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Sind Piloten die besseren Geographen?


reverser

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Hallo allerseits:

Würde sagen ja: sass eines Tages am Fensterplatz, auf einem Flug von Griechenland zurück in den Norden.

"Guck mal! Da unten, das ist die Donau", sagte ich zu meiner Frau. Zu meiner Überraschung drehte sich der Passagier auf dem Vordersitz um, um mir mit leicht indignierter Miene zu erklären, dass ich da falsch läge und das unmöglich die Donau sein könne. Welcher Fluss es genau war, konnte er mir auch nicht sagen, was ihn aber nicht davon abhielt, auf seinem Standpunkt zu beharren.

Ich weiss es bis heute nicht, genauso wenig wie ich all die namenlosen Flüsse, Kleinstädte, Flugplätze, Berggipfel ausmachen kann, die bei wolkenlosem Himmel unter mir vorbeiziehen. Ab und zu ein Erkennungsmerkmal, ja; hier der Bodensee, dort der Mt.Blanc, da kommt Wien und ja, das hier ist die Donau.

Aber mir  bleibt, geographisch gesehen, vieles fremd.

Nicht so dem Piloten - im Gegensatz zum Durchschnittspassagier kann er es mit jedem Geographielehrer aufnehmen, würde ich meinen.

 

Oder liege ich da falsch?

 

Gruss

Richard

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Da könntest du falsch liegen. Es gibt solche die jeden Gipfel der Alpenkette kennen plus Durchschnittstemperatur der Seen... und es gibt Leute wie mich. Aber mein Vorteil ich kann auf dem Bildschirm zumindest die airports nachgucken.

 

Gruss Flo

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Ich persönlich interesse mich für solche "Dinge". Ich zeichne idR jeden Flug auf und forsche nachher mit GoogleEarth und Wikipedia (uA) nach, um was es sich denn genau handelte.

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Wir haben da ganz praktisch einen digitalen Atlas am electronic flight bag. Da kann man wunderbar seine Route nachverfolgen und die Karte mit dem Flugverlauf weiterbewegen. 

Piloten haben da eben den Vorteil, dass die ziemlich oft über die selbe Gegend fliegen. So mag geografisches Wissen auf den ersten Blick erstaunlich wirken, aber wenn ich die Woche zwei Mal über die Alpen fliege kann ich dir natürlich vieles über Pässe, Dörfer und Berggipfel erzählen. 

 

Ich denke, generell haben viele von uns auch ein gewisses Grundinteresse an der Geographie. Immerhin verbringen wir unsere Arbeitszeit auf Reisen. Wäre ja schon fast traurig, sich da ignorant zu geben. 

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Ich vergesse Routen die ich mal geflogen bin eigentlich kaum, markante wie im Gebirge auch nicht nach Jahren.

 

Das sind aber mehr visuelle Bilder "Hier warst Du, da bist Du lang".

 

Die Namen der Orte, Berge, Flüsse, ... weiß ich dagegen kaum.

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Ich vergesse Routen die ich mal geflogen bin eigentlich kaum, markante wie im Gebirge auch nicht nach Jahren.

 

Das sind aber mehr visuelle Bilder "Hier warst Du, da bist Du lang".

 

Die Namen der Orte, Berge, Flüsse, ... weiß ich dagegen kaum.

Ja, kann ich nur zustimmen: All diese markanten Orte, die man sich merkt, ohne Worte.

 

"Hier warst Du, da bist Du lang":

 

Es gibt so viele Arten, wie sich Menschen artikulieren.

Bin ich immer wieder fasziniert davon.

 

Richard

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Wenn man sich mal eine Enroute Chart anschaut wird man sehen, dass man nichts sieht. Im Idealfall kann man erkennen welches Land man überfliegt und wo die nächst größere Stadt liegt. Alles andere sind willkürliche Luftfahrt - Straßennamen wie UA457 oder Punkte an denen sich die Routen kreuzen wie MEBAK, LUNIK oder RILAX... Außerdem kann man sehen wo hohes Gelände ist, damit man im Fall eines Notsinkfluges einigermaßen weiß ab welcher Höhe die Berggipfel kommen..

 

Das heißt, der Pilot sollte jederzeit wissen wo der nächste für ihn sinnvoll anfliegbare Flughafen um die jeweilige Position liegt den er im Notfall ansteuern kann und wie die "Terrainsituation" auf dem Weg dort hin aussieht. Dazu kommt die Einordnung des "Notfall Flugplatzes" je nach Dringlichkeit des Problems. Bei Feuer an Bord muss schnell die nächste Möglichkeit angesteuert werden die halbwegs landbar ist - bei einem Herzinfarkt an Bord muss man überlegen wo könnte die medizinische Versorgung gut sein.. etc.. Dazu immer natürlich im Blick haben wie das Wetter jeweils vor Ort ist.

 

Wie Flüsse, Seen oder Gebirge heißen ist nicht relevant... Aber in der Tat gibt es einige Kollegen die an den Geographielehrer herankommen.. ;-)

 

Ich nutze seit kurzem auf dem Ipad MAPS.ME. Das ist eine kostenlose Open Source Offline Karte mit extrem detailreicher Karten bis hin zum Grundriss der Häuser, Restaurant Namen etc.. Weltweit. Das Gebiet in dem wir so rumfliegen von Skandinavien bis Cap Verden - Ägypten - Moskau - also etwas mehr als Europa benötigt ca 15GB an Kartenmaterial.. Mit der Position die das Ipad auch im Flugmodus in 12 KM Höhe erkennt ist maps.me das APP auf das ich immer gewartet habe! Dazu ein Offline Wikipedia APP und man ist immer beschäftigt :-)

 

 

 

Berni

Bearbeitet von Berni
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Es ist keine 30 Jahre her, da musste man zur Segelflugprüfung noch (Mittel-)Gebirge, Flüsse, Kanäle, etc. auswendig lernen und in einer blinden Karte eintragen können. Die Zeiten sind vorbei.

 

Daher gilt, was schon viele vorher geschrieben haben: Wer ohnehin einen Faible für Geographie hat, kann das im Cockpit wunderbar ausleben und wird viel sehen und lernen. Wer das nicht hat, der weiss als Pilot auch nicht mehr, als ein Fussgänger.

 

Und um auch die Frage im Titel noch zu beantworten: Nein, die besseren Geographen sind Piloten auf keinen Fall! Denn zu wissen, wie bestimmte Flüsse, Berge, ... genannt werden macht einen in etwa so viel zu einem guten Geographen, wie Prozentrechnung zu einem Mathematiker. 

 

Florian

Bearbeitet von Chipart
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Und um auch die Frage im Titel noch zu beantworten: Nein, die besseren Geographen sind Piloten auf keinen Fall! Denn zu wissen, wie bestimmte Flüsse, Berge, ... genannt werden macht einen in etwa so viel zu einem guten Geographen, wie Prozentrechnung zu einem Mathematiker. 

 

Florian

...womit ich mir einen nächsten Titel verkneife:

 

"Sind Piloten die besseren Astronomen?"

...wenn sie nachts unter dem Sternenhimmel unterwegs sein sollten?-))..

 

Aber gute Meteorologen sind sie alleweil;

bzw. fast alle, und die Ausnahme bestätigt die Regel.

 

Gruss

Richard

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Aber gute Meteorologen sind sie alleweil;

bzw. fast alle, und die Ausnahme bestätigt die Regel.

Wahrscheinlich nicht so gute "Meteorologen" wie Bauern, aber im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung ganz passabel.

 

Im Ernst: Ich halte es für ziemlich absurd, jemanden, der während ein paar Stunden gelernt hat, Wetterberichte richtig zu lesen mit einem Wissenschaftler zu vergleichen, der das viele Jahre studiert hat.

Genau so wie sich Geographie nicht daran erschöpft, zu wissen, wie der Berg nebenan heisst ist es noch keine echte Meteorologie, eine heranziehende Warmfront an den Wolken zu erkennen und zu wissen, wie dahinter wahrscheinlich das Wetter ist.

Es wird nur extrem wenige Piloten geben, die auch nur in der Lage sind, aus dem Messwerten der Oberflächenwassertemperaturen im Atlantik die herrschenden Druckverhältnisse und daraus die Windgeschwindigkeiten auszurechnen geschweige denn Wettervorhersagemodelle zu entwickeln, betreiben und verbessern. 

 

Piloten sind (meist) die besseren Piloten - nicht mehr und nicht weniger. Und das ist gut so!

 

Florian

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Ja, ich glaube schon. Die Piloten sind die besseren Geographen als der Durchschnittsbürger. Der Pilot weiss nicht nur, dass es Nord, Ost, Süd und West gibt, ja er weiss sogar noch die Reihenfolge und wie sie auf der Landkarte liegen. Er weiss auch, was ein Grosskreis ist. Er weiss auch einen Kurs von A nach B aus der Karte zu bestimmen.

 

In einem fremden Land wird er sich anhand einer Karte sicherer bewegen. Auch auf dem Meer könnte er ein Schiff besser steuern, denn er weiss, was ein Kompass ist.

 

Der Durchschnittsbürger und die Durchschnittsbürgerin, sie wissen erstaunlich wenig über Geographie. "Was bringt mir das?"

 

Ich kutschierte mal einen geübten Berggänger vom Birrfeld ins Engadin. Er kannte die Alpen sehr gut. Aber bald hatte er keine Ahnung mehr, wo wir waren, die Berge und Täler sahen von oben total anders aus, als er es im Kopf hatte. Das hat mich überrascht.

 

Dann noch ein Spruch, den ich über ein pensioniertes Ehepaar hörte: Er war Geographielehrer und sie kannte auch keine Grenzen.

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Tendenziell sind Piloten sicher interessierter und versierter als Normalbuerger, alleine schon aus der Notwendigkeit heraus, sich moeglichst zu allen Zeiten und in allen Situationen orientieren zu koennen. Nur werden Piloten nicht automatisch Top Geographen sein. Ich hatte das Glueck, dass unser Geographielehrer noch in der Oberstufe zu Unterrichtsbeginn 5 bis 10 Minuten lang ein Geoquizz veranstaltete: Laenderumrisse beschriften, Fluesse benennen etc.. So haelt man sein Hirn fit.

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Ich kutschierte mal einen geübten Berggänger vom Birrfeld ins Engadin. Er kannte die Alpen sehr gut. Aber bald hatte er keine Ahnung mehr, wo wir waren, die Berge und Täler sahen von oben total anders aus, als er es im Kopf hatte. Das hat mich überrascht.

 

Wahrscheinlich würde es einem Piloten den Du (zu Fuss) in einem Tal absetzt ziemlich ähnlich gehen - auch wenn er schon oft über dieses Tal geflogen ist...

 

Florian

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Chipart schrieb:

..."ist es noch keine echte Meteorologie, eine heranziehende Warmfront an den Wolken zu erkennen und zu wissen, wie dahinter wahrscheinlich das Wetter ist"

------------

....vielleicht keine "echte" Meteorologie: Da gibt es das "Flieger Magazin" für Privatpiloten. Was da jeweils unter der Rubrik "Meteo Service" zu lesen ist, ist nicht von schlechten Eltern. Eine "Wetterecke" beinhaltet Quizfragen die weit darüber hinausgehen "eine heranziehende Warmfront and den Wolken zu erkennen und zu wissen, wie dahinter wahrscheinlich das Wetter ist".

 

Natürlich hast Du recht: "Sind Piloten die besseren Meteorologen?", liest sich als Titel etwas griffiger und knackiger als:

"Sind Piloten meteorologisch versierter als Herr und Frau Durchschnittsbürger, um 20.15 Uhr nach der Tagesschau auf die Karten des Wetterberichts guckend?" - was jedenfalls differenzierter ist - und den Tital hättest Du mir wohl eher durchgehen lassen;-)

Und so war's auch mit "Sind Piloten die besseren Geographen?" Da hatte ich gerade meinen boulevardistischen Moment B) ))

 

Richard

Bearbeitet von Reverser
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Es gibt auch schlechte Geografen unter den Berufspiloten. War mal von der Karibik nach Basel mit Airfrance (vor 2 Jahren). Umsteigen in Orly. In der Maschine für Basel hat der Cpt dann einen Flug nach Strassburg angekündigt, er wurde von der cabin korrigiert und entschuldigte sich. Der Flug verlief ereignislos , bis zum Absinken. Da erkannte ich aus dem Fenster den Rhein und die Checkpunkte um Colmarim Anflug für Strassburg (weil ich da schon oft als Hobbykutscher war - wie in Basel auch. Wir flogen dann eine lange Schleife, stiegen wieder und wechselten den Kurs Ri. Süden auf etwa FL115 ODER SO. PEINLICH...

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Da erkannte ich aus dem Fenster den Rhein und die Checkpunkte um Colmarim Anflug für Strassburg (weil ich da schon oft als Hobbykutscher war - wie in Basel auch. Wir flogen dann eine lange Schleife, stiegen wieder und wechselten den Kurs Ri. Süden auf etwa FL115 ODER SO. PEINLICH...

Wobei ich so eine Geschichte schon ein wenig komisch finde... Ich stelle mir einmal vor wenn ein Flugzeug anstatt nach Zürich Kurs auf Basel nimmt, dass dies einem Lotsen schon auch auffallen würde. Oder landet man in Strassburg ohne Flugsicherung?

 

Grüsse Ernst

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Da erkannte ich aus dem Fenster den Rhein und die Checkpunkte um Colmarim Anflug für Strassburg (weil ich da schon oft als Hobbykutscher war - wie in Basel auch. Wir flogen dann eine lange Schleife, stiegen wieder und wechselten den Kurs Ri. Süden auf etwa FL115 ODER SO. PEINLICH...

 

Nur um das zu verstehen: Du unterstellst den beiden Piloten also, dass sie aus Versehen VFR (wegen der "Checkpunkte") nach Strassburg fliegen wollten, obwohl sie IFR nach Basel hätten sollen?

 

Interessant!

 

Florian

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Nein, ich unterstelle gar nichts. Ich sage nur, dass ich das was ich sah und erlebte überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Uebrigens waren wir fast 15' verspätet. Es war eine Turboprop im Stil ATR 42 , EINE Möglichkeit wäre dass dies eine art improvisierte Holding war; ichverhoffte auch von Profis was zu vernehmen anstelle bashings..

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Es ist keine 30 Jahre her, da musste man zur Segelflugprüfung noch (Mittel-)Gebirge, Flüsse, Kanäle, etc. auswendig lernen und in einer blinden Karte eintragen können. Die Zeiten sind vorbei.

Das konnte ziemlich peinlich werden, wenn man seine Flugscheinprüfung vor 1989 und seine Fluglehrerprüfung danach ablegen wollte, und plötzlich wissen musste, dass es eine schwarze und eine weisse Elster gibt und wo der Teltowkanal verläuft... Ich bin wegen mangelnder DDR Kentnisse beinahe durchgefallen :blush:

 

Ansonsten würde ich mal sagen, Piloten haben die Chance sehr gute Geographen zu werden, aber nicht jeder nutzt sie. Ähnliches gilt für die Metorologie oder die Physik (Aerodynamik, Flugmechanik etc.), wenn man will, kann man sehr viel lernen.

Für manche ist es eben "nur ein Job", und alles was sie interessiert, ist dass sie in B ankommen, und das möglichst pünktlich. Das kann man niemandem vorwerfen, jeder darf Beruf und Interessen streng trennen.

 

Gruß

Ralf

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  • 3 Wochen später...

Ich glaube der Pilot sieht alles oberflächlich (Aus sicht des Geografen) und nur auf sein Fachgebiet bezogen. Ich bin zwar noch ein Greenhorn, aber kann auch schon viele Ortschaften, Flüsse, Thäler, Berge usw. der Schweiz auswendig da ich mal drübergeflogen bin. Aber ich könnte Dir niemals analysieren, was jetzt eine Erhöhte Bergspitze auf das Leben einzelner Dorfbewohner in dieser Region für Auswirkungen hat... Verstehst du was ich meine? 

 

gruss

 

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