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Mann schießt sich mit Schleudersitz versehentlich aus Militärjet


Gast

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Er hatte um einen ruhigen Flug gebeten und dann geht die Rafale in einen 47 Grad Steigflug mit +4 G und leveled off mit - 0,6 G. Angeblich könne man die Rafale in einer Trainingsmission gar nicht anders fliegen. Sonst hätte eine spezielle VIP-Spazierflugmission angeboten werden müssen. Die haben den Kerle also wie einen Sack Luftpost auf den hinteren Sitz geladen und mehr oder weniger gut festgezurrt und sind dann einfach ihr Standard-Training abgeflogen. 

 

Die Luftpost hat sich das nicht gefallen lassen... ?

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On 4/14/2020 at 4:54 PM, spornrad said:

Der Passagier war weder korrekt eingewiesen

(Habe gestern abend den "Fehler" gemacht, diesen Link zu öffnen zum franz. Originalbericht der BEA, dann hat mich das Thema bis zum späten Einschlafen nicht mehr losgelassen)

Das lese ich nicht so. Überhaupt sind ein paar eklatant (krass) schräge Dinge geschehen.

 

Ablauf

- im Kapitel 1.1.1.2 steht zum Ablauf, dass der Gast- ein "Chef der Versuchsabteilung einer Rüstungsfirma" ist, an einer andern Stelle wird der Gast als "Direktor einer Rüstungsfirma" bezeichnet.

- In der Zusammenfassung steht, dass der Gast mit seinen vier Mitarbeitern (der privaten Rüstungsfirma) zusammen mit dem Kommandanten der Luftwaffenbasis zu Mittag gegessen hatten. In der Beschreibung zu den Personen steht, dass der Cdt der betroffenen Rafale den Rang des Vize-Kommandandanten der Airbase hat ("second").

- Einer der Mitarbeiter der privaten Rüstungsfirma, welche dieses Event organisiert hat, war früher selbst Militärpilot und kannte die französische Luftwaffe. Er wollte das Programm an einem einzigen Tag durchziehen, so dass entgegen den Vorschriften die medizinische Tauglichkeitsuntersuchung in nur 35 Minuten (!) vor dem Mittagessen gemacht wurde. Das Resultat der Untersuchung mit der Auflage " Beschleunigungen mit weniger als 3 g" wurden dem Staffelführer telefonisch mitgeteilt, aber nicht dem untersuchten Passagier.

- Die Smartwatch des Pax wurde ausgelesen. Der 64 jährige Mann wies am ganzen Vormittag hohe Pulswere von 136 bis 142 p/min auf, die Untersuchung schätzte seine biologische Maximalpulszahl auf 156, somit war er bei 90% der Herzmuskel-Leistungsfähigkeit, und das am Boden bei Durchschnittsrahmenbedingungen [Anmerkung von mir: das ist kein sportlicher Körper. entweder war er übergewichtig oder sehr unsportlich oder andere Faktoren wie Raucher usw. spielen eine Rolle]. Der Bericht folgert daraus, dass der Gast schon ein enormes Stressniveau aufwies im Hinblick auf den Flug. Des weiteren wird erwähnt, dass der PAX ausser mit Verkehrsflugzeugen gar keine aviatische Erfahrung aufweist.

- Der Pressedienst der Airbase begleitete die Gäste und dokumentierte das Event. Der Bericht spricht von VIP-Besucher, und erwähnt dass jegliche Bedenken und Behinderungen des Vorhabens zurückgewiesen wurden.

- Im Bericht steht, dass die Armée de l'air häufig Gästeflüge ausführt. Dies erstaunt mich sehr, hat doch die Schweiz solche "Gästeflüge" in Mil-Jets schon seit dem Ende des Hunters unter extrem strenge Auflagen gestellt.

- Ich lese aus dem Bericht NICHT , dass der Pax den Schleudersitz gezogen hatte, sondern dass er sich an der unteren Auslöseschlaufe festgehalten hatte.

Unter der Annahme, dass er (mit Ausrüstung) ungefähr 100 kg wog (Photo von ihm im Bericht, Anmerkung weiter oben zur Fitness), dann ist es sonnenklar, dass die Beschleunigung von -0.63g  , also die entstehende Auslösekraft von ~620N beim Level off -Manöver der Rafale den Schleutersitz mit einer grossen Marge auslösen kann. Diese negative Beschleunigung tritt ja auch sehr plötzlich und kurz auf.

 

- Warum Martin B. den Cdt nicht auch "abgeschossen" hatte? Die Kampfweste des Pax hat Gürtelschnallen um die Beine, welche nicht festgezogen waren. Beim Ausstossen des Sitzes verhakte sich eine Gürtelschnalle am Gehäuse des Sequenzers und zerstörte diesen. Das ist ein unglaublicher Zufall, denn zum Einen bedeutet das, dass im Ernstfall der vordere Pilot nicht gerettet wird wenn's wirklich sein muss, und in diesem vorliegenden Fall nur dadurch die Maschine praktisch unversehrt erhalten blieb und die Tiefe und Vollständgikeit der Untersuchung so möglich war.

 

- Der Line-Maintenance (Flugzeugwart) hat meines Erachtens einige "problematische Punkte übersehen" oder - wie ich meine - Fehler gemacht:

  • Das rechte Bein des Anti-G-Anzug war gemäss Bericht nicht geschlossen, das hätte ihm beim Einsteigen-helfen auffallen müssen (längs dem Bein sind Reissverschlüsse eingenäht, die zum Sitzen, laufen, pissen..;-) geöffnet sind, aber für den Einsatz geschlossen werden müssen, weil sonst die Anti-G-Funktion wirkungslos ist- also das Blut bei 4g vom Oberkörper ungehindert in die Bauchgegend und die Beine "fährt"
  • Die Kampfweste war nicht richtig angezogen
  • Die Schultergurten waren nicht festgezurrt. Das ist bei einem Mil-Kampfjet eine grobe Verletzung der Dienstpflicht , denn in den Checks des Meccanos sind dies mandatory control points
  • Der Kinnriemen des Helms war nicht eingeschlauft / festgezurrt- was auch unzulässig ist und den Helm obsolet macht im Ernstfall (ist ihm abgefallen, als der Schleudersitz im Aufstieg in den Fahrtwind geriet)
  • Die Atemmaske war einseitig voll festgezurrt und auf der andern seite extrem lose. Dies ist typisch bei Abfertigung von Milpiloten in Doppelsitzern, weil sie bis zum Check vor Lineup miteinander frei sprechen wollen und Kabinenluft atmen, die Nase schnäutzen usw. Dann- vor dem Line-Up oder gar vor dem Power setzen, zurren sie die Maske fest, stellen ihr Visier ein und sind ready. Da dies ein absolut unerfahrener Zivilist nicht intus hat, müsste der Meccano eigentlich dem Gast den Helm und die Maske "starbereit" festzurren. (Manche Sauerstoffanlagen funktionieren erst richtig (resp. zeigen keine Alerts an), wenn der Kabinendruck aufgebaut ist und die Masken richtig sitzen.).
  • Der Gast hatte keines der beiden Visiere heruntergeklappt. Dies ist auch vom Meccano zu erledigen, da der Gast vermutlich mit den Handschuhen 'blind' die Bedienhebel der Visiere nicht finden würde- sowieso nicht unter G-Belastung..
  • Es gibt für die Doppelsitzer Rafale offenbar keine Vorgaben, wo die Hände eines Pax sich befinden müssen. Das ist ein eklatanter Punkt. Eine der Empfehlungen ist, die bei der franz. Marine offenbar existierenden Checklisteneinträge diesbezöglich in die Armée de l'air und die Rafale Manuals zu übernehmen!
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  • 3 Wochen später...

Das geht auch anders.
Bevor ich  bei der Deutschen Luftwaffe in einem Jet mitfliegen durfte,  wurde ich zuerst  vom Fliegerarzt gründlich untersucht. Dann ging es für 2 Tage zum  Flugmedizinischen Institut nach Fürstenfeldbruck. Dort wurde uns von den Medizinern all das vermittelt, was ein  Kampfflieger so wissen muss. Danach ab in die Unterdruckkammer, Sauerstoffmangel, Druckbeatmung und ein simulierten freien Fall erleben. Interessant, aber es gibt Schöneres. Schleudersitztraining, sich selbst  an so  eine Leiter hochschießen, wurde auch angeboten.  Das war freiwillig, ich habe es gemacht.  Da kriegt man einen ordenlichen Kick von unten,  und man ist oben, nicht schlimm.


Mein erster Flug in einem Jet überhaupt war dann ein Werkstattflug mit einer cleanen TF104.  Mein Pilot hat alles gezeigt, was mit der Maschine zu machen ist, einschließlich einer simulierten Notlandung  nach dem High-Key, Low-Key Verfahren.  Du kannst den Throttle festhalten, hörte ich von vorne.  Lieber nicht, dachte ich.
Nach der Landung war ich ziemlich geschafft, aber wir waren noch zu zweit.

Gruß!

Hans

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Am 8.5.2020 um 20:43 schrieb Hans Tobolla:

...................... Mein Pilot hat alles gezeigt, was mit der Maschine zu machen ist, einschließlich einer simulierten Notlandung  nach dem High-Key, Low-Key Verfahren.  Du kannst den Throttle festhalten, hörte ich von vorne.  Lieber nicht, dachte ich.
Nach der Landung war ich ziemlich geschafft, aber wir waren noch zu zweit.

Gruß!

Hans

 

Scheint ein guter Flieger gewesen zu sein, dein Pilot. Ich dachte immer, auf der F-104 wären engine-troubles diskussionslos ein Grund  zum ejecten gewesen?

 

Gruß

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Ja, das war so. Bei einem Defekt des Triebwerkes konnte der Pilot eigentlich nur noch versuchen, die Maschine an einer Stelle  abzulegen wo möglichst wenig  Schaden entsteht.  Mit dem Schleudersitz konnte man sich noch ganz in Bodennähe retten.  Das ist auch geschehen.   Dann gibt es noch die Simulated-Flame-Out-Verfahren. Beim High-Key entgegen der Anflugrichtung in einer festgelegten Höhe und Geschwindigkeit über den Platz,  Der Low-Key liegt dann  querab auf dem Gegenanflug, auch mit einer festgelegten  Geschwindigkeit und  Höhe.  Mit der F104 war das kein einfaches Manöver.  Das Flugzeug gleitet schlecht und  muss  mit ca, 220 Kts  und mit TO-Flaps angeflogen werden.  Mit Landeklappen musst die Grenzschicht durch Zapfluft von Triebwerk  beschleunigt werden.  Dazu war bei einem normalen Anflug  N1 ca. 93%. 

Ich denke, Laien gehören nicht in das Cockpit eines Kampfjets  und Piloten nur nach einer umfassenden   Einweisung.

 

Gruß!
Hans

 

 

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vor 2 Stunden schrieb Hans Tobolla:

.................... Beim High-Key entgegen der Anflugrichtung in einer festgelegten Höhe und Geschwindigkeit über den Platz,  Der Low-Key liegt dann  querab auf dem Gegenanflug, auch mit einer festgelegten  Geschwindigkeit und  Höhe.  Mit der F104 war das kein einfaches Manöver.  Das Flugzeug gleitet schlecht und  muss  mit ca, 220 Kts  und mit TO-Flaps angeflogen werden.  Mit Landeklappen musst die Grenzschicht durch Zapfluft von Triebwerk  beschleunigt werden.  Dazu war bei einem normalen Anflug  N1 ca. 93%. ................

 

 

Danke für deine Insider-Details! Jetzt weiß ich auch wieder, wo die Begriffe "High-Key" und "Low-Key" herkommen, die bei PPL-Inhabern regelmäßig für große Verwunderung sorgen, die nicht Südbayern ausgebildet worden sind.

 

vor 2 Stunden schrieb Hans Tobolla:

.........................

Ich denke, Laien gehören nicht in das Cockpit eines Kampfjets  und Piloten nur nach einer umfassenden   Einweisung.

 

 

Gruß!
Hans

 

 

 

Letzteres: eindeutig ja! Wenn einer körperlich tauglich ist, und nur als PAX mitfliegen will: warum nicht?

 

Gruß

Manfred

 

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