen sind nun lang genug. Aber können unmöglich von der Taumelscheibe an die Blatthalter gehen, da sie an den Befestigungsschrauben des Pitch-Kompensators anstehen.

Hmm...

Innovativ...

Blatthalter umdrehen... Nun ists zwar Vorderkanten anstatt Hinterkanten-Anlenkung, macht aber nix, denn durch den fehlenden Pitchkompensator in der Anlenkung wird der Steuerimpuls nicht mehr umgedreht, dann muss ich die Steuerwikung auch nicht umdrehen. So haben nun die Gestänge eine direkte Verbindung und stehen nirgens an. Was mir noch nicht bewusst aufgefallen ist, sind die Blattbefestigungs-Schrauben in den Blatthaltern, die nun von unten nach oben montiert sind und ein paar Umgänge vorstehen. Dazu später.

Nächstes Problem, der Pitchkompensator muss installiert bleiben, da er gleichzeitig als Taumelscheibenmitnehmer fungiert. Einfach nur Mitnehmer kann er nicht bleiben, da er sonst zu weit runterfällt und der Mitnehmerstift vom Zentralstück aushängt. Also hab ich mit einer Gelenkkugel den Arm des einen links direkt an den Rotorkopf befestigt. Beide gehe nicht, da man damit ja die Taumelscheibe blockieren würde - guess how I know... ;).

 

So, das wärs bereits schon in etwa zum mechanischen Umbau, jetzt gehts an die Steuerung.

 

Und da kommt der nächste Zonk. Der gewiefte Modellpilot misst zuerst seine Ausschläge im Kollektiv und Zyklisch, dann kann er nun nämlich direkt diese Ausschläge reproduzieren. Naja, man lernt nie aus...

Anstatt nur mit Dualrate die Ausschäge zu reduzieren hab ich mit dem Taumelscheibenmixer die entsprechenden Funktionen von den normalen 61% auf 30% reduziert. Zusätzlich habe ich massig Expo eingestellt, man weiss ja nie...

Leider hab ich die Pitchlehre grade im Auto und somit nix zur Hand, naja, man schätzt nun halt die Werte...

 

So, alles eingestellt und raus auf die grosse weite arschkalte Welt...

Södele, schön hovern, abstellen, sofort zyklische Ausschläge erhöhen, da hats ja fast keine Steuerwirkung. Und dann könnte man noch den Vergaser zwei klicks weiter schliessen, bei der Kälte. Also hingelatsch und wie üblich flache Hand auf den Rotorkopf um diesen zu bremsen. *raps-raps* OUCH!!! Was zum Geier verkratzt mir den da so ziemlich schmerzhaft die Hand? Zonk. Der aufmerksame Leser erinnert sich an die Schrauben der Blatthalter. Also ists in Zukunft nix mit abbremsen des Rotors...

Wieder schweben, nochmals abstellen und sofort Expo rausnehmen, Ausschläge wären schon ned schlecht, aber um die Mitte ist das ja viel zu lahm... Wieder schön hovern, ja schon besser, das torkelt nicht mehr wie besoffen, dürfte aber noch mehr Ausschlag im Zyklisch haben, Kollektisch scheint genau richtig... He, warum dreht das Heck plötzlich weg? AARGH...!!! Schnell aus Kniehöhe eher gewalttätig abgestellt, Motor aus.

Inspektion.

Heiligsblechle, das verdammte Heckrohr hat ein weiteres mal seine Position aufgegeben und damit die Riemenspannung für den Heckrotor auf praktisch Null reduziert. Warte nur, dir geb ich saures mit Stellschrauben... Wo hab ich denn das Werkzeugset? Aargh... Im Bastelraum... Na gut, dann pack ichs halt zusammen und... Moment... Warum macht das Heckservo kein Wank mehr? Und überhaupt alle Servos eher lahm im Gang, das eine tut eigentlich gar nicht mehr?

Naja, wenn man neugekaufte Akkus zwecks Kontrolle erst mal cycled, dann sollte man nicht nur entladen, sondern auch wieder laden, also Ultraschwein gehabt, ich könnt mich ohrfeigen...

 

Also gaaanz ruhig und gelassen wieder zurück in den Bastelraum, alles wunderbar instandstellen, doppelt überprüfen, Stellschrauben nicht angezogen sondern angemurkst, Akku ans Ladegerät und nach Hause.

In einer Woche dann...

 

Diesmal war der Akku geladen... ;) Irgendwie schwebt sich das Ding nun wie auf Eiern. In meiner Erinnerung definitiv gleich aufwendig wie der SJM-400, den ich hatte... Ein bisschen Vorwärtsfahrt aufnehmen, nach 5m bäumt er sich auf und schwebt rückwärts, weiter zurück als man begonnen hat, bäumt wieder nach vorne auf, und weiter gehts... Es ist noch viel extremer als bei "normalen" Heli's, dass man wissen muss, wann nur ganz fein zu korrigieren, und wann eine Schnauze voll reinzuhauen. Vorwärtsflug ist durch das stark vergrösserte Aufbäummoment sehr gewöhnungsbedürftig, wie's beim JetRanger auch sein soll, wird er ab einer bestimmten Geschwindigkeit (gegenüber Schweben) sehr stabil, fast wie ein Flächenflieger.

Stick auf Neutral bedeutet nicht mehr automatisch keine Roll- und Nickrate, sondern wie in real verschiebt sich dieser Nullpunkt. Anspruchsvoll, aber auch faszinierend.

 

Das ganze Flugverhalten resultiert eben auf dem entfernten mechanischen Zweiachs-Kreisel, auch bekannt als Paddelstange.

 

Vorteile:

- Mehr Leistung. Aber bitte keine Verdopplung der Flugleistung erwarten! Man merkt aber das mit den selben Gaskurven definitiv mehr Drehzahl vorhanden ist als ohne, die Drehzahl bricht unter Belastung auch nicht mehr so stark zusammen wie zuvor. Dies daher, da der aerodynamische Luftwiderstand der Paddelstange weg ist. (Gemäss Mikado - Hersteller V-Stabi - sollten *bis* zu 15% mehr Leistung vorhanden sein...)

- Frei einstellbare zyklische Drehraten. Der Venture30 hat im Original durchaus genug Leistung, aber durch den beschränkten Ausschlag der Paddelstange ist er wirklich lahm in Sachen Roll und Nick. Einmal rumrollen benötigt durchaus eine Sekunde. Tönt zwar kurz, aber wenn man den Heli so langsam im Himmel drehen sieht, ists plötzlich elend lang... Nun ist er wendig wie nur etwas. Und durch die etwas grössere Leistung verträgt er diese grösseren Zyklischen Ausschläge auch ohne Problem.

- "The Coolness Factor". Der Rotorkopf sieht irgendwie "rein" aus, auch kommen diese verdammten Paddel nicht mehr immer in den Weg und versuchen einem die Augen auszustechen oder das Gesicht zu verkratzen oder einfach sonst ein Chlapf auf den Kessel zu geben, wenn man mal was genauer am Chassis beäugen will... ;) Der Ton des Heli's hat sich massiv geändert, das typische Teppichklopfen tritt jetzt sehr oft auf - wenn natürlich auch in einer Freuquenz von ca 1700RPM eher als "Blattfurz" anstatt wie beim realen mit ein bisschen über 300RPM als "Blattklopfen" zu bezeichnen, aber dennoch, es ist häufig da und tönt saugeil... :)

 

Nachteile:

- Der Venture ist keinesfalls mehr ein Anfängerheli. Wo er zuvor ein wirklich guter Schwebetrainer war, ist er jetzt ein anspruchsvoller Rundflug und Akroheli mit vorbildgetreuem Steuerverhalten. Besonders im Schweben ist er instabil geworden und reagiert stark auf Wind und böen. Dies würde sich zwar mit Elektronik wie zum Biespiel den "CycLock" von CSM oder gar dem "VStabi" von Mikado beheben lassen, frage ich allerdings frech in die Runde, wer denn unbedingt ein Heli modifizieren und giftig machen will um ihn dann mit 999€ teurer Elektronik wieder zu zähmen? Wenns denn unbedingt sein soll, kann ich die 999€ gerne für diejenige Person auch so vernichten... ;)

 

Leider hat die Digicam ein weiteres mal gegen mich gespielt und jeweils den Hintergrund perfekt scharf gestellt, nicht aber den Rotorkopf, weshalb es vorerst nur ein Bild gibt, weitere folgen...

 

closeup.jpg

 

Vielleicht noch ein paar Worte von meinem zweiten Testpilot Consti?

 

Liebe Gruess,

 

Dani

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Morga!

 

Mir sind vollgende Dinge aufgefallen:

Am Anfang sehr schwammig, bzw. immer Schwammig. Nur bekommt mans mit der Zeit in den Griff und das Ding lässt sich sehr genau in der Luft positionieren (Kufen Dingens auf nehmen, verschieben, abstellen).

 

Bis zum "Translation Point" nur mit relativ vielen Korrekturen ruhig zu halten, dafür ab einer gewissen Geschwindigkeit schön Ruhig, jedoch neigt er je höher die Geschwindigkeit, je mehr auf immer die gleiche Seite zu Rollen. (weiss nicht mehr genau welche)

 

Ansonsent WUNDABOOOOOOOAR :D Macht Lust auf mehr. :007:

 

 

gruess Consti

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Södelejetzetlesoso...

 

Und hier noch die versprochenen Photos...

 

Einmal von vorne, die improvisierte Lenkstange direkt im Bild...

closeup03.jpg

 

Einmal von hinten, mit direkter Sicht auf die Lenkstange, die den ehemaligen Pitch-Kompensator auf Höhe hält, welcher nurmehr Taumelscheiben-Mitnehmer ist...

closeup05.jpg

 

Und wie das ganze vorhin aussah sieht man hier...

closeup07.jpg

 

Und das ganze noch 90° gedreht...

closeup09.jpg

 

Ich hoffe, ich konnte den einen oder anderen Anstoss zum Experiment geben, denn was ich sehe, wird in der Schweizer Szene viel zuviel typisch schweizerisch "me chönnt, me sött, me müsst..." diskutiert, aber viel zuwenig vom diskutierten mi ernsthafter Absicht umgesetzt...

 

Frisch-fröhlich-locker-flockig vom Hocker gemäss dem Motto:

Alle sagten, das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht, und tat es trotzdem...

 

Liebe Gruess,

 

Dani

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... der gab ihn mal weiter, und der konnte es dann :p :D

 

 

passt irgendwie grad :d

 

 

gruess Consti

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Wenn ich denn mal meinen Eco gegen was neues tausch, werde ich mich deines Berichtes entsinnen und was ähnliches versuchen... spasseshalber...wenn ich dann mal Zeit hätt, oder wie war das noch mal???

 

Gruss

LB

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  • 4 Wochen später...

HAllöchen

 

So hab jetzt schon mehrere Liter verflogen und habe mal so ausgetestet was ich und der Heli so alles kann.

 

Loopings fliegen geht ohni Probleme, jedoch bin icht noch nicht so geübt darin und es werden eher so Eckige dingens.

 

Rollen fliegen sich ebenfalls wunderbar, da der Heli schön Agil reagiert.

 

WingOver mit 180Grad und 540Grad Drehung gehen auch Super.

 

Für einen längeren Rückenflug sowie "Schweben" muss ich erst noch das Gas-Pitch Verhältnis anders Mischen.

 

gruss Constantin

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