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FS9 Mit der "X" in den hohen Norden


Flooo

Empfohlene Beiträge

Hallo zusammen:),

 

da ich die gute alte Zeit der langen Screenshotstories (mit genialen Berichten von Tis, blackswan, Holger Kistermann und und und...) ein wenig vermisse, habe ich mir gedacht, ich probiers mal wieder mit einer kleinen. Ich hoffe, sie gefällt euch. Viel Spaß!

 

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Portland-Troutdale Airport (KTTD), Portland, Oregon

 

Kühle Stille umgibt uns an diesem Morgen auf dem Troutdale Airport im Osten Portlands in Oregon. Nur vom frühmorgentlichen Verkehr auf dem Columbia River Highway südlich des Airports dringt das monotone Rauschen der Motoren, gelegentlich vom fernen Hupen unterbrochen. Während die Pendler aus den umliegenden Vororten Portlands auf dem Weg zur Arbeit im Downtown Distrikt im Osten der Stadt am Wilamette River sind, bereiten wir unsere Cessna Citation X auf den dreistündigen Flug in den hohen Norden nach Anchorage vor. Wir Piloten, das sind Ed Coleman und ich, Anthony Brown, sind bereits vor einer halben Stunde mit der Metro am Troutdale Flughafen angekommen, haben uns im kleinen Dispatch Office der aufstrebenden Troutdale Executive Services bei einer Tasse heißem Kaffee vom verschlafenen Dispatcher unseren Flugplan, das Wetter, Dokumente zur Betankung und die TP Charts aushändigen lassen und dann uns mit einem netten Gruß hinaus aufs dunkle Vorfeld gemacht um unsere Cessna einer ersten visuellen Inspektion zu unterziehen. Diese Aufgabe überlasse ich Ed und steige schonmal in den Business Jet ein, um APU und Avionics anzuschmeißen und das FMS zu programmieren.

 

Unsere Route heute:

KTTD DCT OLM J54 TOU J523 YZT J502 ANN J195 BKA DCT LAIRE STAR PANC

 

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Unsere Kunden heute sind zwei Brüder aus Portland Meadows, erfolgreiche Unternehmer und Anteilseigner an der Oregon Steel Corp., mit deren Vorstand sie heute am frühen Nachmittag eine Rede in Anchorage anlässlich der Eröffnung eines neuen Logistikzentrums halten werden. Mit dabei wird ein Sekretär sein, eine wichtige Info für meine Weight&Balance Berechnungen. Die beiden Brüder sind wohl bekannte und geschätzte Bürger in Portland und hatten in den lokalen Medien neulich mit einer großzügigen Spende für das Portland Art Museum Aufsehen erregt. Aus Gründen der Diskretion kann ich hier freilich nicht ihre Namen nennen, sie sollten jedoch wohlbekannt sein. Ich nenne sie hier Solomon und Andrew Bennett, ich empfinde die Namen als passend zu ihrer mächtigen Statur. Die drei Passagiere sollen laut Dispatcher in etwa einer knappen halben Stunde eintreffen, bis dahin sollte unsere Citation abflugbereit konfiguriert sein. Nicht umsonst haben sich unsere Kunden für einen der schnellsten Business Jets der Welt entschieden. Da wir drei Stunden Flugzeit nicht überschreiten sollten, programmiere ich das FMS auf einen zügigen Cruise Speed von Mach 0.87 auf Flight Level 460, was in etwa 14 Kilometern Reiseflughöhe entspricht.

 

Mittlerweile hat Ed neben mir auf dem Sitz des First Officers Platz genommen, sein Jackett verstaut und sich die Abflugkarten zurechtgelegt. Wir haben noch etwas Zeit, briefen jedoch schonmal die Departure, für die wir bereits per Funk die Clearance erhalten haben. Starten werden wir von der Runway 25 Richtung Westen und auf 900 Fuß Höhe nach Norden Heading 320° abdrehen, ich habe das mit rotem Filzstift markiert, um direkt zum Battleground VOR zu fliegen. Die Abflugroute wird uns über Fairview Lake und dann über den ruhigen, breiten Columbia River und Government Island führen. Ich vermute aber, dass wir nicht viel mehr als tausende von Lichter sehen werden. Da wir heute keine Altitude Restrictions haben, planen wir für den Autopiloten VNAV und FLC ein und rechnen damit, nach ca. 25 Minuten an der Grenze zu Kanada unsere Reiseflughöhe erreicht zu haben. Ed gibt zu allem sein Okay, wir machen es uns noch etwas wärmer und tauschen noch ein wenig Neuigkeiten über Familie und Baseball aus.

 

Die Abflugroute habe ich mir auf dem Papier mit rotem Filzstift markiert.

 

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Bald treffen die Bennetts und ihr Sekretär ein. In der Limousine rollen sie aufs Vorfeld und nach dem Austausch kurzer Höflichkeiten und einem schnellen Sicherheitsbriefing starten wir die beiden Rolls-Royce Triebwerke, die sich mit schrillem Gehäule zum Dienst melden. Zehn Minuten vor geplanter Off-Blocks Time rollen wir in Richtung Startbahn zwo fünf.

 

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Der Start verläuft unspektakulär, sofern die 30 Kilonewton Schub aus den Triebwerken unspektakulär sein können. Ich bin Pilot flying und mein Kollege Ed sagt mir V1, Vr an. Nachdem das Fahrwerk eingezogen ist, schalten wir bereits den Autpilot im HDG und FLC Mode hinzu und drehen nach Norden ab. Fasziniert beobachten wir die schier endlose Lichterkette auf dem Columbia River Highway nach Westen, die sich wie eine langsame Ameisenstraße durch den urbanen Großstadtjungle schlängelt. Das TCAS hat so früh am Morgen noch nichts zu meckern und mit 245 KIAS und 2300 ft/min climb rate rasen wir dem Sternenhimmel entgegen. Die Triebwerke begnügen sich nun mit monotonem Pfeifen.

 

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Schon bald heißt es Landinglights Off und Seat-Belt-Signs Off. Das FADEC hat die Kontrolle über den Throttle übernommen und liefert uns die nötige Power für den Anstieg auf 14 Kilometer Höhe.

 

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Wenig später ruft Ed bei FL180 „Altimeters“ und wir setzen 29.92 in.Hg auf unseren PFDs. Bald werden wir die USA verlassen und die Westküste Kanadas hinauffliegen. Unterdessen zeigen sich bereits die ersten Sonnenstrahlen am Horizont und versprechen einen bezaubernden Sonnenaufgang über den Rocky Mountains.

 

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Während hinten der Sektretär der Bennetts an der Kaffeemaschine herumfummelt, ist es für uns an der Zeit, den Treibstoff zu überprüfen. Da hier alles nach Plan verläuft, kletter Erik gebückt aus seinem Sitz und begibt sich nach hinten in die Kabine, um unsere Kunden über den Flugverlauf zu informieren und ein paar freundliche Worte zu wechseln. Ich werfe einen kurzen Blick in den Oregonian und gönne mir zwei Müsliriegel und einen Schluck Tee aus der Thermoskanne aus meinem Pilotenkoffer. Besondere Wetteraktivitäten kommen uns auf unserem heutigen Flug nicht in den Weg, glaubt man zumindest den Vorhersagen. Allerdings könnte es in Vancouver ein wenig schneien. Anti-Ice wird also sehr wahrscheinlich auch beim Landeanflug eingesetzt werden.

 

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FL460 und 0.85 Mach sind erreicht, der Fuel Flow stimmt. Wir können den Sonnenaufgang im Cockpit genießen und uns Gedanken über unseren Layover in Anchorage machen.

 

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Die nächsten eineinhalb Stunden vergehen wortwörtlich im Flug. Zügig zieht unter uns die bergige Küste Kanadas vorbei. Hin und wieder können wir kleine Dörfer am Ufer weit unter uns entdecken, die Wolkendecke verdichtet sich jedoch immer mehr und so zeigen sich bald nur noch kleine Inseln und Landzungen, wenn die Wolken für kurze Zeit aufreißen.

 

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In der Kabine ist alles ruhige. Als ich mich vorbeuge, sehe ich Solomon Bennett mit geschlossenen Augen und einem Kopfhörer aufgesetzt in seinem Sessel versunken, während sein Bruder in einer Hand die Financial Times, grübelnd aus dem Fenster blickt und der Sekretär sich etwas auf einem Notitzblock notiert. Die Sektbar blieb unangetastet, genauso wie das Inflight Entertainment System.

 

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Für uns im Cockpit ist es nun an der Zeit, den Anflug zu briefen. Wir haben bereits die Clearance für die KEYLE ONE STAR via LAIRE für den Ted Stevens Anchorage International Airport (PANC) erhalten und überprüfen die vorgespeicherten Waypoints und Altitude Restrictions des FMS mit den uns vorliegenden Papierdokumenten. Der Controller teilt uns mit, dass wir mit einem ILS auf die 07R in Anchorage rechnen können, es jedoch witterungsbedingt zu einem Swing-Over auf die 07L kommen kann. Wir nehmen das zur Kenntnis und fordern Descent an, der uns auch sogleich genehmigt wird. VNAV und VPTH sind aktiv und gewähren uns ein genaues abfliegen der STAR. Wir reduzieren auf 220 KIAS, informieren unsere Passagiere über den anstehenden Sinkflug und schalten die Seat-Belt-Signs an. Im 3.0° Descent geht es gemütlich abwärts Richtung Anchorage.

 

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Der Anflug über den Lake George Glacier und Rabbit Creek verspricht spannend zu werden. Wir kennen Anchorage schon für seine wunderschön bergige Landschaft, die uns jedes Mal den Atem raubt und so sehen wir dann tatsächlich bald schon die zahlreichen Flüsse, Seen und schneebedeckten Berge weit unter uns.

 

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Da wir uns Anchorage von Osten nähern und Gebirge überfliegen, werden wir ein genaues Auge auf die Einhaltung unserer Altitude Restrictions haben und uns nicht zu sehr von der Szenerie ablenken lassen. Ein paar Fotos mit Ed's kleiner Digitalkamera möchten wir aber zum zeigen für unsere Familien schon machen.

 

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Bald schon heißt es wieder „Altimeters!“ und wir drehen den Baroknopf bis an unseren PFDs 29.92 in.Hg zu sehen ist, stellen bereits NAV2 auf die ILS Frequency und drehen den Course ein. Unter uns rauschen Nadelwälder, wilde Bäche und steile Felswände vorbei. Unsere Citation donnert über unberührte, wilde Natur. Auch unsere Passagiere sind von dem Spektakel sehr angetan. Zumindest der Sekretär lehnt mit der Schulter an der Scheibe und blickt auf die Wildins unter uns herab.

 

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Bei 8000 Fuß brechen wir in die Wolkendecke vor uns ein und die Sicht verschlechtert sich schlagartig. Im Cockpit bereiten wir uns auf den Anflug vor. Die Lichter und Anti-Ice werden angeschaltet. Wir blicken kaum noch nach draußen. Funk und Navigation beschäftigen uns jetzt. Der Approach cleared uns schon jetzt fürs ILS 07L, welches auch schon identified ist.

 

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Wir sind auf 1600 Fuß abgesunken und schweben unter der Wolkendecke über dem regungslosen, tiefblauen Wasser dahin. Unter uns kreuzt eine weiße Fähre nach Anchorage den Weg, von hier oben scheint sie sich kaum zu bewegen. In einer letzten Rechtskurve drehen wir auf HDG 010 ein, um dann den Localizer zu intercepten. Der Funkverkehr nimmt zu und der Approach fädelt uns geschickt in eine Lücke zwischen anfliegenden Frachtern ein. Wir gehen die letzten Details zur Landung durch und Ed bereitet die Approach Checkliste vor. Hinten blickt Andrew Bennett auf die sich kräuselnden Wellen 500 Meter unter ihm und wirkt noch immer sehr nachdenklich. Solomon nickt mir freundlich zu, in der Kabine scheint alles bereit für die Landung.

 

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Gleichzeitig höre ich von Ed „Localizer Alive“ und wir drehen auf unseren endgültigen Landekurs ein. Ich lehne mich ein wenig nach vorne und beobachte auf dem PFD Glaspanel, wie die Citation X den Localizer einfängt. Wenig später tönt es „Glideslope alive“ und ich ziehe die Schubhebel ein wenig zurück. Wir beginnen unseren finalen Sinkflug. „Runway in sight!“

 

Bei „One Thousand“ überprüfen wir nochmal alle Landeeinstellungen. Wir sind stabilized auf dem ILS, sinken mit Vapp von 112 KIAS, die Klappen sind auf 35° eingestellt, Spoilers armed. Es passt alles. Ich schüttele noch einmal kurz meine Schultern aus und deaktiviere dann den Autopiloten. Es ist windstill hier oben in Alaska und die Cessna fliegt sich wie Butter, reagiert auf jeden kleinsten Steuerinput äußerst exakt. Im Headset höre ich „November Charlie Tango, cleared to land runway 07L, wind is calm.“

 

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Kurz vor dem Touch-Down setzt der Schneefall ein, behindert aber meine Sicht kaum. Bei „Minimums“ rufe ich „Landing“. Sanft setzt die Citation auf der Center Line auf. Die Rolls-Royce heulen auf, als ich den Umkehrschub aktiviere. Die Piste ist sehr lang und wir können unseren Jet gemütlich ausrollen lassen.

 

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Langsam biegen wir auf den Taxi-Way ein schalten den Transponder und TCAS auf Standby und löschen die Landing Lights. Ed beugt sich nach vorne und dirigiert mich mit Hilfe seiner Flugplatzkarten zum GA Apron, unseren Parkplatz erkennen wir schon von weitem an der schwarzen Limousine daneben, an der der Fahrer in dickem Pelzmantel lehnt und mit verschränkten Armen beobachtet, wie wir langsam anrollen.

 

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Ed springt nach hinten und verabschiedet sich von unseren Passagieren, ich winke zum Gruß mit einem Lächeln nach hinten, Andrew Bennett winkt mit seiner zusammengerollten Zeitung zurück, duckt sich ein wenig und steigt über die Treppe nach draußen. Ed reicht allen die Hand, während ich die Triebwerke herunterfahre, die mit tiefem Schnurren verabschieden. Die Shut-Down Checkliste ist schnell druchgegangen und wir packen unsere Sachen. Mit einem letzten Klopfen auf den Sitz sage ich der Cessna „Tschüss“ und verlasse mit Ed das Flugzeug.

 

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Auf dem Weg zum GA Terminal schnürt Ed seinen Mantel enger zu, zündet sich eine Zigarette an und bläßt den Rauch gemächlich in die Morgenluft.

„Weißt du, was ich mach', wenn ich in Rente bin?“, fragt er, ohne mich anzuschauen.

Ich zucke mit den Schultern.

„Ich kauf mir ein Häuschen hier oben, irgendwo bei Rabbit Creek, an einem stillen, einsamen See.“, er deutet mit der Hand in die Ferne „für meine Frau und mich.“, fügt er hinzu.

Ich nicke nachdenklich und folge ihm in das geräumige Terminal.

 

 

 

 

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Soo, das wars. Ich hoffe euch hat die kurze Story gefallen. Hier sind noch die wichtigsten Addons aufgelistet:

 

Payware:

- Cessna Citation X (Eaglesoft)

- Flightszone 02 Portland (Flightscenery)

- Alaska Cinematic Vol. 1 (Georender)

 

Freeware:

- HDE SunGlow von Pablo Diaz (Link) (Geniales Texturen-Set für den Himmel, wirklich sehr empfehlenswert!)

- Anchorage Ted Stevens V5 von William Morgan (avsim.com)

- Viele weitere kleine Texturaddons aus dem WWW.

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Schöner Bericht, schöne Bilder, freut mich :-)

Was sind das denn für Nightlight-Texturen?

 

Sieht ja hammermässig aus...

 

 

Grüße von Bernhard, der grad am FluSi "tunen" ist...

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Hey danke euch für die Antworten:), freut mich sehr dass es gefallen hat.

 

@Bernhard: Die Nachttexturen sind im Flightzone Portland Paket dabei und dementsprechend leider auch nur in dem Bereich sichtbar, den die Szenerie abdeckt.

 

Mal schaun, vielleicht hab ich ja irgendwann nochmal Lust einen zu machen.. :)

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