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Segelfliegen, der ideale Wintersport...


gacond

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Es gibt Leute, denen muss man glauben, auch wenn deren Ideen teilweise komisch klingen. Das letzte Mal als wir gelacht haben, als besagte Person von Föhn und Fliegen erzählt hat, wurden wir mit einem, in der Zwischenzeit wohl der ganzen Segelflieger-Schweiz bekannten Flug eines Besseren belehrt. So kam es, dass am Tag vor Silvester in einer Skibeiz die Idee aufkam, die prognostizierte Föhnlage nach Neujahr fliegerisch zu nutzen.

 

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich normalerweise mit allen Mitteln dagegen wehre, meinen Wecker mit einer Weckzeit mit einer 5 am Anfang zu füttern. Unter diesen speziellen Umständen machte ich aber eine Ausnahme. Der Wecker verrichtete seinen Dienst natürlich wie gewohnt und der kleine Konvoj, bestehend aus zwei Autos und einer Röhre machte sich auf den Weg von Rüti nach Schänis.

 

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Auf dem Flugplatz angekommen, mussten wir schmerzlich feststellen, dass so ein spontaner Winterflugbetrieb doch ein bischen mehr Vorbereitung bedingt hätte. Denn der erste Blick in den Hangar zeigte, dass zwar ein Duo montiert war, aber blöderweise nicht der, der eingelöst war. Nach der Montage zwischen den abgestellten Anhängern im Hangar machten wir eine weitere Entdeckung. Die Gruppenflieger wurden bereits auf die neue Loggeranschlussbuchse umgebaut aber es existierten noch keine passenden Anschlusskabel. Dies war insofern ärgerlich da ich meinen privaten Colibri zuhause gelassen habe, da ich im Föhn nicht unbedingt zusätzlichen Ballast wie den Backuplogger mit Batterie dabei haben wollte. Naja, dann halt old-fashioned... Wir könnens ja auch ohne GPS!

 

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All den Problemchen trotzend, zog die bewährte XU Lüütis Discus 2 um ca 08.30 in den Himmel. Der Schäner Duo mit mir und dem leider leicht ledierten Haasen auf dem Rücksitz folgte dann gute 20 Minuten später.

 

Was danach folgte lässt sich besser mit Bildern beschreiben:

 

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Walensee im Morgenlicht. Hinter dem Schäner konnten wir von den 1600m Klinkhöhe auf gut 2300m steigen.

 

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Diese Bilder rechtfertigen das frühe Aufstehen. Nicht nur optisch war es spannend: Der Föhn bescherte und am Gonzen sagenhafte 7.7m/s steigen. Natürlich geht es auch andersrum, so hatten wir im Schlepp teilweise bis zu 3m/s sinken.

 

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Hier grinst er noch... Leider spielte der ledierte Magen meines Copiloten nach kurzer Zeit nicht mehr mit. Dieser Magen hat zwar schon einige Föhnflüge auf dem Buckel, wurde aber durch eine Verletzung und deren Behandlung leider ein wenig in Mitleidenschaft gezogen und erwies sich mommentan als eher schlecht Föhntauglich. Dieser Umstand bewegte uns dazu, nicht viel Risiko einzugehen und in der Region Prätigau nicht weiter zu fliegen, sondern in Platznähe zu bleiben. Wir hatten sowieso keinen Logger dabei und auch der Föhn war nicht wie gewohnt sondern spielte uns auch den einen oder anderen Streich.

 

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Als die "internen Probleme" schwerwiegender wurden, entschieden wir uns noch ein wenig in der Welle rumzusurfen und dann nach gut zweieinhalb Stunden wieder nach Hause zu fliegen. Hier einen Blick ins Mittelland aus gut 3800m.

 

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Noch zwei Schäner wollte den Föhn nutzen. Leider scheiterte ihr Vorhaben an ähnlichen Gründen wie unseres.

 

Als wir um die Mittagszeit unseren Duo wieder zurück in den Hangar stellten, erreichte uns eine Nachricht. Nicht nur wir hatten Pech... Auch der Föhnspezialist musste sich beim Rückflug bei Landeck geschlagen geben. So brachen wir zu Land auf, den gestrandeten zurück zu holen.

 

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OLC

 

Auch wenn unser Flug streckenmässig nicht wahnsinnig ergiebig war, hat sich die Aktion durchaus gelohnt. Zum einen wurde die allwinterliche Flugentzugsdepression ein wenig gebremst und zum anderen werden die Eindrücke dieses Fluges noch länger im Gedächnis blieben. Und wenn es nur die Kalten Füsse sind, die trotz mehreren Sockenschichten und langen Unterhosen praktisch tiefgefroren wurden.

 

Gruess Silvan

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WOW, ich bin beeindruckt, so etwas würde ich auch sehr gerne mal erleben, das muss echt toll sein!

Ich sehne den April ja schon fest herbei, damit auch ich mal wieder Segelfliegen kann.

 

Klasse Bericht, vielen Dank! :)

Steffi

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Hallo Silvan

 

Wunderbare Bilder, vielen Dank für die Impressionen. Du hast ja so Recht, auch im Winter kann es manchmal wunderbar sein zum Fliegen. Wenn man denn die Kälte aushält. Und ab und zu funktioniert es sogar bei uns im Unterland. Vor 3 Wochen hatte ich mit der LS-4 unseres Vereins die Möglichkeit die Bisenwelle im Reusstal kennenzulernen. Nach 1.5 Stunden musste ich allerdings mit steifen Zehen das Flugzeug landen.

 

Gerne teile ich meine Eindrücke von dem damaligen Tag, in der Hoffnung, dass es vielleicht auch auch andere in den Fingern juckt, mal mit der dicken Winterjacke ins Segelflugzeug zu steigen.

 

 

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Langsam von hinten anschleichen...

 

 

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Psst, ganz ruhig, ich glaube, die Welle hat uns noch nicht gesehen...

 

 

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Juhuu, endlich an der Sonne!

 

 

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"Say cheese!"

 

 

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Schade, ich muss wieder nach Hause. Es ist einfach sooo kalt.

 

 

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Unvergesslich!

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